Die Hyperion-Gesänge
sein Handgelenk. »Fort«, sagte er. »Das Komlog ist fort. Muss im Gleiter nachsehen.« Er versuchte aufzustehen.
Der Konsul zog ihn wieder nach unten. Sie befanden sich im Schatten einiger ausladender Bäume, aber der Gleiter lag im Freien und ihre Bruchlandung war vielleicht nicht unbemerkt geblieben. Der Konsul hatte mehrere bewaffnete Soldaten gesehen, die die Straße entlanggelaufen kamen, während der Gleiter zur Bruchlandung ansetzte. Es konnte sich um SST oder Ousters oder sogar Marines der Hegemonie handeln, aber der Konsul stellte sich vor, welchem Herrn sie auch immer dienten, sie würden schießwütig sein. »Vergiss es«, sagte er. »Wir suchen ein Telefon. Rufen im Konsulat an.« Er sah sich um und identifizierte das Viertel der Lagerhäuser und Steinbauwerke, wo sie gelandet waren. Einige hundert Meter flussaufwärts stand eine verlassene alte Kathedrale, deren Sakristei verfallend über den Fluss hing. »Ich weiß, wo wir sind«. »Nur einen oder zwei Blocks vom Cicero’s entfernt. Komm mit!« Er zog Theos Arm über seinen Kopf auf die Schulter und wuchtete den Verletzten auf die Füße.
»Cicero’s ist gut«, murmelte Theo. »Könnte einen Drink gebrauchen.«
Das Knattern von Projektilfeuer und als Antwort ein Zischen von Energiewaffen ertönte aus der Straße im Süden. Der Konsul verlagerte so viel von Theos Gewicht, wie er aushalten
konnte, auf sich selbst und ging halb laufend, halb taumelnd den schmalen Weg neben dem Fluss entlang.
»Oh, verdammt«, flüsterte der Konsul.
Das Cicero’s brannte. Die alte Bar samt Gasthaus – so alt wie Jacktown und älter als der überwiegende Teil der Hauptstadt – hatte drei der vier windschiefen Gebäude am Flussufer an die Flammen verloren, und lediglich eine entschlossene Eimerkolonne von Stammgästen konnte das verbliebene noch halten.
»Ich sehe Stan«, sagte der Konsul und deutete auf die hünenhafte Gestalt von Stan Leweski, der weit vorne in der Eimerschlange stand. »Hier.« Der Konsul brachte Theo unter einer Ulme am Weg in eine sitzende Haltung. »Was macht der Kopf?«
»Tut weh.«
»Ich komme gleich mit Hilfe zurück«, sagte der Konsul und ging, so schnell er konnte, den schmalen Weg entlang auf die Männer zu.
Stan Leweski blickte den Konsul an, als wäre der ein Gespenst. Ruß und Tränen waren im Gesicht des großen Mannes verschmiert, seine Augen waren weit aufgerissen, fast verständnislos. Das Cicero’s gehörte seiner Familie seit sechs Generationen.
Es regnete jetzt ein wenig, und das Feuer schien unter Kontrolle zu sein. Männer schrien auf, als einige Balken der ausgebrannten Teile in die Glut des Kellers stürzten.
»Bei Gott, er ist hin«, sagte Leweski. »Sehen Sie? Der Anbau von Großvater Jiri? Er ist hin.«
Der Konsul packte den riesigen Mann an den Schultern. »Stan, wir brauchen Hilfe. Theo ist da drüben. Der Gleiter musste notlanden. Wir müssen zum Raumhafen … dein Telefon benützen. Es ist ein Notfall, Stan.«
Leweski schüttelte den Kopf. »Das Telefon ist hin. Komlogkanäle
sind überlastet. Der verdammte Krieg hat angefangen.« Er deutete auf die ausgebrannten Flügel des alten Gasthauses. »Sie sind hin, verdammt. Hin! «
Der Konsul ballte von hilfloser Frustration erfüllt die Fäuste. Andere Männer lungerten herum, aber der Konsul kannte keinen. Es waren keine Befehlshaber von FORCE oder dem SST zu sehen. Plötzlich sagte eine Stimme hinter ihm: »Ich kann Ihnen helfen. Ich habe einen Gleiter.«
Der Konsul wirbelte herum und sah einen Mann Ende fünfzig, Anfang sechzig, dessen hübsches Gesicht und strähniges Haar von Ruß und Schweiß gezeichnet waren. »Prima«, sagte der Konsul. »Ich bin Ihnen sehr verbunden.« Pause. »Kenne ich Sie?«
»Dr. Melio Arundez«, sagte der Mann, der schon auf den Weg zuging, wo Theo ausruhte.
»Arundez«, wiederholte der Konsul und beeilte sich aufzuholen. Der Name hallte ihm seltsam im Gedächtnis. Jemand, den er kannte? Kennen sollte? »Mein Gott, Arundez!«, sagte er. »Sie waren der Freund von Rachel Weintraub, als sie vor Jahrzehnten hierherkam.«
»Eigentlich ihr Doktorvater«, sagte Arundez. »Ich kenne Sie. Sie haben Sol auf der Pilgerfahrt begleitet.« Sie blieben dort stehen, wo Theo immer noch saß, den Kopf in die Hände gest ützt. »Mein Gleiter steht da drüben«, sagte Arundez.
Der Konsul sah einen kleinen Vikken Zephyr für zwei Personen unter den Bäumen stehen. »Großartig. Wir bringen Theo ins Krankenhaus, dann muss ich
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