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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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denen überwiegend Burrwurzelanbauer und Ölbohringenieure wohnten. Südbressia, das klimatisch und geografisch weitaus milder war, beheimatete den Löwenanteil der vierhundert Millionen Menschen dieser Welt und die riesigen Kaffeeplantagen.
    Als wollten sie demonstrieren, wozu Kriege einst gedient hatten, brannten die Ousters zuerst Nordbressia nieder – erst mit mehreren hundert Fallout-freien Atomwaffen und taktischen Plasmabomben, dann mit Todesstrahlen und zuletzt mit maßgeschneiderten Viren. Nur eine Handvoll der vierzehn
Millionen Einwohner kam davon. Südbressia wurde nicht bombardiert, abgesehen von speziellen militärischen Zielen und dem großen Hafen von Solno.
    FORCE hielt sich an die Doktrin, dass eine Welt zwar aus dem Orbit reduziert werden konnte, die tatsächliche militärische Invasion eines industrialisierten Planeten aber eine Unmöglichkeit sei; Probleme mit der Landungslogistik, dem gewaltigen Gebiet, das besetzt werden musste, und die unhandliche Größe einer Invasionsarmee wurden als Hauptgründe gegen eine Invasion angesehen.
    Die Ousters hatten die Doktrinen von FORCE offenbar nicht gelesen. Am dreiundzwanzigsten Tag der Intervention stürzten sich über dreitausend Landungsschiffe und Angriffsboote auf Südbressia. Was von der bressianischen Luftwaffe noch übrig war, wurde in den ersten Stunden der Invasion vernichtet. Zwei Kernwaffen wurden gegen Sammelzentren der Ousters eingesetzt – die erste wurde von Energiefeldern abgelenkt, die zweite zerstörte ein einziges Aufklärungsschiff, bei dem es sich um einen Lockvogel gehandelt haben mochte.
    Die Ousters, stellte sich heraus, hatten sich in den drei Jahrhunderten körperlich verändert. Sie zogen tatsächlich Umweltbedingungen bei null Schwerkraft vor. Aber die energiebetriebenen Exoskelette ihrer Infanteristen leisteten gute Dienste, daher war es nur eine Frage von Tagen, bis die schwarzgekleideten Oustertruppen mit ihren langen Gliedmaßen wie riesige Spinnen durch die Städte von Südbressia zogen.
    Der letzte organisierte Widerstand brach am neunzehnten Tag der Invasion zusammen. Buckminster, die Hauptstadt, fiel am selben Tag. Die letzte Fatlineübertragung von Bressia zur Hegemonie wurde, eine Stunde nachdem die Truppen der Ousters in die Stadt eingedrungen waren, mitten in der Sendung unterbrochen.

     
    Oberst Fedmahn Kassad traf neunundzwanzig Standardwochen später mit der FORCE-Flotte Eins ein. Dreißig Feuerschiffe der Omegaklasse beschützten ein einziges, mit einem Farcaster ausgerüstetes Sprungschiff, das mit Höchstgeschwindigkeit in das System vorstieß. Die Singularitätssphäre wurde drei Stunden nach dem Spindown aktiviert; zehn Stunden danach befanden sich vierhundert FORCE-Schiffe im System. Die Gegeninvasion begann einundzwanzig Stunden später.
    Das war die Mathematik der ersten Minuten der Schlacht um Bressia. Für Kassad hatte die Erinnerung an diese Tage und Wochen jedoch nichts mit Mathematik zu tun, sondern nur mit der schrecklichen Schönheit des Kampfes. Zum ersten Mal wurden Sprungschiffe über Divisionsstärke eingesetzt, und es kam zum erwarteten Chaos. Kassad trat in einer Entfernung von fünf Lichtminuten durch und fiel in Geröll und gelben Staub, weil das Farcastertor sich an einem Steilhang befand, der durch Schlamm und das Blut der ersten Schützenschwadron schlüpfrig war, die den Durchgang erkämpft hatte. Kassad lag im Schlamm, blickte den Berghang hinunter und sah Wahnsinn. Zehn der siebzehn Farcaster-Angriffsboote waren am Boden und standen in Flammen, sie waren wie zerbrochene Spielzeuge auf den Berghängen und Plantagen verstreut. Die Sperrfelder der intakten Schiffe schrumpften unter dem Ansturm von Raketen- und Strahlenfeuer, das die Landegebiete in Kugeln orangefarbenen Feuers verwandelte. Kassads taktisches Display war ein hoffnungsloses Durcheinander; sein Visier zeigte ihm ein Wirrwarr unmöglicher Feuervektoren, blinkende rote Phosphoreszenz, wo FORCE-Soldaten im Sterben lagen, und die Überlappungen von Störschatten der Ousters. Jemand schrie »Gottverdammt! Gottverdammt! Gottverdammt!« auf seiner primären Befehlsfrequenz, und die Implantate registrierten Leere, wo die Daten der Kommandogruppe hätten sein sollen.

    Ein Soldat half ihm auf, Kassad wischte Schlamm von seinem Befehlsstab, trat beiseite, damit die nächste Schwadron durch den Farcaster kommen konnte – und der Krieg fing an.
    Schon in den ersten Minuten auf Südbressia wurde Kassad klar, dass der Neue

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