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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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waren.
    Bevor einer von uns etwas sagen konnte, kam ein junger Offizier von FORCE:Weltraum in schwarzer Gefechtsuniform aus einem der Seitengänge, salutierte vor Hunt und sagte: »Willkommen an Bord der HS Hebrides, meine Herren. Admiral Nashita hat mich gebeten, seine Grüße auszurichten und Sie ins Gefechtskontrollzentrum zu bitten. Wenn Sie mir bitte folgen würden.« Mit diesen Worten drehte sich der junge Offizier um, griff nach einer Sprosse und zog sich in einen engen vertikalen Schacht.
    Wir folgten ihm, so gut wir konnten, wobei Hunt sich bemühte, die Reisetasche nicht fallen zu lassen, und ich darauf achtete, daß meine Finger nicht unter Hunts Absätzen zerquetscht wurden, während wir kletterten. Nach wenigen Metern wurde mir klar, daß die Schwerkraft hier viel weniger als Standard-Eins betrug, daß es sich tatsächlich gar nicht um eine Schwerkraft handelte, sondern um ein Gefühl, als würden viele kleine, aber beharrliche Hände mich nach ›unten‹ drücken. Ich wußte, daß Raumschiffe ein Sperrfeld Klasse eins durchs ganze Schiff zur Erzeugung einer künstlichen Schwerkraft benützten, aber hier bekam ich es zum ersten Mal am eigenen Leib zu spüren. Es war kein wirklich angenehmes Gefühl; der konstante Druck war mehr, als würde man sich gegen den Wind lehnen, und dieser Effekt trug noch mehr zur klaustrophobischen Atmosphäre der engen Flure, schmalen Luken und mit Ausrüstung vollgestopften Schotts bei.
    Die Hebrides war ein Drei-C-Schiff, Communication-Control-Command, und das Gefechtskontrollzentrum war sein Herz und Hirn – aber es war kein besonders eindrucksvolles Herz und Hirn.
    Der junge Offizier führte uns durch drei Luftschleusen, einen letzten Korridor entlang, an Marinewachtposten vorbei, salutierte und ließ uns in einem Zimmer stehen, das etwa zwanzig Quadratmeter messen mochte, aber so von Lärm, Personal und Ausrüstung erfüllt war, daß der erste Impuls war, vor der Schleuse stehenzubleiben, damit man Luft bekam.
    Gigantische Bildschirme waren keine zu sehen, aber Dutzende Offiziere von FORCE:Weltraum beugten sich über geheimnisvolle Displays, saßen verkabelt in Stimsimapparaten oder standen vor pulsierenden Schablonen, die sich von allen sechs Schotts zu erstrecken schienen. Männer und Frauen waren an ihre Stühle und Sensorkrippen geschnallt, abgesehen von einigen wenigen Offizieren – die überwiegend mehr wie hagere Buchhalter denn wie bärbeißige Raumratten aussahen –, die durch die schmalen Gänge schritten, Untergebene auf den Rücken klopften, nach mehr Informationen blafften und sich mit ihren eigenen Implantatsteckern in Konsolen einklinkten. Einer dieser Männer kam hastig zu uns herüber, betrachtete uns beide, salutierte vor mir und sagte: »M. Hunt?«
    Ich nickte zu meinem Begleiter.
    »M. Hunt«, sagte der übergewichtige junge Befehlshaber, »Admiral Nashita wird Sie jetzt empfangen.«
    Der Befehlshaber sämtlicher Streitkräfte der Hegemonie im Hyperion-System war ein kleiner Mann mit kurzem weißem Haar, einer glatteren Haut, als sonst in seinem Alter üblich und einem verbissenen, verkniffenen Gesichtsausdruck, der geschnitzt zu sein schien. Admiral Nashita trug Schwarz mit hohem Kragen und ohne Abzeichen, abgesehen von einer einzigen roten Zwergsonne auf dem Kragen. Seine Hände waren plump und sahen kräftig aus, aber die Nägel waren erst vor kurzem manikürt worden. Der Admiral saß auf einem kleinen Podest, umgeben von Ausrüstung und stummen Abrufschablonen. Geschäftigkeit und regsamer Irrsinn schienen um ihn herum zu schweben wie ein rauschender Bach um einen unerschütterlichen Fels.
    »Sie sind der Botschafter von Gladstone«, sagte er zu Hunt. »Wer ist das?«
    »Mein Attaché«, sagte Hunt.
    Ich widerstand dem Impuls, eine Augenbraue hochzuziehen.
    »Was wollen Sie?« fragte Nashita. »Wie Sie sehen können, sind wir beschäftigt.«
    Leigh Hunt nickte und sah sich um. »Ich habe einige Unterlagen für Sie, Admiral. Gibt es hier einen Ort, wo wir ungestört sind?«
    Admiral Nashita nickte, strich mit der Hand über einen Rheosensor, und die Luft hinter mir wurde dunkler und gerann zu einem halbfesten Nebel, als sich das Sperrfeld umgruppierte. Der Lärm der Gefechtskontrollkonsole verstummte. Wir drei befanden uns allein in einem Iglu der Ruhe.
    »Beeilen Sie sich«, sagte Admiral Nashita.
    Hunt klappte die Tasche auf und holte einen kleinen Umschlag mit dem Symbol des Regierungshauses heraus. »Eine vertrauliche Mitteilung von der

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