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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Dichter und breitet die Arme aus, damit Ruhe eintritt.
    Irgendwo jenseits des Grabs ertönt das Geräusch erneut. Es ist tonlos und endgültig und schneidet durch Windheulen und Sandprasseln.
    »Kassads Gewehr«, sagt Brawne Lamia.
    »Oder das von jemand anderem«, flüstert Martin Silenus.
    Sie sitzen schweigend da und spitzen die Ohren. Eine ganze Weile ist kein Laut zu hören. Dann bricht mit einem Mal Lärm in der Nacht aus ... ein Lärm, bei dem sie alle zusammenzucken und sich die Ohren zuhalten. Rachel schreit vor Entsetzen auf, aber ihre Schreie sind in den Explosionen und dem Wüten außerhalb des Grabs nicht zu hören.
     

11
     
    Ich erwachte in dem Augenblick, als das Landungsboot aufsetzte. Hyperion, dachte ich, während ich noch damit beschäftigt war, meine Gedanken vom Nachhall des Traums zu trennen.
    Der junge Leutnant wünschte uns viel Glück und ging als erster hinaus, als sich das Irisschott öffnete und kühle, dünne Luft die stickige Überdruckatmosphäre der Kabine verdrängte. Ich folgte Hunt hinaus, eine Standard-Dockrampe hinunter, durch den Schildwall und auf den Asphalt.
    Es war Nacht, und ich hatte keine Ahnung, welche lokale Zeit man schrieb, ob der Terminator diesen Punkt des Planeten gerade überschritten hatte oder sich ihm näherte, aber es roch spät und schien spät zu sein. Es regnete sanft, ein leichtes Nieseln, das vom Salzgeruch des Meeres und einem frischen Hauch feuchter Vegetation parfümiert war. Scheinwerfer leuchteten an der fernen Umzäunung, rund zwanzig beleuchtete Türme warfen Lichtkegel auf die tiefhängenden Wolken. Ein halbes Dutzend junger Männer in Uniformen der Marines machten sich hastig daran, das Landungsboot zu entladen, und ich konnte den jungen Leutnant erkennen, der dreißig Meter rechts von uns brüsk mit einem Offizier sprach. Der kleine Raumhafen sah wie aus dem Geschichtsbuch aus, ein Kolonialhafen aus den Anfangstagen der Hegira. Primitive Rückstoßgruben und Landequadrate erstreckten sich eine Meile oder mehr zu einer dunklen Masse von Hügeln im Norden, Gerüste und Wartungstürme versorgten rings um uns herum zwanzig militärische Shuttles und kleine Kriegsschiffe, und das Landungsgebiet selbst war kreisförmig von militärischen Gebäuden mit Antennentürmen, violetten Sperrfeldern und einem großen Durcheinander von Gleitern und Flugzeugen umringt.
    Ich folgte Hunts Blick und sah, daß ein Gleiter auf uns zukam. Das blaugoldene geodätische Symbol der Hegemonie auf einer Tragfläche wurde vom Positionslicht beleuchtet; Regen floß über die vordere Kuppel und wurde von den Scheibenwischern als peitschender Vorhang aus Dunst weggeschleudert. Der Gleiter sank nach unten, eine Perspexkuppel teilte sich und klappte zusammen, und dann kam ein Mann heraus und eilte über den Asphalt auf uns zu.
    Er hielt Hunt die Hand hin. »M. Hunt? Ich bin Theo Lane.«
    Hunt schüttelte die Hand und deutete mit einem Kopfnicken auf mich. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Generalgouverneur. Das ist Joseph Severn.«
    Ich schüttelte Lane die Hand und erlebte beim Kontakt einen Schock der Erkenntnis. Ich erinnerte mich an Theo Lane durch die déjà vu-Nebel der Erinnerungen des Konsuls, wußte von den Jahren, als der junge Mann Vizekonsul gewesen war, aber auch von einem kurzen Wiedersehen letzte Woche, als er alle Pilger begrüßt hatte, ehe diese mit der Schwebebarke Benares flußaufwärts aufgebrochen waren. Er schien älter zu sein als noch vor sechs Tagen. Aber der widerborstige Haarschopf auf seiner Stirn war derselbe, ebenso die archaische Brille, die er trug, und der knappe, feste Händedruck.
    »Freut mich, daß Sie Zeit gefunden haben, auf dem Planeten zu landen«, sagte Generalgouverneur Lane zu Hunt. »Ich habe der Präsidentin einige Mitteilungen zu machen.«
    »Darum sind wir hier«, sagte Hunt. Er sah blinzelnd in den Regen. »Wir haben etwa eine Stunde. Können wir uns irgendwo abtrocknen?«
    Der Generalgouverneur ließ ein jugendliches Lächeln aufblitzen. »Das Feld hier ist selbst um 05.20 Uhr ein Tollhaus, und das Konsulat wird belagert. Aber ich kenne einen Platz.« Er deutete auf den Schweber.
    Als wir starteten, stellte ich fest, daß zwei Gleiter der Marines mit uns Schritt hielten, aber ich war dennoch überrascht, daß der Generalgouverneur einer Protektoratswelt sein eigenes Vehikel flog und nicht ständig von Leibwächtern begleitet wurde. Dann fiel mir ein, was der Konsul den anderen Pilgern über Theo Lane erzählt hatte – über

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