Die Insel der Krieger
ihm inzwischen so vertraut war: Marik. Außerdem fand sich unter der Schrift eine Jahreszahl. »Das war vor 800 Jahren«, stellte Arkas fest. »Ja«, bestätigte Nalig. Er glaubte nicht an einen Zufall. Kaya hatte ihm erzählt, dass vor 800 Jahren, kurz bevor die Götter von Kijerta gefl o hen waren, finstere Wesen angegriffen hatten. »Ferlah«, hatte man sie damals genannt. So viel konnte Nalig der Inschrift Mariks entnehmen. Die Parallelen zu dieser Zeit waren dem Jungen schon zuvor aufgefa l len. Doch nun stand für ihn fest, dass die Bedrohung von damals dieselbe war wie in diesen Tagen. Die Ferlah waren zurückgekehrt und griffen erneut die Bewohner der Insel an. Nur zu welchem Zweck? Nalig teilte Arkas seine Überlegung mit. »Aber das würde ja bedeuten, dass diese Kreaturen damals bis nach Kijerta vorgedrungen sind. « »Es sieht ganz danach aus. Sonst hätten die Götter sie nicht hier unten vergraben. « »Heißt das, sie werden früher oder später wieder hier au f tauchen? « »Ich bin sicher, Kaya wird das so lange wie möglich verhi n dern. « Nalig hatte eine ganz andere Sorge. Wie sollten eine Göttin und sieben kampfbereite Krieger das vollbringen, was die Götter damals offenbar mit vereinten Kräften nicht geschafft hatten? »Was ist das eigentlich für ein blaues Pulver? « , fragte Arkas plötzlich. Nalig folgte seinem Blick. Auf dem gesamten Boden lag eine feine Schicht blauen Staubes. Als Nalig die Kerze dicht über den Boden hielt um besser sehen zu können, streifte ihn plötzlich etwas Haariges. Er zuckte z u rück, stellte jedoch im nächsten Augenblick fest, dass es Nino war. »Da bist du ja«, rief Arkas und hob den Affen hoch. »Was hast du dir nur dabei gedacht? « , schimpfte er und drückte den völlig verdreckten Lemuren fest an sich, der am ganzen Körper zitterte. Nun, da Arkas ihn wieder hatte, wollte er den unterirdischen Friedhof schnellstens verlassen. Nalig war einverstanden. Er war selten so froh darüber gewesen, Tageslicht zu sehen. »Ich glaube, ich möchte ein bisschen an die frische Luft«, sagte Arkas, nachdem sie aus dem Grab gestiegen waren. »Das ist eine gute Idee«, pflichtete Nalig bei und schob die Statue wieder über das Loch im Boden. Die Jungen gingen gemeinsam hinaus. »Wir sollten Kaya davon erzählen, sobald sie wieder hier ist«, beschloss Nalig. »Wenn diese Kreaturen von damals die gleichen sind, die uns heute angreifen, wo haben sie dann die ganze Zeit über g e steckt? « , wollte Arkas wissen. Auch Nalig wusste darauf keine An t wort. Viel mehr interessierte ihn jedoch, weshalb die Kreaturen wieder aufgetaucht waren und wie man sie loswurde. »Wohin gehen wir e i gentlich? « Nalig war ganz in Gedanken einfach hinter Arkas hergela u fen. »An den See. « Arkas schob ein paar Schlingpflanzen beiseite. »Dann laufen wir aber in die falsche Richtung. « Sie waren etwa dort in den Wald gelaufen, wo Miras Hütte lag und sich auch der Weg zur Höhle der Gefährten befand. Ans Ufer würden sie so nicht gelangen. Arkas wandte sich belustigt zu Nalig um. »Doch nicht zu dem See. Sag bloß, wir waren noch nie dort, seit du hier bist. « »Da ich offenbar nicht einmal weiß, wovon du redest, würde ich sagen, wir waren in der Tat noch nicht dort. « »Ich spreche hiervon. « Arkas deutete zwischen die Bäume. Um zu sehen, worauf er zeigte, trat Nalig noch ein Stück vor und staunte. Vor ihm lag ein kleiner See, der von drei Seiten von Fe l sen und Klippen umgeben und somit nur von der Seite zugänglich war, von der Nalig und Arkas sich näherten. Zwischen den Felsen stürzte ein Wasserfall herab. »Ich wusste gar nicht, dass so nah beim Tempel ein See liegt«, wunderte sich Nalig. Als Kaya ihn zur Höhle der Gefährten geführt hatte, konnten sie nicht weit entfernt vorbeigega n gen sein. »Er ist ja auch ganz gut versteckt. Zalari und ich waren früher oft hier. Aber seit er von Kir gebissen wurde, hatten wir leider keine Zeit mehr herzukommen. « Nalig trat vor. Das Rauschen des Wasse r falls hatte etwas Beruhigendes und da auf dem See keine Bäume wac h sen konnten, gab es hier tatsächlich eine Lücke im Blattwerk des Wa l des, durch die Sonnenlicht fiel. Arkas hatte seine Kleidung inzwischen schon am Ufer verstreut und war in den See gestiegen. Nino schien Wasser in so großer Menge nicht zu behagen. Er hockte auf Arkas’ Kopf und war drauf bedacht, seinen langen Schwanz nicht nass we r den zu lassen. »Komm schon, das Wasser ist gar nicht kalt«,
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