Die Hyperion-Gesänge
Admirals schien noch finsterer zu werden: »Die Leute von Präsidentin Gladstone haben nicht gesagt, dass ein Landungsboot bereitgestellt werden soll.«
Hunt blinzelte nicht. »Generalgouverneur Lane weiß, dass wir kommen könnten.«
Nashita sah auf eine Schablone, schnippte mit den Fingern und rief einem Major der Marines etwas zu, worauf dieser sofort
herübergeeilt kam. »Sie müssen sich beeilen«, sagte der Admiral zu Hunt. »Von Schleuse zwanzig startet jeden Moment ein Kurier. Major Inverness wird Ihnen den Weg zeigen. Sie werden zum primären Sprungschiff zurückgebracht werden. Die HS Hebrides wird diese Position in dreiundzwanzig Minuten verlassen.«
Hunt nickte und machte kehrt, um dem Major zu folgen. Ich trottete hinterher. Die Stimme des Admirals hielt uns auf.
»M. Hunt«, rief er, »bitte richten Sie Präsidentin Gladstone aus, dass das Flaggschiff von nun an wegen Überlastung keine politischen Besucher mehr empfangen kann.« Nashita drehte sich zu flimmernden Schablonen und einer Reihe wartender Untergebener um.
Ich folgte Hunt und dem Major in den Irrgarten zurück.
»Es müssten Fenster hier sein.«
»Was?« Ich hatte nachgedacht und nicht zugehört.
Leigh Hunt hatte den Kopf in meine Richtung gedreht. »Ich war noch nie in einem Landungsboot ohne Fenster oder Sichtschirme. Es ist merkwürdig.«
Ich nickte, sah mich um und bemerkte das vollgestopfte, enge Innere zum ersten Mal. Es stimmte, dass nur kahle Schotts und stapelweise Ausrüstung vorhanden waren, sonst befand sich lediglich ein junger Leutnant bei uns im Passagierbereich des Landungsboots. Dieses schien sich der klaustrophobischen Atmosphäre des Schlachtschiffs anzupassen.
Ich wandte mich ab und konzentrierte mich wieder auf die Gedanken, die mich beschäftigten, seit wir Nashita verlassen hatten. Als ich den anderen zur Schleuse zwanzig gefolgt war, war mir plötzlich klar geworden, dass ich etwas nicht vermisste, obwohl ich sicher gewesen war, dass ich es vermissen würde. Meine Befürchtungen hinsichtlich dieser Reise hatten teilweise der Vorstellung gegolten, dass ich die Datensphäre
verlassen musste; das war etwa so, als würde sich ein Fisch überlegen, ob er das Meer verlassen sollte. Ein Teil meines Bewusstseins lag irgendwo untergetaucht in diesem Meer, dem Ozean der Daten und Komverbindungen von zweihundert Welten und dem Core, und alles war durch das unsichtbare Medium verknüpft, das früher einmal als Datenebene und heute nur noch als Megasphäre bekannt war.
Während wir Nashita hinter uns ließen, fiel mir auf, dass ich die Brandung dieses elektronischen Meeres immer noch hören konnte – weit entfernt, aber konstant, wie das Geräusch der Gischt eine halbe Meile vom Ufer entfernt –, und ich hatte mich bemüht, das während des hastigen Laufs zum Landungsboot, dem Anschnallen und Abdocken und dem zehnminütigen cislunaren Flug zu den Ausläufern der Atmosphäre von Hyperion zu verstehen.
FORCE brüstete sich damit, dass sie ihre eigenen Künstlichen Intelligenzen sowie ihre eigenen Datensphären und Computereinrichtungen benützten. Der vorgebliche Grund dafür war die Erfordernis, in den unendlichen Weiten zwischen Netzwelten zu operieren, den dunklen und stillen Räumen zwischen den Sternen und außerhalb der Megasphäre des Netzes, aber der wahre Grund bestand überwiegend darin, dass FORCE seit Jahrhunderten ein geradezu besessenes Bestreben an den Tag legte, vom TechnoCore unabhängig zu bleiben. Und doch konnte ich an Bord eines FORCE-Schiffs inmitten einer FORCE-Armada in einem System, das weder zum Netz gehörte noch Protektorat war, dasselbe beruhigende Hintergrundmurmeln von Daten und Energie empfangen wie überall sonst im Netz. Interessant.
Ich dachte an die Verbindungen, die der Farcaster dem Hyperion-System gebracht hatte: nicht nur die Haltesphäre für Sprungschiffe und Farcaster, die wie ein glänzender neuer Mond am L3-Punkt von Hyperion schwebte, sondern auch
Meilen von Gigakanal-Fiberoptikkabeln, die sich durch permanente Sprungschiff-Farcasterportale schlängelten, Mikrowellenrepetitoren, die mechanisch wenige Zentimeter große Klappen schlossen, um ihre Botschaften fast in Echtzeit zu wiederholen, zahmen KIs auf Kommandoschiffen, die neue Verbindungen zum Mount-Olympus-Oberkommando auf dem Mars und anderswo verlangten und bekamen. Irgendwie hatte sich die Datensphäre eingeschlichen, was den Maschinen und ihren Bedienern und den Verbündeten von FORCE möglicherweise
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