Die im Dunkeln
wirkte Ovid Knox am gelassensten, vielleicht weil er das Gesetz und außerdem am elegantesten war in sandfarbener Wildlederjacke, schokoladenbraunerGabardinehose, mattweißem Hemd ohne Krawatte und schlichten Slippern, deren Leder sorgfältig poliertem schwarzen Nußbaum ähnelte. Es war eine Ausstattung, deren Einzelhandelspreis Partain auf über 2000$ schätzte. Partain schätzte aber auch, daß Knox nie mehr als 100$ für etwas zahlte.
Die erste Frage des Detective hatte sich auf das bezogen, was er Jessica Carvers »Beziehung« zum verstorbenen David Laney nannte (»Wir haben in Mexiko ein Jahr zusammengelebt«), und auch auf Laneys vergeblichen Versuch vom vergangenen Morgen, mit ihr zu sprechen (»Mr. Partain hat Dave klargemacht, daß ich nicht mit ihm reden wollte, und da ist er gegangen«).
An diesem Punkt sagte Partain zu Knox: »Macht es Ihnen was aus, wenn ich Sie was frage?«
Wenn es Knox etwas ausmachte, war es weder an Stimme noch Miene zu merken. »Überhaupt nichts.«
»Woran ist er gestorben? Es gab keine sichtbaren Schuß- oder Stichwunden, keine Würgemale oder Spuren schwerer Schläge. Es bleibt natürlich noch jede Menge Zeug – Eispickel, heiße Injektion, Gift, sogar ein Herzanfall.«
»Vielleicht hat man ihn erstickt.«
Partain nickte und sagte: »Also, warum hab ich daran nicht gedacht?«
»Wahrscheinlich, weil große Typen wie Laney nicht leicht zu ersticken sind. Aber dafür machen wir ja Autopsien – um rauszukriegen, was unsere Kunden umgebracht hat.« Er musterte Partain kurz, dann setzte er hinzu: »Ich nehme an, Sie haben bei der Truppe einiges an Toten gesehen.«
Partain nickte.
»Wo haben Sie gedient – überall?«
»So ziemlich«, sagte Partain. »Zuerst bei der Infanterie in Vietnam, dann in den Staaten, dann Deutschland und dann Mittelamerika.«
»Immer noch Infanterie, in Mittelamerika?«
»Nachrichtendienst der Army.«
»Ist Ihre Geheimdiensterfahrung bei der Army der Grund, aus dem Ms. Altford Sie angeheuert hat – oder ziehe ich da voreilige Schlüsse?«
Millicent Altford übernahm die Antwort. »Ein alter Freund hat ihn mir empfohlen – ein General i. R.«
Knox schien nur mäßig interessiert. »Und was soll er tun, Ms. Altford?«
»Man hat mir gesagt oder mich gewarnt – inoffiziell natürlich –, daß ich für einen durch Ernennung zu besetzenden Job in der neuen Regierung in Frage komme, einen, der eine komplette FBI-Überprüfung erfordert. Ich habe Mr. Partain beauftragt, in meiner Vergangenheit herumzustochern und zu sehen, ob es da irgend etwas gibt, was jemanden beunruhigen könnte.«
Knox schaute Partain an. »Ist das das, was Sie bei der Army gemacht haben, Major?«
»Habe ich gesagt, daß ich Major war?«
»Nein, aber wir leben im Zeitalter von Fax, Telefon und Datenbanken«, sagte Knox; er lächelte entschuldigend und fragte dann: »Wie lange waren Sie dabei?«
»Neunzehn Jahre.«
»Ein Jahr länger, und Sie hätten Ihre Pension gekriegt.«
»Plus PX-Ansprüche. Statt dessen bin ich lieber ausgetreten.«
»Wo waren Sie in Mittelamerika?«
»Vor allem El Salvador.«
»War ein bißchen unangenehm da, oder?«
»Nicht für einen Beobachter – einen vorsichtigen.«
Knox nippte am Kaffee, stellte die Tasse ab und sagte, ohne die Frau anzusehen: »Wie steht’s mit Ihrer Gesundheit, Ms. Altford?«
»Ganz gut.«
Knoxdrehte sich um und sah sie mit dem schnellen, geübten Blick an, wie ihn Polizisten und Ärzte haben. »Weshalb waren Sie in der Klinik, wenn ich fragen darf?«
»Zur Beobachtung«, sagte sie.
»Nichts Schlimmes, hoffe ich.«
»Nein.«
»Sie haben die Klinik kurz nach Mitternacht heut früh verlassen. Komische Zeit zum Auschecken, oder?«
»Ich habe nicht ausgecheckt. Ich bin einfach gegangen, weil ich die Nase voll hatte und mein Aufenthalt da mir Albträume verursacht. Deshalb habe ich Mr. Partain angerufen und gebeten, mich holen zu kommen.«
»Hatten Sie diese Nacht Besucher?«
»Nein – außer denen in meinem Albtraum.«
»Mr. Partain hat Sie in Ihrem Wagen heimgefahren – einem Lexus, stimmt das?«
Sie nickte.
»Guter Wagen?«
»Sehr gut.«
»Er ist als erster ausgestiegen, um den Wagen herumgegangen und hat Ihre Tür aufgemacht. Ist das der Moment, wo Sie den braunen Van gesehen haben – nach dem Aussteigen?«
»Ich habe den Van überhaupt nicht gesehen«, sagte sie. »Noch ehe ich wußte, wie mir geschieht, hatte Mr. Partain mich zu Boden gedrückt, auf Hände und Knie, neben dem rechten
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