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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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daraus hervor«, fuhr Miss Peregrine fort. »So wie viele andere von uns blieben auch wir deshalb in unserem Versteck. Aber dein Großvater hatte sich verändert. Er war ein Kämpfer geworden und entschlossen, sich ein Leben außerhalb der Zeitschleife aufzubauen. Abe wollte sich nicht sein Leben lang verstecken.«
    »Ich habe ihn wie die anderen angefleht, nicht nach Amerika zu gehen«, sagte Emma.
    »Warum hat er sich für Amerika entschieden?«, fragte ich.
    »Dort gab es damals nur wenige Hollowgasts«, erwiderte Miss Peregrine. »Nach dem Krieg flüchteten deshalb ein paar von uns nach Amerika. Eine Zeitlang gelang es den meisten, ein normales Leben zu führen, so wie deinem Großvater. Es war sein größter Wunsch, ganz normal zu leben. Er hat es oft in seinen Briefen erwähnt. Ich bin sicher, dass er dir deshalb die Wahrheit verschwiegen hat. Er wünschte dir das, was er selbst nie hatte bekommen können.«
    »Normal zu sein«, sagte ich.
    Miss Peregrine nickte. »Aber er konnte vor seiner besonderen Begabung nicht davonlaufen. Seine einzigartige Fähigkeit, kombiniert mit dem Heldenmut, den er sich während des Krieges als Jäger von Hollows angeeignet hatte, machte ihn zu wertvoll. Immer wieder wurde er bedrängt und um Hilfe gebeten, Hollows aufzuspüren und zu töten. Und so, wie Abe nun einmal war, hat er selten abgelehnt.«
    Ich dachte an die langen Jagdausflüge, die Grandpa Portman unternommen hatte. Meine Familie besaß ein Foto von ihm, das bei einem dieser Ausflüge geschossen wurde. Aber ich hatte keine Ahnung, wer es aufgenommen hatte oder wann er anfing, allein auf die Jagd zu gehen. Als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, dass die Jagd eine Art Party sei, denn Großvater trug auf dem Foto einen Anzug. Und wer geht schon im Anzug auf die Jagd?
    Jetzt wusste ich es: jemand, der etwas anderes als Tiere jagt.

    Das neue Bild, das ich von meinem Großvater bekam, rührte mich. Er war kein verrückter Waffennarr oder verlogener Schürzenjäger gewesen oder ein Mann, der nicht für seine Familie da war, sondern ein umherziehender Ritter, der für andere sein Leben riskierte, der in Autos und schäbigen Motels übernachtete, sich an tödliche Schatten heranschlich, um ein paar Kugeln ärmer nach Hause zurückkehrte und mit Blessuren, die er nie zufriedenstellend hatte erklären können, gepeinigt von Alpträumen, über die er mit niemandem sprechen konnte. Für die vielen Opfer, die er brachte, erntete er seitens seiner Familie nur Spott und Verdächtigungen. Vermutlich schrieb er deshalb so viele Briefe an Emma und Miss Peregrine. Sie verstanden ihn.
    Bronwyn kehrte mit einer Karaffe Wein und einer Flasche Brandy zurück. Miss Peregrine bat sie, beides in einer Teetasse zu mischen. Dann tätschelte sie behutsam Miss Avocets mit roten Äderchen durchzogene Wange.
    »Esmeralda«, sagte sie, »wach auf, Esmeralda. Du musst dieses Stärkungsmittel trinken.«
    Miss Avocet stöhnte, und Miss Peregrine hielt ihr die Teetasse an die Lippen. Die alte Dame trank ein paar Schlückchen, und obwohl sie sabberte und hustete, rann der größte Teil der violetten Flüssigkeit durch ihre Kehle. Einen Moment lang sah sie aus, als würde sie wieder in die Benommenheit zurücksinken, aber dann beugte sie sich nach vorn, und ihr Gesicht bekam ein bisschen Farbe.
    »Meine Güte«, sagte sie mit brüchiger, rauher Stimme. »Bin ich etwa eingeschlafen? Wie unschicklich von mir.« Sie sah uns überrascht an, als wären wir aus dem Nichts aufgetaucht. »Alma? Bist du das?«
    Miss Peregrine massierte die knochigen Hände der alten Dame. »Esmeralda, du hast einen weiten Weg zurückgelegt, um uns mitten in der Nacht aufzusuchen. Du hast uns allen einen fürchterlichen Schrecken eingejagt.«
    »Tatsächlich?« Miss Avocet runzelte die Stirn. Ihre Augen waren starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet, auf die das Feuer flackernde Schatten warf. Dann überzog ein gehetzter Ausdruck ihr Gesicht. »Ja«, sagte sie. »Ich bin hergekommen, um dich zu warnen, Alma. Du musst auf der Hut sein. Du darfst nicht zulassen, dass du überrumpelt wirst, so wie es mir passierte.«
    Miss Peregrine ließ die Hände ihrer Freundin los. »Von wem?«
    »Das können nur Wights gewesen sein. Zwei von ihnen kamen in der Nacht, verkleidet als Mitglieder des Kollegiums. Natürlich gibt es keine männlichen Mitglieder, aber ihre Verkleidung hat meine vom Schlaf benommenen Schützlinge lange genug getäuscht, dass sie sie fesseln und wegschleppen

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