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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Jahrhunderten.
    Gladstone wandte sich an Sedeptra Akasi. »Wie lange ist die Reisezeit vom Netz nach Heaven’s Gate jetzt?«
    »Mit Hawking-Antrieb sieben Bordmonate«, sagte die Beraterin ohne eine Pause, um sich einzuklinken, »etwas mehr als neun Jahre Zeitschuld.«
    Gladstone nickte. Heaven’s Gate war jetzt neun Jahre von der nächstgelegenen Netzwelt entfernt.
    »Nun sind unsere Schlachtschiffe dahin«, intonierte Singh.
    Das Bild stammte von einer Orbitalsonde und wurde in den flimmernden, unechten Farben ultraschneller Fatlinesignale übermittelt, die in rascher Folge vom Computer verarbeitet wurden. Die Bilder waren visuelle Mosaiken, aber Gladstone musste immer an die ersten Stummfilme aus der Morgendämmerung des Medienzeitalters denken. Doch dies war keine Komödie mit Charlie Chaplin. Zwei, dann fünf, dann acht gleißende Funken erblühten vor dem Sternenfeld über dem Halbrund des Planeten.
    »Die Übertragungen von HS Niki Weimart, HS Terrapin, HS Cornet und HS Andrew Paul haben aufgehört«, meldete Singh.
    Barbre Dan-Gyddis hob eine Hand. »Was ist mit den vier anderen Schiffen, Admiral?«
    »Nur die vier erwähnten verfügten über FTL-Kom-Einrichtungen. Die Instrumente bestätigen, dass Funk-, Maser-und Breitbandkomkanäle der anderen vier Schlachtschiffe ebenfalls verstummt sind. Die visuellen Daten …« Singh verstummte und deutete auf das Bild, das von dem automatischen Signalschiff übermittelt wurde: acht expandierende und erlöschende Feuerbälle, ein Sternenfeld, in dem es nur
so von Fusionsstreifen wimmelte. Plötzlich wurde auch dieses Bild schwarz.
    »Sämtliche Orbitalsonden und Fatlinesender vernichtet«, sagte General Morpurgo. Er machte eine Geste, worauf die Schwärze von Bildern der Straßen von Heaven’s Gate unter der wie gewohnt tiefhängenden Wolkendecke verdrängt wurde. Flugzeuge lieferten Bilder von oberhalb der Wolkendecke – ein Himmel, an dem neue Sterne trunken dahinrasten.
    »Alle Meldungen sprechen von einer völligen Vernichtung der Singularitätssphäre«, sagte Singh. »Vorhuteinheiten des Schwarm dringen gerade in den Orbit um Heaven’s Gate ein.«
    »Wie viele Menschen sind noch dort?«, fragte Gladstone. Sie beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und presste die Hände fest zusammen.
    »Sechsundachtzigtausendsiebenhundertundneunundachtzig« , sagte Verteidigungsminister Imoto.
    »Nicht mitgezählt zwölftausend Marines, die in den vergangenen zwei Stunden hingefarcastet wurden«, fügte General Van Zeidt hinzu.
    Imoto nickte dem General zu.
    Gladstone dankte ihnen und konzentrierte sich wieder auf die Holos. Die Datenkolonnen, die über ihnen schwebten sowie deren Zusammenfassung auf Faxpads, Komlogs und Tischmonitoren präsentierten die exakten Angaben – Anzahl der Schwarm-Schiffe im System, Anzahl und Art der Schiffe im Orbit, projizierte Bremsorbits und Zeitkurven, Energieanalysen und Kommkanalübermittlungen –, aber Gladstone und die anderen betrachteten dennoch die vergleichsweise uninformativen und statischen Fatlineübertragungen der Luft-und Bodenkameras: Sterne, Wolkendecken, Straßen, das Panorama der Atmosphäreerzeugungsstation auf den Bergen über der Mudflat-Promenade, wo Gladstone selbst vor nicht einmal zwölf Stunden gestanden hatte. Dort herrschte Nacht.
Gigantische Pferdeschweiffarne wiegten sich in stummen Brisen von der Bucht.
    »Ich glaube, sie werden verhandeln«, sagte Senatorin Richeau. »Zuerst werden sie uns diesen fait accompli präsentieren, neun Welten überrannt, dann werden sie gnadenlos um ein neues Machtgleichgewicht verhandeln. Ich meine, selbst wenn ihre beiden Invasionen erfolgreich sind, wären das fünfundzwanzig Welten von über zweihundert in Netz und Protektorat.«
    »Ja«, sagte Persow, der Kopf des Diplomatischen Korps, »aber vergessen Sie nicht, Senatorin, dass sich darunter einige unserer strategisch wichtigsten Welten befinden – diese zum Beispiel. TC 2 liegt im Zeitplan der Ousters nur zweihundertundfünfunddreißig Stunden hinter Heaven’s Gate.«
    Senatorin Richeau streckte Persow mit Blicken nieder. »Dessen bin ich mir durchaus bewusst«, sagte sie kalt. »Ich sage nur, dass die Ousters nicht wirklich eine völlig Eroberung im Sinn haben können. Das wäre Narretei. Und FORCE wird nicht zulassen, dass die zweite Woge so weit vordringt. Diese sogenannte Invasion muss das Vorspiel für Verhandlungen sein.«
    »Vielleicht«, sagte Roanquist, Senator von Nordholm, »aber derartige

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