Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
sein.«
    Sol kratzte sich am Bart, während er das Baby mit einem Nahrungskonzentrat fütterte, das das Schiff hergestellt hatte. »Wir sind nicht sicher, dass dieses Tor immer offen sein wird«, sagte er. »Außerdem könnte ich den Mut verlieren. Ich bin schon reichlich alt, um noch ein Kind großzuziehen – besonders als Mann in einer fremden Welt.«
    Arundez legte die kräftigen Hände auf Sols Schultern. »Lassen Sie mich mit Ihnen kommen. Ich brenne vor Neugier, diesen Ort zu sehen.«
    Sol grinste, streckte eine Hand aus und schüttelte die von Arundez fest. »Danke, mein Freund. Aber Sie haben Frau und Kinder im Netz – auf Renaissance Vector –, die auf Ihre Rückkehr warten. Sie haben Ihre eigenen Pflichten.«
    Arundez nickte und sah zum Himmel. »Wenn wir zurückkehren können .«
    »Wir werden zurückkehren«, sagte der Konsul sachlich. »Die
altmodische Raumfahrt mit dem Hawking-Antrieb funktioniert noch, auch wenn das Netz für immer dahin ist. Es wird eine Zeitschuld von einigen Jahren kosten, Melio, aber Sie können zurück.«
    Sol nickte, fütterte das Baby, legte sich eine saubere Stoffwindel auf die Schulter und klopfte dem Baby auf den Rücken. Er sah sich in dem kleinen Kreis um. »Wir haben alle unsere Pflichten.« Er schüttelte Martin Silenus die Hand. Der Dichter hatte sich geweigert, in das Bad der regenerierenden Nährlösung zu kriechen oder den Kortikalstecker chirurgisch entfernen zu lassen. »Ich habe das alles schon früher gehabt«, hatte er gesagt.
    »Werden Sie an Ihrem Gedicht weiterschreiben?«, fragte Sol ihn.
    Silenus schüttelte den Kopf. »Ich habe es am Baum vollendet. Und ich habe dort noch etwas herausgefunden, Sol.«
    Der Gelehrte zog eine Braue hoch.
    »Ich habe gelernt, dass Dichter keine Götter sind, aber wenn es einen Gott gibt – oder etwas, das einem Gott gleichkommt –, ist er ein Dichter. Und zwar ein gescheiterter.«
    Das Baby rülpste.
    Martin Silenus grinste und schüttelte Sol zum letzten Mal die Hand. »Machen Sie denen da oben die Hölle heiß, Weintraub. Sagen Sie ihnen, Sie sind ihr Ururururururgroßvater, und wenn sie sich nicht benehmen, werden Sie ihnen den Hosenboden strammziehen.«
    Sol nickte und ging weiter in der Reihe zu Brawne Lamia. »Ich habe gesehen, wie Sie mit dem Medizinischen Terminal des Schiffs gesprochen haben«, sagte er. »Ist mit Ihnen und Ihrem Baby alles in Ordnung?«
    Brawne grinste. »Alles bestens.«
    »Junge oder Mädchen?«
    »Mädchen.«

    Sol küsste sie auf die Wange. Brawne strich ihm über den Bart und wandte sich ab, um Tränen zu verbergen, die einer ehemaligen Privatdetektivin nicht zu Gesicht standen.
    »Mädchen machen so viel Arbeit«, sagte Sol und löste Rachels Finger aus seinem Bart und Brawnes Locken. »Tauschen Sie Ihres bei erster Gelegenheit gegen einen Jungen.«
    »Okay«, sagte Brawne und wich zurück.
    Sol schüttelte dem Konsul, Theo und Melio Arundez zum letzten Mal die Hand, zog den Rucksack auf die Schultern, während Brawne das Baby hielt, und nahm das Kind dann wieder auf die Arme. »Was für eine Antiklimax, wenn dieses Ding nicht funktioniert und ich nur durch das Innere der Sphinx wandere«, sagte er.
    Der Konsul sah blinzelnd zu der leuchtenden Tür. »Es wird funktionieren. Obwohl ich nicht weiß, wie. Ich glaube nicht, dass es eine Art Farcaster ist.«
    »Ein Wanncaster«, sagte Silenus und hielt die Arme hoch, um Brawnes Hiebe abzuwehren. Der Dichter wich einen Schritt zurück und zuckte mit den Achseln. »Wenn es weiterhin funktioniert, Sol, werden Sie da oben wohl nicht lange allein bleiben. Tausende werden sich zu Ihnen gesellen.«
    »Wenn es der Paradoxon-Rat zulässt«, sagte Sol, der an seinem Bart zupfte wie immer, wenn er mit den Gedanken anderswo war. Er blinzelte, rückte Rucksack und Baby zurecht und machte sich auf den Weg. Diesmal ließen ihn die Kraftfelder der offenen Tür passieren.
    »Lebt wohl, alle miteinander!«, rief er. »Bei Gott, es hat sich gelohnt, oder nicht?« Er drehte sich ins Licht, dann waren er und das Baby verschwunden.
     
    Es folgte ein Schweigen, das an Leere grenzte und sich ein paar Minuten lang hinzog. Schließlich sagte der Konsul mit fast verlegenem Tonfall: »Sollen wir zum Schiff zurückkehren?«

    »Holen Sie für uns anderen den Lift herunter«, sagte Martin Silenus. »M. Lamia hier wird auf der Luft wandeln.«
    Brawne sah den dreisten Dichter finster an.
    »Glauben Sie, dass Moneta es eingerichtet hat?«, sagte Arundez und spielte auf

Weitere Kostenlose Bücher