Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge
im Verdacht gehabt, die Sachen heimlich zu entsorgen. Er konnte ja nicht ahnen, dass ein verrückter Nachtmahr die Dinge geklaut hatte und auf der Insel der Albträume versteckte. Aber es befand sich auch etwas in diesem Rollkoffer, das nicht Rocky gehörte: das mysteriöse Forschungstagebuch aus dem Luftschiff! Rocky war wie elektrisiert. Er hatte nicht damit gerechnet, es noch mal in die Hände zu kriegen. Ohne zu zögern, schlug er das Buch auf und begann zu lesen.
FORSCHUNGSTAGEBUCH 2. TEIL
Von Doktor Heinrich Hahn.
Entdecker, Forscher, Abenteurer.
Seines Zeichens erster weißer Medizinmann der
Hunkpaka-Lakota-Sioux 14 .
27. Februar 1976, 13 Uhr. Heute ist ein besonderer Tag. Um Punkt null Uhr mitteleuropäischer Zeit will ich zur Expedition in das Land der Träume aufbrechen. Mit doppelter Gründlichkeit habe ich die Reise geplant und bin nun auf alles vorbereitet. Vor mir liegt die Ausrüstung: Rucksack, Zelt, Spirituskocher, Kochgeschirr, Schlafsack, lange Hosen und kurze, Pullover, Tropenhelm, Pudelmütze, festes Schuhwerk, Sandalen, Handschuhe, Regenkleidung, Sonnenbrille, Fernglas, Vergrößerungsglas, Wasserflasche, Kompass, mehrere Hundert Meter Seil, Steigeisen, Proviant für 14 Tage, eine Kiste Zigarren und natürlich mein geliebtes Forschungstagebuch. Alles in allem eine Last von 35 Kilo. Die Expedition wird kein Spaziergang! Noch einmal gehe ich die Liste aufmerksam durch, dann bin ich bereit. Ich könnte die Welt umarmen. Ach, wäre es doch schon Nacht und würde die Uhr endlich zwölf schlagen.
28. Februar, 8 Uhr 30. Oh, was habe ich mir dabei gedacht? Die so wichtige Expedition begann mit einem unglaublichen Fehlstart. 23 Uhr 35 schnürte ich mir die schweren Stiefel. Zehn Minuten später schlüpfte ich in die Jacke und hängte mir das Fernglas um. Punkt 23 Uhr 55 schulterte ich das schwere Gepäck und trat vor die Tür. Und um 23 Uhr 58 fiel mir ein, dass ich ja gar nicht wusste, wohin ich aufbrechen sollte! Auch ein Blick auf den Kompass brachte mich nicht weiter. Schon um drei Minuten nach Mitternacht musste ich die Expedition abbrechen. Ich entschloss mich zu warten. Meine Hoffnung: Wenn ich nur wach bliebe, so würde sich mir der Weg in das Land der Träume von ganz allein zeigen. Gegen drei schaute ich zum letzten Mal auf meine Uhr, bis dahin war noch nichts geschehen. Heute früh gegen sechs weckte mich Elsbeth mit einem duftenden Kaffee und einer Butterbrezel. Sie fand mich bei meiner Ausrüstung, genau in der Haltung, in der ich eingeschlafen war. Oh ja, ich war im Land der Träume gewesen, aber leider hatte ich alles verschlafen.
18. April. Ein Monat intensiver Forschung und ich bin keinen Deut weiter. Der Schlaf ist ein übermächtiger Gegner! Gestern Abend habe ich eine Kamera aufmich gerichtet und die Ereignisse der Nacht gefilmt. Das Ergebnis war mager. Zunächst war ich noch hellwach. Dann fielen mir die Augen langsam zu. Man kann beobachten, wie mir der Kopf schwer wurde. Meine Muskeln entspannten sich, das Kinn sank auf die Brust. Die Aufnahmen beweisen sonst nicht viel, außer dass ich schnarche. Wie peinlich. Meine Frau Helga hatte also doch recht. Ein Gefühl der Sehnsucht übermannt mich beim Gedanken an meine geliebte Gattin. Wie geht es ihr und dem kleinen Hanno, unserem Sohn? Ob er gewachsen ist?
30. Mai. Liebes Tagebuch. Noch immer sind meine Bemühungen ohne Ergebnis. Doch im Moment tiefster Verzweiflung kommt mir ein verwegener Gedanke. Was, wenn ich eine Maschine konstruiere, die die ersten Anzeichen des Schlafs nutzt, um mich ihm zu entreißen? Doch was sind diese Zeichen? Erneut betrachte ich meine Filmaufnahmen: Nach dem Schließen der Augen entspannen sich Geist und Körper. Ich schlussfolgere: Ein Gegenstand, den ich zu diesem Zeitpunkt in der Hand halte, würde mir unweigerlich entgleiten. Licht und Lärm würden meinen Geist neu beleben. Das ist es!
Rocky ließ das Buch sinken. Hatte Dr. Hahn die Maschine tatsächlich gebaut? Und war es ihm gelungen, den Weg auf die Insel zu finden? War er vielleicht sogar hier? Hier auf der Insel der Albträume?
Die Tür knarrte und einen Moment später betrat Conan das Zimmer, er hatte seine Mütze vergessen. Rocky sprang auf.
„Conan! Schon zurück?“
Der Nachtmahr schaute mit fragendem Blick auf den Koffer, dann auf das Buch.
„Ähm … das ist aus dem Schrank herausgefallen, als ich die Matratze zurückgestellt hab“, entschuldigte sich Rocky zögerlich.
„Das sind Leschnikovs Sachen!“, stellte Conan
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