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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Sol zog den Hitzestreifen an einer Nahrungspackung ab.
    »Wissen Sie noch«, sagte der Konsul, »wie M. Masteen gestern in Edge so viel Aufhebens um die Kiste gemacht hat? Er sprach davon, als wäre sie eine Geheimwaffe.«
    »Eine Waffe?«, sagte Lamia.
    »Natürlich!«, sagte Kassad plötzlich. »Ein Erg!«
    »Erg?« Martin Silenus betrachtete die kleine Kiste. »Ich habe gedacht, Ergs wären diese Kraftfeldfresser, die die Tempelritter auf ihren Baumschiffen einsetzen.«
    »Das sind sie«, sagte der Konsul. »Man fand diese Wesen vor etwa drei Jahrhunderten – sie lebten auf Asteroiden rund um Aldebaran. Körpergröße wie die einer Katze, ein piezoelektrisches Nervensystem in Siliziumknorpel, aber sie ernähren sich von – und manipulieren – Kraftfeldern von der Größe, wie sie von kleinen Spinschiffen erzeugt werden.«
    »Und wie bekommt man das alles in so eine kleine Kiste?«, fragte Silenus und betrachtete den Möbiuskubus. »Spiegel?«
    »In gewisser Weise«, sagte Kassad. »Das Feld des Dings wird gedämpft. Es verhungert nicht und ernährt sich nicht. Wie bei
uns in der kryonischen Fuge. Und dies muss ein kleiner sein. Sozusagen ein Welpe.«
    Lamia strich über die Metallkante. »Tempelritter kontrollieren diese Wesen? Kommunizieren mit ihnen?«
    »Ja«, sagte Kassad. »Niemand ist ganz sicher, wie das geht. Das ist ein Geheimnis der Bruderschaft. Aber Het Masteen muss überzeugt gewesen sein, dass der Erg ihn retten würde vor …«
    »Dem Shrike«, sagte Silenus. »Der Tempelritter hat gedacht, dass dieser Energiekobold seine Geheimwaffe sein würde, wenn er dem Herrn der Schmerzen gegenübersteht.« Der Dichter lachte.
    Pater Hoyt räusperte sich. »Die Kirche hat den Beschluss der Hegemonie akzeptiert, dass diese … Wesen – Ergs – keine vernunftbegabten Geschöpfe sind und daher nicht für die Erlösung in Frage kommen.«
    »Oh, aber sie sind vernunftbegabt, Pater, kein Zweifel«, sagte der Konsul. »Sie nehmen viel besser wahr, als wir uns das je vorstellen können. Aber wenn Sie intelligent meinen … bewusst … dann haben Sie es mit etwas zu tun, das man mit einem klugen Grashüpfer vergleichen könnte. Sind Grashüpfer Kandidaten für die Erlösung?«
    Hoyt antwortete nicht. Brawne Lamia sagte: »Nun, offenbar hat Kapitän Masteen gedacht, dass dieses Ding seine Erlösung sein würde. Etwas ist schiefgegangen.« Sie betrachtete die blutverschmierten Schotts und die trocknenden Flecken auf dem Boden. »Gehen wir hier raus.«
     
    Der Windwagen geriet in zunehmend heftigere Böen, als das Unwetter sich von Nordosten näherte. Fetzen weißer Wolkenbanner rasten unter der niedrigen grauen Decke der Gewitterfront dahin. Das Gras wogte und bog sich unter den kalten Winden. Blitze erhellten den Himmel, gefolgt von Donnergrollen,
das wie Warnschüsse über den Bug des Windwagens dahinhallte. Die Pilger beobachteten das Naturschauspiel schweigend, bis die ersten eiskalten Regentropfen sie nach unten in die Kabine im Heck trieben.
    »Das war in seiner Tasche«, sagte Brawne Lamia und hielt ein Stück Papier mit der Nummer 5 darauf hoch.
    »Also hätte Masteen seine Geschichte als Nächster erzählen müssen«, murmelte der Konsul.
    Martin Silenus kippte seinen Stuhl, bis er mit dem Rücken die hohen Fenster berührte. Im Licht des Gewitters wirkten seine Satyrzüge leicht dämonisch. »Es gibt noch eine Möglichkeit« , sagte er. »Vielleicht hat jemand, der seine Geschichte noch nicht erzählt hat, die Nummer fünf gehabt und den Tempelritter getötet, damit er die Plätze tauschen kann.«
    Lamia sah den Dichter an. »Das müssten der Konsul oder ich sein«, sagte sie kalt.
    Silenus zuckte mit den Achseln.
    Brawne Lamia zog ein Stück Papier aus dem Gewand. »Ich habe die Nummer sechs«, sagte sie. »Was hätte ich gewonnen? Ich komme sowieso als Nächste dran.«
    »Dann musste vielleicht verhindert werden, dass Masteen etwas Bestimmtes preisgab«, sagte der Dichter. Er zuckte wieder mit den Achseln. »Ich persönlich bin der Meinung, das Shrike hat angefangen, uns abzumurksen. Wie konnten wir denken, wir dürften bis zu den Zeitgräbern vordringen, wo das Ding doch Menschen von hier bis nach Keats abschlachtet?«
    »Dies ist etwas anderes«, sagte Sol Weintraub. »Dies ist die Pilgerfahrt zum Shrike.«
    »Na und?«
    Im folgenden Schweigen ging der Konsul zum Fenster. Vom Wind verwehte Regenschleier hüllten das Meer ein und brachten die bleigefassten Scheiben zum Klirren. Der Wagen

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