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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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auf dem Wilshire Boulevard, legte den Rückwärtsgang ein und setzte schnell zurück in die betonierte Auffahrt des Eden, bis er kaum noch zehn Meter vom Lexus entfernt war. Bis dahin hatte Partain die Beifahrertür zugeworfen und Altford gezwungen, neben dem rechten Vorderrad zu knien, das zusammen mit der V-8-Maschine des Wagens ein wenig Deckung bieten würde, falls es zu einer Schießerei kam.
    Aber es gab keine Schüsse. Statt dessen hörte Partain (sah es aber nicht), wie sich die Hecktür des Van öffnete, dann schloß. Zwischen Öffnen und Schließen hörte er etwas auf dem Beton landen, mit dem eigenartigen Geräusch, das etwas macht, das sich nicht gegen das Fallen wehrt. Große Mehl- oder Reissäcke wehren sich nicht, dachte Partain, und auch tote oder bewußtlose Körper nicht.
    Als er hörte, wie der dunkelbraune Van davonschoß, auf dem Wilshire Boulevard nach Westen, vermutlich zu einem Freeway, stand Partain auf, lief um die Schnauze des Lexus, machte noch siebenoder acht schnelle Schritte, blieb stehen und starrte auf den Toten, der viel hellblaue Kleidung trug. Altford, hinter dem Lexus, rief: »Was ist es?«
    »Ich glaube, es ist Ihr falscher Doktor.«
    Sie stand langsam auf und kam langsam zu Partain. Der Leichnam lag auf der rechten Seite, das Gesicht zur Straße. Die blaue Haarkappe war noch da, ebenso die blaue Hemdjacke, aber die Chirurgenmaske fehlte. Die eine sichtbare Hand, die linke, steckte noch immer in einem durchsichtigen Chirurgenhandschuh. Hose und Schuhe waren als einzige Kleidungsstücke nicht blau. Die Schuhe waren weiche Lederslipper, ohne Socken, und die Hose war hellbrauner Kavallerietwill, inzwischen schlimm besudelt.
    »Wir wollen sichergehen«, sagte Partain, als er um die Leiche herumging.
    »Wessen sicher?«
    »Daß er tot ist«, sagte Partain.
    »Der ist gründlich tot«, sagte sie; sie trat zu Partain, der das Gesicht des Mannes inspizierte, das Dave Laney gehörte, zuletzt wohnhaft in Guadalajara. Laneys Augen waren offen. Ebenso der Mund, aus dem neben der Zunge noch etwas anderes ragte.
    Partain zog die Wagenschlüssel aus der Tasche und reichte sie Altford. »Rufen Sie die Neunhundertelf an, mit dem Autotelefon.«
    Wie abwesend nahm sie die Schlüssel, starrte noch immer auf den Toten hinab. »Dave wollte mich umbringen«, sagte sie; sie gab jedem Wort die gleiche Betonung, so daß der Satz weder Anklage noch Frage war, sondern bloße Feststellung einer Tatsache.
    »Gehen Sie, rufen Sie an«, sagte Partain. Altford nickte, starrte noch immer Laney an, wandte sich dann ab und eilte zum Wagen.
    Partainkniete nieder, um das Ding zu entfernen, das aus Laneys Mund ragte. Es war eine Schließkarte aus Plastik; Partain war fast sicher, daß man damit den Eingang des Eden öffnen konnte und auch die Tür zu Apartment 1540, der Wohnung von Millicent Altford, ihrer Tochter und ihrem zeitweiligen Hausgenossen und Leibwächter.

15. Kapitel
    Detective Sergeant Ovid Knox vom Morddezernat des L.A. Police Department hielt sich zurück; er erinnerte Partain an einige Special-Forces-Leute, die er bei der Army kennengelernt hatte. Nicht die dämlichen, die gern mit ihrer Zugehörigkeit zu einer Elite angaben, sondern die smarten Typen, die über Elitedenken spotteten, obwohl sie inbrünstig, wenn auch insgeheim, daran geglaubt hatten, seit sie vier oder auch nur drei Jahre alt gewesen waren.
    Nach Millicent Altfords 911-Anruf war ein Schwarm von Detectives in Zivil, uniformierten Polizisten und Experten, die meisten von der Westside Division, schnell gekommen und langsam gegangen, unter Mitnahme des toten Dave Laney. Aber Ovid Knox war geblieben wegen, wie er sagte, ein paar nebensächlichen Punkten, die er mit Ms. Altford, ihrer Tochter und Mr. Partain klären wollte.
    Knox war eher vierzig als dreißig und hatte noch eine Menge wirren, von der Sonne gebleichten Blondhaars, das gut zu seiner lässigen Art und dem trägen Lächeln paßte. Partain hielt Lächeln und Art für eine Maskierung der Verachtung, die gleich hinter einem Paar sardonisch amüsierter blauer Augen steckte.
    Um 2.44 Uhr saßen sie zu viert mit Kaffee im »Satte-Knete-Salon«, wie Partain inzwischen Millicent Altfords riesiges Wohnzimmer nannte. Sie trug noch immer graue Hose und Sweater. Ihre Tochter trug ausgebeulte dunkelgrüne Shorts, ein weißes T-Shirt und senkellose weiße Joggingschuhe. Partain trug den blauen Anzug, ein weißes Hemd und den gleichen sorgsam gebundenen Schlips wie zuvor. Von den vieren

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