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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schwarzen Eis der Erschöpfung abwärtszurutschen, daher machte sie die Augen nicht zu, auch wenn sie brannten und das Dröhnen von Informationen, Unterhaltungen und dringenden Debatten verblasste und sich hinter dicken Vorhängen der Erschöpfung verbarg.
    Der Kriegsrat hatte gemeinsam mitverfolgt, wie die Schlacke der Task Force 181.2 – Kommandant Lees Angriffsflotte – nach und nach erloschen war, bis nur noch zwölf der ursprünglich vierundsiebzig Schiffe übrig waren, die noch Richtung Zentrum des anrückenden Schwarms manövrierten. Lees Kreuzer befand sich unter den Überlebenden.
    Während dieser stummen Vernichtungsaktion, dieser abstrakten und seltsam faszinierenden Abbildung von gewaltsamem und allzu wirklichem Tod hatten Admiral Singh und General Morpurgo ihre düstere Einschätzung des Krieges vollendet.
    »… FORCE und der Neue Bushido wurden für begrenzte Konflikte erdacht, unbedeutende Scharmützel, abgesteckte Grenzen und überschaubare Ziele«, fasste Morpurgo zusammen. »Mit weniger als einer halben Million Männern und Frauen unter Waffen kann man FORCE nicht mit einer Armee der Nationen der Alten Erde von vor tausend Jahren vergleichen. Der Schwarm kann uns allein zahlenmäßig erdrücken, unsere Flotte zusammenschießen und durch simple Arithmetik gewinnen.«
    Senator Kolchev sah finster von seinem Platz am gegen überliegenden Ende des Tisches herüber. Der Lusier war während der Besprechung und Debatte weitaus aktiver gewesen als Gladstone – Fragen wurden häufiger an ihn als an sie gerichtet
 –, als wären sich fast alle im Raum unterschwellig bewusst, dass die Macht sich verlagerte, die Fackel der Führerschaft weitergereicht wurde.
    Noch nicht, dachte Gladstone, die sich mit zu einem Giebel gespitzten Fingern an das Kinn klopfte und zuhörte, wie Kolchev den General ins Kreuzverhör nahm.
    »… zurückfallen und wichtige Welten der zweiten Angriffswelle verteidigen – selbstverständlich Tau Ceti Center, aber auch unerlässliche Industriewelten wie Renaissance Minor, Fuji, Deneb Vier und Lusus?«
    General Morpurgo senkte den Blick und rückte seine Unterlagen zurecht, um das plötzliche Auflodern von Zorn in seinen Augen zu verbergen. »Senator, es bleiben keine zehn Standardtage mehr, bis die zweite Welle ihre Zielliste vervollständigt hat. Renaissance Minor wird binnen neunzig Stunden angegriffen werden. Ich will damit sagen, mit der momentanen Größe, Struktur und Technologie, die FORCE zur Verfügung steht, ist zu bezweifeln, ob es uns gelingen würde, ein System zu halten – zum Beispiel TC 2 .«
    Senator Kakinuma erhob sich. »Das ist inakzeptabel, General.«
    Morpurgo sah auf. »Dem stimme ich zu, Senator. Aber es ist wahr.«
    Kanzler Pro Tem Denzal-Hiat-Amin schüttelte den grauen, fleckigen Kopf. »Das alles ergibt keinen Sinn. Gab es keine Pläne, das Netz zu verteidigen?«
    Admiral Singh meldete sich auf seinem Sitz zu Wort. »Unsere Schätzungen der Bedrohungen liefen darauf hinaus, dass wir mindestens achtzehn Monate Zeit haben würden, sollten sich die Schwärme zu einem Angriff entschließen.«
    Persow, Minister für den Diplomatischen Dienst, räusperte sich. »Und … wenn wir diese fünfundzwanzig Welten den Ousters überließen, Admiral, wie lange würde es dauern, bis
die erste oder zweite Welle andere Welten im Netz angreifen könnte?«
    Singh musste weder seine Unterlagen noch das Komlog zitieren. »Je nach Ziel, M. Persow, die nächste Netzwelt – Esperance  – wäre neun Standardmonate vom nächsten Schwarm entfernt. Das fernste Ziel – das Heimatsystem – wäre mit Hawking-Antrieb vierzehn Jahre entfernt.«
    »Zeit genug, die Wirtschaft für den Krieg anzukurbeln«, sagte Senatorin Feldstein. Ihr Wahlkreis, Barnards Welt, hatte keine vierzig Standardstunden mehr zu leben. Feldstein hatte geschworen, sie würde dort sein, wenn das Ende kam. Ihre Stimme klang präzise und leidenschaftslos. »Das wäre logisch. Verluste begrenzen. Auch wenn TC 2 und zwei Dutzend weitere Welten verloren sind, kann das Netz unglaubliche Mengen Kriegsgerät produzieren – selbst in neun Monaten. In den Jahren, die die Ousters brauchen, um tiefer ins Netz vorzustoßen, sollte es uns gelingen, sie allein durch die Masse industrieller Fertigung zu besiegen.«
    Verteidigungsminister Imoto schüttelte den Kopf. »In der ersten und zweiten Welle gehen unersetzliche Rohstoffe verloren. Die Folgen für die Wirtschaft des Netzes werden verheerend sein.«
    »Haben

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