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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Regierungschefin«, sagte Hunt. »Zu lesen, wann es Ihnen beliebt, Admiral.«
    Nashita räusperte sich und legte den Umschlag beiseite.
    Hunt legte ihm einen größeren Umschlag auf den Schreibtisch. »Und dies ist ein Ausdruck der Senatsentscheidung bezüglich der Durchführung dieser ... äh ... militärischen Aktion. Wie Ihnen bekannt ist, möchte der Senat, daß es sich um ein schnelles Unternehmen handelt, um mit geringstmöglichen Verlusten begrenzte ... äh ... Tatsachen zu schaffen, gefolgt vom Standardangebot von Hilfe und Unterstützung für unseren neuen ... äh ... Kolonialposten.«
    Nashitas verkniffene Miene veränderte sich geringfügig. Er traf keine Anstalten, den Umschlag zu öffnen oder zu lesen, der den Willen des Senats ausdrückte. »Ist das alles?«
    Hunt ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Das ist alles, es sei denn, Sie möchten der Präsidentin durch mich eine persönliche Antwort zukommen lassen, Admiral.«
    Nashita sah ihn an. Seine kleinen, schwarzen Augen drückten keine aktive Feindseligkeit aus, lediglich eine Ungeduld, die – vermutete ich – erst gestillt sein würde, wenn der Tod diese Augen trübte. »Ich verfüge über eine private Fatlineverbindung zur Präsidentin«, sagte der Admiral. »Vielen Dank, M. Hunt. Augenblicklich keine Antwort. Wenn Sie jetzt freundlicherweise zum Farcasternexus mittschiffs zurückkehren und mich der weiteren Durchführung dieser militärischen Aktion überließen.«
    Das Sperrfeld um uns herum brach zusammen, Lärm schwappte über uns hinweg wie Wasser über einen schmelzenden Damm aus Eis.
    »Eines noch«, sagte Leigh Hunt, dessen leise Stimme fast im Fachchinesisch der Gefechtszentrale unterging.
    Der Admiral schwenkte den Stuhl herum und wartete.
    »Wir würden gerne den Planeten besuchen«, sagte Hunt. »Hyperion betreten.«
    Die verkniffene Miene des Admirals schien noch finsterer zu werden: »Die Leute von Präsidentin Gladstone haben nicht gesagt, daß ein Landungsboot bereitgestellt werden soll.«
    Hunt blinzelte nicht. »Generalgouverneur Lane weiß, daß wir kommen könnten.«
    Nashita sah auf eine Schablone, schnippte mit den Fingern und rief einem Major der Marines etwas zu, worauf dieser sofort herübergeeilt kam. »Sie müssen sich beeilen«, sagte der Admiral zu Hunt. »Von Schleuse zwanzig startet jeden Moment ein Kurier. Major Inverness wird Ihnen den Weg zeigen. Sie werden zum primären SprungSchiff zurückgebracht werden. Die HS Hebrides wird diese Position in dreiundzwanzig Minuten verlassen.«
    Hunt nickte und machte kehrt, um dem Major zu folgen. Ich trottete hinterher. Die Stimme des Admirals hielt uns auf.
    »M. Hunt«, rief er, »bitte richten Sie Präsidentin Gladstone aus, daß das Flaggschiff von nun an wegen Überlastung keine politischen Besucher mehr empfangen kann.« Nashita drehte sich zu flimmernden Schablonen und einer Reihe wartender Untergebener um.
    Ich folgte Hunt und dem Major in den Irrgarten zurück.
     
    »Es müßten Fenster hier sein.«
    »Was?« Ich hatte nachgedacht und nicht zugehört.
    Leigh Hunt hatte den Kopf in meine Richtung gedreht. »Ich war noch nie in einem Landungsboot ohne Fenster oder Sichtschirme. Es ist merkwürdig.«
    Ich nickte, sah mich um und bemerkte das vollgestopfte, enge Innere zum ersten Mal. Es stimmte, daß nur kahle Schotts und stapelweise Ausrüstung vorhanden waren, sonst befand sich nur ein junger Leutnant bei uns im Passagierbereich des Landungsboots. Dieses schien sich der klaustrophobischen Atmosphäre des Schlachtschiffs anzupassen.
    Ich wandte mich ab und konzentrierte mich wieder auf die Gedanken, die mich beschäftigten, seit wir Nashita verlassen hatten. Als ich den anderen zur Schleuse zwanzig gefolgt war, war mir plötzlich klar geworden, daß ich etwas nicht vermißte, obwohl ich sicher gewesen war, daß ich es vermissen würde. Meine Befürchtungen hinsichtlich dieser Reise hatten teilweise der Vorstellung gegolten, daß ich die Datensphäre verlassen mußte; das war etwa so, als würde sich ein Fisch überlegen, ob er das Meer verlassen sollte. Ein Teil meines Bewußtseins lag irgendwo untergetaucht in diesem Meer, dem Ozean der Daten und Komverbindungen von zweihundert Welten und dem Core, und alles war durch das unsichtbare Medium verknüpft, das früher einmal als Datenebene und heute nur noch als Megasphäre bekannt war.
    Während wir Nashita hinter uns ließen, fiel mir auf, daß ich die Brandung dieses elektronischen Meeres immer noch hören konnte –

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