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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Verhandlungen wären unbedingt abhängig von …«
    »Moment«, sagte Gladstone.
    Die Datenkolonnen zeigten mittlerweile über hundert Kriegsschiffe der Ousters im Orbit um Heaven’s Gate. Die Bodentruppen dort hatten Anweisung, erst zu feuern, wenn das Feuer auf sie eröffnet wurde; auf den über dreißig Panoramen, die ins Stabszimmer gefatlinet wurden, war keinerlei Aktivität zu sehen.
    Plötzlich jedoch leuchtete die Wolkendecke über Mudflat City auf, als wären Scheinwerfer eingeschaltet worden. Ein Dutzend breite Strahlen gebündelten Lichts schossen auf Bucht und Stadt hinunter, was die Illusion von Suchscheinwerfern
verstärkte – Gladstone hatte den Eindruck, als wären gigantische weiße Säulen zwischen dem Boden und der Wolkendecke errichtet worden.
    Diese Illusion fand ein jähes Ende, als ein Wirbelwind von Flammen und Zerstörung am Ende jeder dieser hundert Meter durchmessenden Lichtsäulen ausbrach. Das Wasser in der Bucht kochte, bis gewaltige Dampfgeysire die Kameras unmittelbar vor Ort umwölkten. Die Luftaufnahmen zeigten, wie jahrhundertealte Gebäude in der Stadt in Flammen aufgingen und implodierten, als würde ein Tornado sie erfassen. Die im ganzen Netz berühmten Gärten und Parks der Promenade fingen an zu brennen und explodierten in Schmutz und fliegenden Trümmern, als zöge ein unsichtbarer Pflug durch sie hindurch. Zweihundert Jahre alte Pferdeschweiffarne beugten sich wie in einem Wirbelsturm, gingen in Flammen auf und waren dahin.
    »Lanzen von einem Schlachtschiff der Bowers-Klasse«, sagte Admiral Singh in das Schweigen. »Oder dem entsprechenden Gegenstück der Ousters.«
    Die Bodenkameras fielen eine nach der anderen aus. Das Panorama von der Atmosphäreerzeugungsstation verschwand in einem weißen Blitz.
    Die Luftkameras waren schon längst ausgefallen. Die rund zwanzig verbliebenen Bodensonden erloschen ebenfalls, eine mit einem so grellroten Leuchten, dass sich alle im Raum die Augen rieben.
    »Plasmaexplosionen«, sagte Van Zeidt. »Untere Megatonnenklasse.« Das Bild war von einem Luftverteidigungskomplex von FORCE :Marine nördlich des Intercity-Kanals übermittelt worden.
    Plötzlich erloschen alle Bilder. Die Datenkolonnen hörten auf. Die Saalbeleuchtung ging an, um eine so plötzliche Dunkelheit zu kompensieren, dass allen der Atem stockte.

    »Der primäre Fatlinesender wurde vernichtet«, sagte General Morpurgo. »Er befand sich im Hauptstützpunkt von FORCE bei High Gate. Unter unseren stärksten Sperrfeldern, fünfzig Metern Fels und zehn Metern gehärteter Stahllegierung.«
    »Gezielte Nuklearsätze?«, fragte Barbre Dan-Gyddis.
    »Mindestens«, sagte Murpurgo.
    Senator Kolchev erhob sich, sein gedrungener lusischer Körper drückte eine fast bedrohliche Dringlichkeit aus. »Nun gut. Das ist kein verdammter Schachzug, um zu verhandeln. Die Ousters haben gerade eine Welt des Netzes in Asche verwandelt. Es handelt sich um einen totalen, unbarmherzigen Krieg. Das Überleben der Zivilisation steht auf dem Spiel. Was machen wir jetzt?«
    Aller Augen richteten sich auf Meina Gladstone.
     
    Der Konsul zerrte einen halb bewusstlosen Theo Lane aus dem Wrack des Gleiters, legte sich den Arm des jüngeren Mannes über die Schultern und schleppte sich so fünfzig Meter weiter, bevor er auf einem Grasstreifen unter Bäumen am Ufer des Hoolie zusammenbrach. Der Gleiter brannte nicht, lag aber zerschellt an der eingestürzten Steinmauer, wo er schließlich zum Stillstand gekommen war. Metalltrümmer und Keramikpolymer lagen am Ufer und dem verlassenen Boulevard verstreut.
    Die Stadt brannte. Rauch verdeckte den Blick über den Fluss, und dieser Teil von Jacktown, der Altstadt, sah aus, als wären zahlreiche Scheiterhaufen angezündet worden, von denen dicke Rauchsäulen zur niedrigen Wolkendecke emporstiegen. Gefechtslaser und Raketenspuren zogen sich durch den Dunst und explodierten an Landungsbooten, Fallschirmspringern hinter Sperrfeldern und Suspensionsfeldkugeln, die durch die Wolken sanken wie Spreu von einem soeben abgeernteten Feld.

    »Theo, alles in Ordnung?«
    Der Generalgouverneur nickte, wollte die Brille an der Nase hinaufschieben und hielt verblüfft inne, als er feststellte, dass seine Brille nicht mehr da war. Blut war auf Theos Stirn und Armen verschmiert. »Kopf angeschlagen«, sagte er benommen.
    »Wir müssen dein Komlog benützen«, sagte der Konsul. »Jemand muss herkommen und uns abholen.«
    Theo nickte, hob den Arm und betrachtete stirnrunzelnd

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