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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Energie abgab, ohne langsamer zu werden, wieder in einer voluminöseren Atmosphäre, und das Boot kam auf einer Wiese zum Stillstand, wo das Tribunal des Ouster-Clans wartete und Felsquader in ihrem Kreis an Stonehenge gemahnender Stille aufragten.
    »Wenn sie das gemacht haben, um mich zu beeindrucken«, sagte Theo flüsternd, als das Boot am grasbewachsenen Ufer anlegte, »ist es ihnen voll und ganz gelungen.«
     
    »Warum sind Sie in den Schwarm zurückgekehrt?«, fragte Freeman Ghenga. Die Frau schritt auf und ab und bewegte sich in der minimalen Schwerkraft mit der Anmut, wie sie nur Weltraumgeborenen eigen ist.

    »Präsidentin Gladstone hat mich darum gebeten«, sagte der Konsul.
    »Und Sie sind gekommen, obwohl Sie wussten, dass Ihr Leben verwirkt sein würde?«
    Der Konsul war zu sehr Diplomat und Gentleman, um mit den Achseln zu zucken, aber sein Ausdruck vermittelte dasselbe.
    »Was will Gladstone?«, fragte ein anderer Ouster, der Mann, den Ghenga als Sprecher der Berechtigten Bürger Coredwell Minmun vorgestellt hatte.
    Der Konsul wiederholte die fünf Punkte der Präsidentin.
    Sprecher Minmun verschränkte die Arme und sah Freeman Ghenga an.
    »Das werde ich gleich beantworten«, sagte Ghenga. Sie sah Arundez und Theo an. »Ihr beiden werdet gut zuhören, falls der Mann, der die Fragen vorgetragen hat, nicht mit euch zu eurem Schiff zurückkehrt.«
    »Augenblick mal«, sagte Theo, der vortrat und sich der Ousterfrau entgegenstellte, »bevor Sie hier ein Urteil fällen, müssen Sie bedenken, dass …«
    »Ruhe«, befahl Sprecherin Freeman Ghenga, aber der Konsul hatte Theo schon zum Schweigen gebracht, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte.
    »Ich werde die Fragen gleich beantworten«, wiederholte Ghenga. Hoch über ihr zog ein Schwarm kleinerer Schlachtschiffe, die FORCE »Lanzetten« getauft hatte, stumm wie ein Fischschwarm in Dreihundert-Ge-Zickzack vorbei. »Erstens«, sagte Ghenga, »Gladstone fragt, warum wir das Netz angreifen.« Sie machte eine Pause, sah die anderen sechzehn versammelten Ousters an und fuhr fort. »Wir greifen es nicht an. Abgesehen von diesem Schwarm, der versucht hat, Hyperion zu besetzen, ehe die Zeitgräber sich auftaten, greifen keine Schwärme das Netz an.«

    Alle drei Männer der Hegemonie waren vorgetreten. Selbst der Konsul hatte sein Gebaren besinnlicher Gelassenheit abgelegt und stotterte fast vor Aufregung.
    »Aber das ist nicht wahr! Wir haben gesehen, wie …«
    »Ich habe die Fatlinebilder gesehen, die von …«
    »Heaven’s Gate ist total zerstört! God’s Grove niedergebrannt!«
    »Ruhe« , befahl Freeman Ghenga. In die Stille hinein sagte sie: »Nur dieser Schwarm führt Krieg gegen die Hegemonie. Unsere Geschwisterschwärme sind dort, wo die weitreichenden Detektoren des Netzes sie zuerst aufgespürt haben. Sie entfernen sich vom Netz und fliehen vor weiteren Provokationen wie den Angriffen von Bressia.«
    Der Konsul rieb sich das Gesicht wie ein Mann, der gerade aus dem Schlaf erwacht ist. »Aber wer …«
    »Genau«, sagte Freeman Ghenga. »Wer besitzt die Mittel, eine derartige Charade auszuführen? Und ein Motiv, Milliarden Menschen niederzumetzeln?«
    »Der Core?«, hauchte der Konsul.
    Der Berg drehte sich langsam, und in diesem Augenblick begann die Nacht. Ein Konvektionswind strich über die Bergterrasse und raschelte in den Gewändern der Ousters und dem Cape des Konsuls. Über ihnen schienen die Sterne gleißend zu explodieren. Die großen Felsquader des Stonehenge-Kreises schienen vor innerer Wärme zu leuchten.
    Theo Lane stand neben dem Konsul, weil er befürchtete, der Mann könnte zusammenbrechen. »Wir haben darauf nur Ihr Wort«, sagte Theo zur Sprecherin der Ousters. »Es ergibt keinen Sinn.«
    Ghenga zuckte mit keiner Wimper. »Wir werden euch den Beweis vorführen. Bindende-Leere-Transmissions-Aufspürer. Echtzeitbilder der Sternenfelder unserer Geschwisterschwärme.«

    »Bindende Leere?«, sagte Arundez. Seine sonst gelassene Stimme klang erregt.
    »Was ihr Fatline nennt.« Sprecherin Freeman Ghenga ging zum nächsten Steinquader und strich mit der Hand über die rauhe Oberfläche, als wollte sie die innere Wärme in sich aufnehmen. Oben kreisten Sternenfelder. »Um Gladstones zweite Frage zu beantworten«, sagte sie, »wir wissen nicht, wo sich der Core befindet. Seit Jahrhunderten fliehen wir vor ihm und bekämpfen ihn und suchen ihn und fürchten ihn, aber wir haben ihn nicht gefunden. Sie müssen uns die Antwort auf

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