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Die in der Hölle sind immer die anderen

Die in der Hölle sind immer die anderen

Titel: Die in der Hölle sind immer die anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Walker Jefferson
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er Florian schuldig, er muß herausfinden, wie sein Kind die letzten Stunden seines Lebens verbracht hat. Und erst dann, wenn er die ganze Wahrheit kennt, wird er entscheiden, was mit Nicolai geschieht.
    Nicolai stellt die Kaffeetasse auf den Teppich. Er hat sich etwas gefaßt, seine Stimme klingt jetzt fester.
    „Ich weiß nicht, was dieser Überfall hier soll. Ich habe meine Strafe abgesessen. Ich war acht Jahre im Knast und in der Psychiatrie.“
    Nicolais Ton ist zuerst ärgerlich, aber jetzt wird seine Stimme weich und leise.
    „Denken Sie an Ihr Risiko. Ich sollte seit Stunden auf einer Party sein, die werden mich vermissen, es kann jeden Augenblick jemand klingeln, der mich abholen kommt.“
    Weigandt stellt die Schuhspitze auf den Heizkörper, an dem Nicolai lehnt, und sieht den kleinen Mann vor sich an.
    „Kein Mensch kommt, um dich abzuholen.“
    „Hören Sie, es tut mir leid, ich habe Ihnen Schreckliches angetan, ich kann verstehen, was Sie fühlen müssen. Aber ich war dafür im Gefängnis, nach all den Jahren, jeder soll ...“
    „Du wirst nie begreifen, was du mir angetan hast. Du hast Florians Leben und mein Leben zerstört. Und das soll mit ein paar Jahren Psychiatrie verbüßt sein?“
    „Es geht doch nicht um büßen – es geht um heilen. Die haben mich in der Psychiatrie geheilt. Ich war nicht schuldig, ich war krank.“
    „Einen wie dich kann man nicht heilen.“
    Weigandt sieht durch das Fenster in das Schneegestöber hinaus.
    „Florian ist tot, ich hatte einen Herzinfarkt, ich habe meinen Job verloren, unser Haus wurde versteigert, wir leben seit Jahren am Existenzminimum – aber du bist geheilt, auf Staatskosten. Und wer heilt mich? Nennst du das Gerechtigkeit?“
    Statt zu antworten sieht Nicolai an Weigandt vorbei und fixiert einen Punkt an der Decke.
    „Ich muß mal.“
    „Dann mach in die Hose.“
    „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein“, schreit Nicolai. „Ich will aufs Klo gehen, ich hab ein Recht darauf.“
    Weigandt stößt sich mit dem rechten Fuß von der Heizung ab. Er macht einen schnellen Schritt auf Nicolai zu; dieser hebt schützend seine Arme über den Kopf. Aber Weigandt tut nicht das, was Nicolai offenbar erwartet. Er stellt sich vor Nicolai hin, öffnet den Reißverschluß seiner Hose, zieht sein Glied durch den Schlitz der Unterhose, schiebt die Vorhaut zurück und pißt dem anderen mitten ins Gesicht. Nicolai brüllt, als hätte Weigandt ihn mit kochendem Wasser übergossen. Weigandt pißt den ganzen Inhalt seiner Blase über Nicolais Haare, sein Gesicht und auf seinen Pullover. Dann holt er den Fahrradschlauch aus seiner Sporttasche, hält Nicolai die Nase zu und stopft ihm den Schlauch in den weit aufgerissenen Mund. Dann nimmt er eine Nylonschnur, schlingt diese, ausgehend von dem Knebel in Nicolais Mund, um den Kopf und verknotet sie im Nacken. Als er sich wieder aufrichtet, atmet er schwer. Er verschnauft einige Minuten und sieht dabei Nicolai direkt in die Augen, die durch den Druck des Knebels immer weiter und röter aus ihren Höhlen treten.
    „Ich werde dir jetzt zeigen, worauf du ein Recht hast.“
    Weigandt reißt Nicolai an den Haaren nach oben und schlägt ihn gegen die Heizung. Der Kopf des anderen fliegt nach hinten, als hätte er sich vom Körper gelöst. Dumpfe, kehlige Lauten dringen hinter dem Knebel hervor. Nicolai stinkt nach Erbrochenem und Urin. Sein Blick ist stumpf geworden. Er sieht so aus, als würde er kein Wort von dem verstehen, was Weigandt sagt, aber die Angst weit hinten auf dem Grund seiner hellen Augen zeigt, daß er nur allzugut begreift, was mit ihm geschieht.
    „Ich mache mit dir das, was du mit Florian gemacht hast. Und wenn du glaubst, daß ich dir verzeihen müßte, weil du im Gefängnis warst und therapiert wurdest oder ich dir die andere Wange hinhalten müßte, weil das ein armer Teufel vor zweitausend Jahren einmal gesagt hat, dann hast du dich getäuscht.“
***
    Weigandt läßt Nicolai stöhnend an der Heizung hängen und verläßt das Wohnzimmer, um sich in der Doppelhaushälfte umzusehen. Die Küche ist aufgeräumt und so sauber, als wäre sie vor einer Stunde geputzt worden. Bis auf ein Stück Butter, einen Schmelzkäse, eine Packung Schinken und sechs oder sieben Bierdosen ist der Kühlschrank leer. In den Schränken findet er das Nötigste an Besteck, Geschirr, Gläser, Töpfe, Pfannen und Schüsseln, aber alles billiges Zeug, das neu und unbenutzt aussieht. Im Schlafzimmer im oberen Stock stehen ein

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