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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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er nie so ganz gewußt, was er damit machen sollte.«
    »Wie wir’s wissen würden«, sagte Tine.
    Patrokis lächelte flüchtig. »Wie wir’s wissen würden.«

40. Kapitel
    Als einziges unverpackt und nicht reisefertig war der schwarze lederne Handkoffer, der eins Komma zwei Millionen Dollar enthielt. Er lag auf dem Bett in Millicent Altfords Hotelschlafzimmer, der Deckel achtlos zurückgeklappt, der suspekte Inhalt obszön entblößt.
    Partain sah zu, wie Altford in maßgefertigten Jeans, dickem weißen Seidenpullover und ihrem dunkelgrauen Kaschmirmantel zwei der umwickelten Hunderterpäckchen, die jeweils 5000$ enthielten, nahm, zögerte, ein weiteres nahm, sich umdrehte, zu Partain kam, seine rechte Hand packte und die drei Päckchen in seine Handfläche klatschte.
    »Zu viel«, sagte er.
    »Das hab ich zu entscheiden«, sagte sie, holte eine Flasche vom Frisiertisch des Zimmers, verteilte die restlichen zweieinhalb Unzen Scotch auf zwei Gläser, reichte ihm eins und fragte: »Fliegen Sie zurück nach L.A.?«
    »In ein oder zwei Tagen.«
    »Na ja, Sie haben ein Ticket Erster, Rückflug offen, also lassen Sie sich Zeit.«
    »Ist Jessica irgendwo?« fragte er.
    »Irgendwo«, sagte sie, beendete ihren Drink, stellte das Glas weg, ging zum Bett, klappte den Deckel des Geldkoffers zu und schloß den Reißverschluß. Sie wollte den Koffer absperren, hatte aber keinen Schlüssel und fragte Partain: »Was meinen Sie? Handgepäck oder durchchecken?«
    »Checken Sie’s durch, es sei denn, Sie wollen, daß jemand von den Sicherheitsleuten beim Durchleuchten reinsieht.«
    An die Tür des Wohnzimmers der Suite wurde kräftig geklopft; es folgte die Stimme eines Pagen, der sich meldete. Altford eilte ins Wohnzimmer und öffnete die Tür zum Korridor. DerPage war ein junger Latino, der gewinnend lächelte und sagte: »Gepäck?«
    »Im Schlafzimmer.«
    Er nickte, lief ins Schlafzimmer, grinste Partain an, nahm Altfords Koffer, wies dann auf den schwarzen Handkoffer auf dem Bett und fragte: »Der auch?«
    »Der auch«, sagte sie.
    Er hob ihn an, sackte auf einer Seite ein wegen des unerwarteten Gewichts, sagte: »Schwer, wie?« und verschwand.
    Als die Korridortür sich geschlossen hatte, musterte Millicent Altford Partain kurz. »Wollen Sie fest für mich arbeiten?«
    »Als was?« sagte er, beendete seinen Drink und stellte das Glas beiseite.
    »Wer weiß?«
    »Was springt dabei raus?«
    »Soviel wie ein Light-Colonel kriegt.«
    Er grinste. »Ich sag Ihnen Bescheid.«
    Sie nickte und verließ ihn mit einem Lächeln und einem Verschwörerblinzeln. Als er die Korridortür im Wohnzimmer sich hatte schließen hören, nahm Partain das Telefon im Schlafzimmer und wählte eine Nummer; beim dritten Läuten wurde abgenommen.
    »Edd Partain hier, Shawnee. Haben Sie sich entschieden, was das Abendessen angeht?«
    »Das will ich auf keinen Fall verpassen«, sagte Shawnee Viar.
     
    Partain trug seinen neuen blauen Anzug, ein neues weißes Hemd, einen seiner beiden neuen Schlipse und die Kevlar-Weste, als Shawnee Viar ihn mit ihrem alten grauen Volvo Kombi auflas, um 19 Uhr, nördlich des Mayflower-Eingangs.
    Partain gab ihr die Fotokopie einer sauber gezeichneten Karte des Wegs zu General Walker Hudsons Haus, die jemand in seinemHotelfach hinterlegt hatte. Shawnee betrachtete sie einen langen Moment, mit Hilfe der Innenbeleuchtung, nickte und sagte: »Ja, ich weiß, wo das ist. Die Grundstücke da sind alle nen halben Morgen groß, mit Pools, Kiefern, Hunden und nicht genug Platz für ein Pferd.«
    Nach der Fahrt durch Georgetown nahmen sie die Key Bridge, bogen auf den George Washington Memorial Parkway und irgendwann später nach links auf einen windungsreichen Asphaltweg, der sie nach 1,7 Meilen zum verheißenen Briefkasten am Straßenrand brachte, wo eine Dienstkappe mit Holzbuchstaben HUDSON verkündete.
    Eine ziemlich lange, mit Platten ausgelegte Zufahrt führte zu einem langgestreckten eingeschossigen Steinhaus mit riesigem Kamin und extrem breiten Traufen. Der Erbauer hatte so viele Kiefern stehen lassen wie nur möglich, und der Hof oder Parkplatz war eher eine Andeutung.
    »Was, wenn ...«, sagte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte Partain; er ließ sie nicht ausreden.
    Sie bremste den Volvo am Ende der Auffahrt ab, vor dem Eingang, schaltete dann den Motor und die Scheinwerfer aus. Zwei laternenartige Beleuchtungskörper glommen rechts und links der Haustür, die aus dicken Eichenbohlen gemacht schien.
    Partain stieg als erster

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