Die Insel der besonderen Kinder
gekommen schien, ihr die traurige Nachricht zu überbringen.
Ich bin der Enkel von Abraham Portman,
würde ich sagen.
Es tut mir leid, dass ich derjenige bin, der Ihnen die Nachricht überbringen muss, aber er ist von uns gegangen.
Nachdem sie sich dann still die Tränen abgetupft hatte, würde ich sie mit Fragen traktieren.
Ich folgte Dylan und Worm einen Pfad entlang, der sich durch Weiden mit grasenden Schafen schlängelte, bevor es im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend steil hinauf zu einem Kamm ging. Dort oben waberte so dichter Nebel, als würde man eine andere Welt betreten. Es war echt biblisch. Mit solch einem Nebel hatte Gott in einem seiner kleineren Wutanfälle vermutlich die Ägypter verflucht. Als wir auf der anderen Seite wieder hinunterstiegen, schien der Nebel nur noch dichter zu werden. Die Sonne verblasste zu einem schwachen weißen Punkt. Der Nebel hatte alles mit einem feuchten Film überzogen und perlte auf meiner Haut. Meine Klamotten fühlten sich klamm an. Es wurde kälter. Einen Moment lang verlor ich Worm und Dylan aus den Augen, dann wurde der Pfad flacher, und ich wäre fast auf sie geprallt. Sie waren stehen geblieben, um auf mich zu warten.
»He, Yankee!«, rief Dylan. »Hier entlang!«
Ich folgte gehorsam. Wir verließen den Pfad und wateten durch sumpfiges Gras. Schafe starrten uns mit großen, wässrigen Augen an, ihre Wolle war durchnässt, und ihre Schwänze hingen schlaff herab. Im Nebel tauchte eine Hütte auf. Sämtliche Fenster waren mit Brettern zugenagelt.
»Bist du sicher, dass es das ist?«, fragte ich. »Es sieht leer aus.«
»Leer? Keine Spur, es ist voller Mist«, antwortete Worm.
»Nun mach schon«, forderte Dylan mich auf. »Sieh es dir an.«
Ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, dass sie mich reinlegen wollten. Dennoch ging ich zur Tür und klopfte. Sie war nicht verschlossen und öffnete sich bei meiner Berührung ein Stück. Drinnen war es so dunkel, dass ich nichts erkennen konnte. Ich machte einen Schritt hinein. Der weiche Boden gab nach, und ich versank mit den Füßen im Matsch. Aber dann fiel der Groschen – das war kein Matsch, ich stand schienbeintief in Schafskot. Diese unbewohnte Hütte war in Wirklichkeit ein provisorischer Schafstall. Ein Drecksloch im wahrsten Sinne des Wortes.
»O mein Gott!«, schrie ich angeekelt.
Draußen erklang schallendes Gelächter. Ich stolperte rückwärts wieder hinaus, bevor ich von dem Gestank womöglich ohnmächtig wurde. Die beiden krümmten sich vor Lachen und hielten sich die Bäuche.
»Ihr seid Arschlöcher«, fluchte ich und stapfte mir den Mist von den Stiefeln.
»Wieso?«, fragte Worm. »Wir haben dir doch gesagt, dass es voller Mist ist!«
»Zeigst du mir nun das Haus oder nicht?«, blaffte ich Dylan an.
»Er meint es tatsächlich ernst«, sagte Worm und wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Natürlich ist es mein Ernst!«
Dylans Grinsen verblasste. »Ich dachte, du willst mich hochnehmen, Kumpel.«
»Was?«
»Na, verarschen.«
»Nein, will ich nicht.«
Die Jungs wechselten einen unsicheren Blick. Dylan flüsterte Worm etwas zu, und der tuschelte zurück. Schließlich drehte sich Dylan um und zeigte den Pfad hinauf. »Wenn du es wirklich sehen willst«, sagte er, »dann geh am Moor vorbei und durch den Wald. Es ist ein großer alter Kasten. Du kannst es nicht verfehlen.«
»Was zum Teufel quatschst du da? Du sollst mich hinbringen!«
Worm wich meinem Blick aus und sagte: »Weiter als bis hier gehen wir nicht.«
»Warum?«
»Einfach so.« Und dann drehten sie sich um und gingen den Weg zurück, den wir gekommen waren. Gleich darauf verschwanden sie im Nebel.
Es gab zwei Möglichkeiten: Ich konnte kneifen und meinen beiden Folterknechten zurück ins Dorf folgen. Oder ich ging weiter und belog Dad später.
Nach vier Sekunden intensiver Überlegungen war ich unterwegs.
* * *
Das dunkle Moor erstreckte sich zu beiden Seiten des Pfads in den Nebel hinein. Braunes Gras und teefarbenes Wasser, so weit das Auge reichte, strukturlos bis auf ein paar Steinhaufen. Und dann endete das Moor unvermittelt vor einem Wald aus skelettartigen Bäumen, deren Zweige nach oben zeigten wie die Spitzen nasser Pinsel. Ein Stück weiter verlor sich der Pfad unter umgestürzten Baumstämmen und Teppichen aus Efeu. Ihm zu folgen wurde zu einem Glücksspiel. Ich fragte mich, wie eine alte Dame wie Miss Peregrine diesen Hindernisparcours bewältigen sollte. Sie
muss
doch sicher irgendwann mal
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