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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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es einem zurückgebliebenen Kind erklären müßte. »Wo die ihre Leichen verscharren.«
    »Ach, Scheiße«, sagte Gipson; dann stand er mit einem bedauernden Seufzer auf. »Wir waren ein wenig plump, wie?«
    »Durchschnittlich, ungefähr«, sagte Millicent Altford.
     
    General Winfield stand an diesem Abend im Wohnzimmer des Apartments beinahe stramm, während der geschaßte Army-Major langsam um ihn herumging, ein mikroskopisches Stückchen Fussel von der rechten Schulter des mitternachtsblauen Anzugs pickte und es dann zur Inspektion dem General unter die Nase hielt, ehe er es wegschnippte.
    »Neuer Anzug?« fragte Partain.
    »Neun Jahre alt. Was ich kaufe, hält.«
    Jessica Carver blickte von einer mit Werbung vollgepfropften Pariser ›Vogue‹ auf und fragte: »Wo gehst du mit Ma hin?«
    »Sie hat einen Tisch in einem Laden namens Morton’s reserviert«, sagte Winfield. »Ich hatte Chasen vorgeschlagen, aber sie sagte mir, das sei das Lokal, in dem die Scheintoten essen.«
    »Morton ist ein bißchen laut«, sagte Jessica Carver. »Aber das Essen ist okay.«
    Winfield blickte auf seine Uhr, dann auf Partain. »Muß ich irgendwas über den Wagen wissen?«
    »Er fährt von selbst«, sagte Partain. »Jack, der Türhüter, bringt ihn aus der Garage hoch. Wenn Sie Fragen haben, fragen Sie ihn.«
    »Das ist der Schauspieler?«
    »Ja. Tom von der Tagschicht ist der Surfer.«
    Winfield wandte sich an Jessica Carver. »Seid ihr zwei sicher, daß ihr nicht mitkommen wollt?«
    »Um Gottes willen, Vernon«, sagte sie; »was ihr da vorhabt, ist ein heißes Date, kein Familientreffen.«
     
    Partain eskortierte den General in die Diele, kam dann wieder ins Wohnzimmer, wo Jessica Carver vor dem großen Fenster stand und auf die Lichter hinausschaute. Ohne sich umzudrehen, sagte sie: »Was steht heute auf der Speisekarte – Salisbury-Steak?«
    »Wir gehen aus«, sagte er.
    »Ernsthaft? Wohin?«
    »Westwood.«
    »Soll ich ein Taxi rufen?«
    »Wir gehen zu Fuß«, sagte Partain.
    » Zu Fuß? « sagte sie; sie wandte sich vom Fenster um. »Warum nicht?«
    »Nie was von Drive-by-Schießereien gehört? Mißverstehen Sie mich nicht. Ich geh gern zu Fuß. Ich will aber keine langsame Zielscheibe für so nen jugendlichen Knallkopf sein.«
    »Wir gehen nach Westwood und nehmen zurück ein Taxi.
    »Wer bezahlt?« sagte sie.
    »Ich.«
    »Das Essen und das Taxi?«
    Partain starrte sie ausdruckslos an.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich hab wohl ein Jahr zuviel mit Dave verbracht.«
     
    Als er und Jessica Carver aus dem Vordereingang des Eden traten, bemerkte Partain die schimmernde Luft am Auspuff der schwarzen langen Lincoln-Limousine. Der Wagen parkte am Randsteinauf der anderen Seite des Wilshire Boulevard, vor einem zwanzig Stockwerke hohen Apartmentgebäude, das irgendwer The Castillian genannt hatte.
    Partain wandte sich an Jack, den Türhüter, und fragte: »Wie lange steht der Lincoln schon da?«
    »Vielleicht ne Dreiviertelstunde. Ne Stunde.«
    »Mit laufendem Motor?«
    »Draußen ist es kalt.«
    »Es sind doch sicher zwölf bis fünfzehn Grad.«
    »Das ist kalt«, sagte Jack.
    »Warum parken die nicht in der Auffahrt vom Castillian?«
    »Vielleicht müssen sie lange warten, und der Fahrer will die Auffahrt nicht blockieren. Manche Limousinenfahrer sind so umsichtig. Einer von hundert, vielleicht.«
    »Scheuchen die Cops die denn nicht weg?«
    »Die Cops haben anderes zu tun. Außerdem – was, wenn der Lincoln da auf die Freundin des unabhängigen Paramount-Produzenten wartet, der so gut wie versprochen hat, das Treatment zu lesen, das der Cop für eine Fernsehserie geschrieben hat?«
    »Können Sie uns ein Taxi rufen?« fragte Partain.
    »Klar doch«, sagte Jack und wandte sich ab, als Jessica Carver Partain fragend anschaute.
    »Wir warten drinnen«, sagte Partain und berührte Carvers linken Ellenbogen, während Jack zum Außentelefon ging. Unmittelbar bevor sie die Glastüren des Eden erreichten, blickte sich Partain um nach der Limousine und bemerkte ein heruntergelassenes Fenster hinten und das dumpfe Glitzern von Metall. Er versetzte Jessica Carver einen harten Stoß, der sie nach rechts zu Boden schleuderte. Partain ließ sich auf den Beton fallen und rollte nach links.
    Dann kam der Schuß, und automatisch klassifizierte Partain die Waffe als Jagdgewehr, Kaliber .30, möglicherweise eine alte Schultz& Larsen M 65. Er versuchte sich in den Beton zu pressen, während er auf den Einschlag der zweiten Kugel wartete –

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