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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hat das Zweite Marinebataillon dort einen Kordon errichtet und den Zugang zur Stadt gesichert. Außerdem denken die Tölpel immer noch, daß wir demnächst Farcaster aufbauen, damit sie aus der Scheiße rauskönnen, in die sie sich selbst gebracht haben.«
    »Sie haben sich selbst dorthin gebracht?« fragte ich.
    Der Leutnant zuckte die Achseln. »Irgendwas müssen sie ja getan haben, daß die Ousters so sauer auf sie sind, oder nicht? Wir sind nur hier, um ihnen die Austern aus dem Feuer zu holen.«
    »Die Kastanien«, sagte Leigh Hunt.
    Der Kaugummi platzte. »Was auch immer.«
    Das Säuseln des Windes wurde zu einem Heulen, das man deutlich durch die Hülle hindurchhören konnte. Das Landungsboot ruckte zweimal, dann glitt es ruhig dahin – geheimnisvoll ruhig –, als wäre es zehn Meilen über dem Boden in einen Korridor aus Eis eingeflogen.
    »Ich wünschte, wir hätten ein Fenster«, flüsterte Leigh Hunt.
    Es war warm und stickig in dem Landungsboot. Das Schwanken war seltsam entspannend, als würde ein kleines Schiff auf den Wellen steigen und fallen. Ich machte für ein paar Minuten die Augen zu.
     

10
     
    Sol, Brawne, Martin Silenus und der Konsul tragen Ausrüstung, Het Masteens Möbiuskubus und den Leichnam von Pater Hoyt den langgestreckten Hang zum Eingang der Sphinx hinunter. Es schneit jetzt immer dichter, die Flocken vollführen über den ohnehin wandernden Dünenkämmen einen komplexen Tanz windgepeitschter Teilchen. Obwohl die Nacht laut den Komlogs zu Ende geht, ist im Osten keine Spur des Sonnenaufgangs zu sehen. Wiederholte Rufe über die Funkverbindung der Komlogs an Oberst Kassad sind unbeantwortet geblieben.
    Sol Weintraub zögert vor dem Eingang des Zeitgrabs mit Namen Sphinx. Er spürt die Präsenz seiner Tochter als Wärme unter dem Cape, als Auf und Ab von warmem Babyatem am Hals. Er hebt eine Hand, berührt das kleine Bündel und versucht, sich Rachel als junge, sechsundzwanzigjährige Frau vorzustellen, als Forscherin, die genau vor diesem Eingang innehält, bevor sie eintritt, um die Anti-Entropie-Geheimnisse der Zeitgräber zu erforschen. Sol schüttelt den Kopf. Seit diesem Augenblick sind sechsundzwanzig Jahre und ein ganzes Leben vergangen. In vier Tagen wird der Geburtstag seiner Tochter sein. Wenn Sol nicht etwas unternimmt, das Shrike findet, einen Pakt mit diesem Wesen abschließt, etwas tut, wird Rachel in vier Tagen sterben.
    »Kommen Sie, Sol?« ruft Brawne Lamia. Die anderen haben ihre Ausrüstung im ersten Raum verstaut, ein halbes Dutzend Meter hinter dem schmalen Korridor durch Gestein.
    »Ich komme«, ruft er und betritt das Grab, Leuchtkugeln und elektrische Lichter säumen den Tunnel, aber sie sind erloschen und von Staub bedeckt. Nur Sols Taschenlampe und der Schein einer kleinen Laterne von Kassad beleuchten den Weg.
    Der erste Raum ist klein, nicht mehr als vier mal sechs Meter. Die anderen Pilger haben ihr Gepäck an der hinteren Wand aufgeschichtet und Segeltuch und Schlafsäcke in der Mitte ausgebreitet. Zwei Laternen zischen und werfen kaltes Licht. Sol bleibt stehen und sieht sich um.
    »Der Leichnam von Pater Hoyt ist im Nebenraum«, sagt Brawne Lamia und beantwortet seine unausgesprochene Frage. »Dort ist es noch kälter.«
    Sol gesellt sich zu den anderen. Selbst so weit drinnen kann er das Prasseln von Sand und Schnee auf Stein hören.
    »Später wird der Konsul noch einmal das Komlog benützen«, sagt Brawne. »Gladstone die Situation erklären.«
    Martin Silenus lacht. »Das ist sinnlos. Völlig sinnlos. Sie weiß, was sie tut, und sie wird uns nie hier weglassen.«
    »Ich versuche es nach Sonnenaufgang«, sagt der Konsul. Seine Stimme klingt sehr müde.
    »Ich halte Wache«, sagt Sol. Rachel regt sich und schreit erschöpft. »Ich muß sowieso das Baby füttern.«
    Die anderen scheinen zu müde zum Antworten zu sein. Brawne lehnt sich an einen Rucksack, macht die Augen zu und atmet innerhalb von Sekunden schwer. Der Konsul zieht den Dreispitz tief in die Augen. Martin Silenus verschränkt die Arme und sieht wartend zur Tür.
    Sol Weintraub macht sich mit einem Nährpack zu schaffen; seine kalten und arthritischen Finger haben Schwierigkeiten mit dem Wärmstreifen. Er sieht in die Tasche und stellt fest, daß er nur noch zehn Packs und eine Handvoll Windeln hat.
    Das Baby trinkt, und Sol döst, ist fast eingeschlafen, als ein Geräusch sie alle weckt.
    »Was ist?« schreit Brawne und greift nach der Pistole ihres Vaters.
    »Pssst!« sagt der

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