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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Präsidentin hat vor fünf Tagen eine Prioritätsschaltung über sämtliche Schiffsfunktionen gelegt. Diese Fatlinesendung ist die letzte Pflicht, bevor …«
    »Darum hast du also nicht auf meine Fernbefehle reagiert«, murmelte der Konsul.
    »Ja«, sagte das Schiff im Plauderton. »Ich wollte gerade sagen, dass die Vorführung dieser Übertragung die letzte Pflicht ist, bevor die Befehlsgewalt wieder voll und ganz an Sie übergeht.«
    »Und dann machst du, was ich dir sage?«
    »Ja.«

    »Und bringst uns, wohin ich dir befehle?«
    »Ja.«
    »Keine verborgenen Außerkraftsetzungen?«
    »Keine, von denen ich wüsste.«
    »Spiel die Übertragung ab«, sagte der Konsul.
    Das lincolneske Antlitz von Meina Gladstone mit den Aussetzern und dem Flimmern, die charakteristisch für Fatlinesendungen waren, schwebte in der Mitte der Nische. »Ich bin hocherfreut, dass Sie den Besuch bei den Zeitgräbern überlebt haben«, sagte sie zum Konsul. »Inzwischen müssen Sie wissen, dass ich Sie bitte, mit den Ousters zu verhandeln, bevor Sie ins Tal der Zeitgräber zurückkehren.«
    Der Konsul verschränkte die Arme und sah Gladstones Bild böse an. Draußen ging die Sonne unter. Ihm blieben nur noch wenige Minuten bis zum Zeitpunkt von Rachel Weintraubs Geburt – an dem sie einfach zu existieren aufhören würde.
    »Ich verstehe, dass Sie eiligst zurückkehren und Ihren Freunden helfen möchten«, sagte Gladstone, »aber Sie können in diesem Augenblick nichts tun, um dem Kind zu helfen  – Experten im Netz versichern, dass weder kryonischer Kälteschlaf noch Fuge Merlins Krankheit aufhalten könnten. Sol weiß das auch.«
    Auf der anderen Seite der Projektionsnische sagte Dr. Arundez: »Das stimmt. Sie haben jahrelang experimentiert. Im Fugenstadium würde sie sterben.«
    »Aber Sie können den Milliarden Menschen im Netz helfen, die Sie Ihrer Meinung nach verraten haben«, sagte Gladstone.
    Der Konsul beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie und das Kinn auf die Fäuste. Sein Herzschlag dröhnte laut in seinen Ohren.
    »Ich wusste, dass Sie die Zeitgräber öffnen würden«, sagte Gladstone, deren traurige braune Augen den Konsul direkt anzusehen schienen. »Die Prognosen des Core haben gezeigt,
dass Ihre Loyalität gegenüber Maui-Covenant und die Erinnerung an die Rebellion ihrer Großeltern alle anderen Überlegungen ausräumen würden. Es war Zeit , dass die Gräber geöffnet wurden, und nur Sie allein konnten den Mechanismus der Ousters aktivieren, bevor die Ousters selbst sich dazu entschlossen.«
    »Ich habe genug gehört«, sagte der Konsul, stand auf und kehrte der Projektion den Rücken. »Nachricht abbrechen«, sagte er zum Schiff, obwohl er wusste, dass es nicht gehorchen würde.
    Melio Arundez kam um die Projektion herum und hielt den Konsul fest am Arm. »Hören Sie sie an. Bitte.«
    Der Konsul schüttelte den Kopf, blieb aber mit verschränkten Armen in der Nische.
    »Inzwischen ist es zum Schlimmsten gekommen«, sagte Gladstone. »Die Ousters dringen ins Netz ein. Heaven’s Gate wird zerstört. God’s Grove hat nicht einmal mehr eine Stunde, bevor es von der Invasion überrannt wird. Es ist zwingend erforderlich, dass Sie sich mit den Ousters im Hyperion-System treffen und verhandeln, Ihr diplomatisches Geschick einsetzen, um einen Dialog mit ihnen zu eröffnen. Die Ousters reagieren nicht auf unsere Fatline- oder Funkbotschaften, aber wir haben sie von Ihrem Eintreffen in Kenntnis gesetzt. Ich denke, Ihnen werden sie vertrauen.«
    Der Konsul stöhnte, ging zum Flügel und hämmerte mit der Faust auf die Klappe.
    »Uns bleiben Minuten, nicht Stunden, Konsul«, sagte Gladstone. »Ich bitte Sie, zuerst zu den Ousters im Hyperion-System zu fliegen und dann ins Tal der Zeitgräber zurückzukehren, wenn Sie müssen. Sie kennen die Folgen eines Krieges besser als ich. Millionen werden unnötig sterben, wenn wir keinen sicheren Kanal finden, durch den wir mit den Ousters in Verbindung treten können. Es ist Ihre Entscheidung, aber
bitte denken Sie an die Folgen, wenn dieser letzte Versuch, die Wahrheit herauszufinden und den Frieden zu erhalten, zum Scheitern verurteilt ist. Ich werde via Fatline mit Ihnen Verbindung aufnehmen, wenn Sie den Schwarm der Ousters erreicht haben.«
    Gladstones Bild waberte, wurde unscharf und erlosch.
    »Antwort?«, fragte das Schiff.
    »Nein.« Der Konsul ging zwischen dem Steinway und der Projektionsnische hin und her.
    »Seit fast zwei Jahrhunderten konnten kein

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