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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Danke.«
    Johnny nahm meine rechte Hand in seine beiden. Seine Finger waren länger als meine. Meine waren kräftiger.
    »Machen Sie die Augen zu«, sagte er.
    Ich gehorchte. Es gab keinen Übergang: Eben noch saß ich im Blue Lotus in der Red Dragon Street, und im nächsten war ich … nirgendwo. Irgendwo. Schwebte durch die grau-blaue Dateiebene, raste über chromgelbe Informationshighways, kam über, unter und durch große Städte leuchtender Informationsspeicher; rote Wolkenkratzer, in schwarzes Sicherheitseis gehüllt, simple Einheiten wie persönliche Konten oder Firmenspeicher, die wie brennende Raffinerien in der Nacht blitzten. Und über allem, gerade außerhalb des Blickfelds, wie in einem gekrümmten Raum, hingen die gigantischen Klötze der KIs, deren einfachste Kommunikationen wie violettes Wetterleuchten an unendlichen Horizonten blitzten. Irgendwo in der Ferne, fast verloren im Irrgarten aus dreidimensionalem Neonlicht, das eine winzige Bogensekunde in der unglaublichen Datensphäre einer kleinen Welt trennte, spürte
ich mehr, als ich sah, wie diese sanften mandelfarbenen Augen auf mich warteten.
    Johnny ließ meine Hand los. Er brach meinen Glückskeks auf. Auf dem Papierstreifen stand: INVESTIEREN SIE KLUG IN NEUE UNTERNEHMEN.
    »Himmel«, flüsterte ich. BB hatte mich schon auf Flüge durch die Dateiebene mitgenommen, aber ohne Stecker war das Erlebnis nur ein Schatten von dem eben gewesen. Es war wie der Unterschied zwischen einem Feuerwerk, das man als Schwarzweißholo sah, oder einem, bei dem man tatsächlich dabei war. »Wie machen Sie das?«
    »Werden Sie morgen mit dem Fall weiterkommen?«, fragte er.
    Ich erlangte die Fassung zurück. »Morgen«, sagte ich, »gedenke ich ihn aufzuklären.«
     
    Nun, vielleicht nicht gerade aufklären, aber wenigstens etwas Bewegung in die Sache bringen. Der letzte Posten auf Johnnys Kreditabrechnung war eine Bar auf Renaissance V gewesen. Ich hatte mich natürlich gleich am ersten Tag dort umgesehen und mich mit einigen der Stammgäste unterhalten, da es keinen menschlichen Barkeeper gab, aber niemand gefunden, der sich an Johnny erinnerte. Ich war danach zweimal mit ebenso geringem Erfolg dort gewesen. Aber am dritten Tag ging ich hin und wollte bleiben, bis sich etwas tat.
    Die Bar war eindeutig nicht in der Klasse des Etablissements aus Holz und Messing, das Johnny und ich auf TC 2 besucht hatten. Sie lag im zweiten Stock eines heruntergekommenen Gebäudes in einer übel beleumundeten Gegend zwei Blocks von der Bibliothek entfernt, wo Johnny seine Tage verbrachte. Keine Bar, wo er auf dem Weg zur Farcasterplaza Station machen würde, aber eine, wo er landen konnte, wenn er jemand in oder nahe der Bibliothek
traf – jemand, der sich in aller Abgeschiedenheit mit ihm unterhalten wollte.
    Ich war sechs Stunden dort, und die salzigen Erdnüsse und das schale Bier hingen mir zum Hals raus, als ein alter Penner reinkam. Da er nicht in der Tür stehenblieb und sich umsah, sondern gleich zu einem kleinen Tisch im hinteren Teil ging und einen Whiskey bestellte, noch bevor der Servomech richtig zum Stillstand gekommen war, ging ich davon aus, dass es sich um einen Stammgast handeln musste. Als ich mich zu ihm an den Tisch setzte, stellte ich fest, dass er weniger ein Penner war als vielmehr ein Beispiel für die müden Männer und Frauen, die ich in den Trödelläden und Schaubuden hier in der Gegend gesehen hatte. Er blinzelte mit niedergeschlagenen Augen zu mir auf.
    »Darf ich mich setzen?«
    »Kommt drauf an, Schwester. Was verkaufen Sie?«
    »Ich kaufe.« Ich setzte mich, stellte das Bierglas auf den Tisch und schob ihm ein Flachfoto von Johnny hinüber, wie er die Farcasternische auf TC 2 betrat. »Den Kerl schon mal gesehen?«
    Der alte Mann sah sich das Foto an und richtete seine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder auf den Whiskey. »Vielleicht.«
    Ich winkte dem Mech und bestellte noch eine Runde. »Wenn Sie ihn gesehen haben, ist heute Ihr Glückstag.«
    Der alte Mann schnaubte und strich mit dem Handrücken über die grauen Stoppeln auf seiner Wange. »Wenn das so ist, dann wäre es der erste seit ziemlich langer Zeit.« Er sah mich an. »Wie viel? Wofür?«
    »Informationen. Wie viel, das hängt von den Informationen ab. Haben Sie ihn gesehen?« Ich holte einen Schwarzmarkschein  – einen Fünfziger – aus der Tasche.
    »Ja.«

    Ich legte den Schein auf den Tisch, behielt aber die Hand drauf. »Wann?«
    »Letzten Dienstag. Dienstagmorgen.«
    Das

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