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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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in Jacktown ist es zu Plünderungen von Lebensmittellagern gekommen.«
    Hunt nickte und sah, wie die Stadt näher kam. Die Gebäude waren nieder, kaum eines mehr als fünf Stockwerke hoch, die weißen und pastellfarbenen Wände leuchteten hell im schrägen Licht der Morgensonne. Ich sah Hunt über die Schulter und erblickte den flachen Berg mit dem eingemeißelten Gesicht des Traurigen Königs Billy, das über dem Tal brütete. Der Hoolie floß durch das Zentrum der Altstadt, verlief gerade nach Nordwesten zum unsichtbaren Bridle Range und verschwand hinter einer Biegung in den Wehrholzmarschen im Südosten, wo er, wie ich wußte, an der Oberen Mähne sich zu einem Delta verbreiterte. Nach der traurigen Enge der Flüchtlingslager sah die Stadt entvölkert und friedlich aus, aber noch während wir auf den Fluß hinabstießen, bemerkte ich den militärischen Verkehr, die Panzer und APCs und GAVs an Kreuzungen und in Parks, und keines hatte die Tarnpolymere aktiviert, damit die Fahrzeuge absichtlich noch bedrohlicher aussahen. Dann sah ich die Flüchtlinge in der Stadt: provisorische Zelte auf den Plätzen und Straßen, Tausende schlafende Gestalten auf den Gehwegen wie viele Bündel schmutziger Wäsche, die darauf warteten, daß sie abgeholt wurden.
    »Vor zwei Jahren lag die Bevölkerungszahl von Keats bei zweihunderttausend«, sagte Generalgouverneur Lane. »Heute bringen war es einschließlich der Elendsviertel auf dreieinhalb Millionen.«
    »Ich dachte, es leben nicht einmal fünf Millionen Menschen auf dem Planeten«, sagte Hunt, »einschließlich Eingeborene.«
    »Das stimmt«, sagte Lane. »Daran ersehen Sie, warum hier alles zusammenbricht. Die beiden anderen größeren Städte, Port Romance und Endymion, beherbergen den größten Teil der restlichen Flüchtlinge. Die Fiberplastikplantagen auf Aquila sind verlassen und werden wieder von Dschungel und Flammenwäldern überwuchert, die Farmgürtel an der Mähne und den Neun Schwänzen produzieren nicht mehr – und wenn doch, können sie ihre Lebensrnittel nicht zum Markt schaffen, weil das zivile Transportsystem zusammengebrochen ist.«
    Hunt sah, wie der Fluß näher kam. »Was unternimmt die Regierung?«
    Theo Lane lächelte. »Sie wollen sagen, was ich tue? Nun, die Krise braut sich schon seit fast drei Jahren zusammen. Der erste Schritt war, den Heimat-Regierungsrat aufzulösen und Hyperion formell ins Protektorat einzubringen. Nachdem ich die Befugnis hatte, habe ich die verbliebenen Transitfirmen und Fuhrunternehmen verstaatlicht – nur das Militär fliegt hier noch mit Gleitern – und den Selbstschutztrupp aufgelöst.«
    »Aufgelöst?« fragte Hunt. »Man sollte meinen, Sie würden ihn einsetzen.«
    Generalgouverneur Lane schüttelte den Kopf. Er berührte behutsam, aber zuversichtlich die Omnikontrolle, worauf sich der Gleiter spiralförmig aufs Zentrum von Keats hinabsenkte. »Sie waren mehr als nutzlos«, sagte er, »sie waren gefährlich. Ich war nicht besonders betroffen, als die Legion ›Kämpfende Dritte‹ nach Norden gezogen und einfach verschwunden ist. Sobald die FORCE:Bodentruppen und Marines gelandet waren, habe ich alle anderen Tölpel vom SST entwaffnen lassen. Sie waren für den überwiegenden Teil der Plünderungen verantwortlich. Hier bekommen wir ein Frühstück und können uns unterhalten.«
    Der Gleiter schwebte dicht über dem Fluß, kreiste ein letztes Mal und setzte dann behutsam im Innenhof eines uralten Bauwerks auf, das aus Stein und Balken und mit phantasievoll gestalteten Fenstern erbaut worden war: Cicero's. Noch bevor Theo Lane Hunt gesagt hatte, worum es sich handelte, erkannte ich das Lokal, weil die Pilger ebenfalls hier gewesen waren – das alte Restaurant/Pub/Gasthaus lag im Herzen von Jacktown und erstreckte sich auf neun Etagen über vier Gebäude; seine Balkone und Erker und Stege aus dunklem Wehrholz hingen auf einer Seite über den trägen Hoolie und auf der anderen über die schmalen Gassen von Jacktown. Cicero's war älter als das Felsgesicht des Traurigen Königs Billy, seine düsteren Nischen und tiefen Weinkeller waren für den Konsul in den Jahren seines Exils die wahre Heimat gewesen.
    Stan Leweski empfing uns am Hoftor. Der große und breitschultrige Mann mit seinem dunklen und rissigen Steingesicht war das Cicero's, ebenso wie es sein Vater, Großvater und Urgroßvater vor ihm gewesen waren.
    »Verdammt!« rief der Riese und schlug dem Generalgouverneur/de facto-Diktator dieser Welt so fest auf die

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