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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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Göttin zu der Statue. Obgleich sie s i cher viele der Geheimnisse des Tempels kannte, war sie doch sichtlich überrascht, als Nalig sich hinter die Statue zwängte und sie nach vorne schob. Kaya blickte in die Dunkelheit, die sich im Boden auftat. Es war schwer zu sagen, was in ihr vor ging. Unerschrocken machte sie sich an den Abstieg. Kartax’ Schwanz zog eine Spur durch den Staub auf den Stufen. Langsamer und blind umhertastend, folgte auch Nalig. Am Fuße der Treppe angelangt, verhalf die Göttin Kartax zur Ve r wandlung, sodass weißes Licht den Raum vollständig erhellte. Bei Licht betrachtet wirkte er noch größer und der Anblick, den die ries i gen Skelette boten, noch schauriger. Kaya ging umsichtig um die Kn o chen und Schädel herum und betrachtete die Inschrift. Das blaue Pulver, das den Boden bedeckte, umwirbelte ihre Füße. Nalig begann, die Schädel zu zählen, was angesichts ihrer Vielzahl jedoch aussichtslos war. »Ich bin nie zuvor in diesem Raum gewesen. Wie habt ihr ihn gefunden? « Der Junge berichtete von Ninos Verschwinden und dem Abstieg, den er mit Arkas gewagt hatte. Kaya legte eine Hand auf die bröckelige Mauer. »Diese Inschrift stammt von Eurem Vater«, stellte Nalig fest. »Ferlah«, las die Göttin den Namen der Kreaturen laut vor. »Ich erinnere mich daran, dass wir sie damals so nannten. Nicht die geflügelten Wesen, sondern ihre Reiter. Schon damals war uns klar, dass sie die treibende Kraft hinter diesen Angriffen sind. Bei ihrem letzten Angriff kamen sie auf die Insel. Die übrigen Götter haben diesen Raum wohl angelegt, nachdem der Kampf gewonnen war. « »Haltet Ihr es nicht für sehr wahrscheinlich, dass es auch heute die Ferlah sind, die uns angreifen? « »Es scheint wohl so. « »Das bedeutet, dass Ihr…, ich meine, dass die Götter damals nicht alle getötet haben. « »Offensichtlich nicht. « Nalig fand die eigenartig knappen Antworten der Göttin höchst unbefriedigend. »Der Jahreszahl nach haben diese Wesen Kijerta angegriffen, kurz bevor die Götter die Insel verließen«, versuchte Nalig die Ereignisse zu ordnen und deutete auf die Inschrift. »Ja. Das muss etwa zur gleichen Zeit gewesen sein. « »Wie alt wart Ihr damals? « »Etwa fünfzig Jahre. Für eine Göttin also ausgesprochen jung. « »Wie kommt es dann, dass Ihr Euch dennoch an so vieles nicht erinnert? « , fragte Nalig vorsichtig. »Der Angriff dieser Kreaturen auf Kijerta, die Entstehung dieses Raumes und der Grund aus dem die Götter Kijerta verließen. All das müsstet Ihr doch mitbekommen haben. « Kaya sah Nalig nicht an. Sie schien nicht wütend. Doch U n geduld lag in ihrer Stimme, als sie meinte: »Ich blicke auf ein 800 Jahre langes Leben zurück. Das ist eine lange Zeit und eine Menge Erinn e rungen. Da kann die eine oder andere, gerade wenn sie so weit zurück liegt, durchaus verloren gehen. Und wenn du so viele schlimme Dinge gesehen hast wie ich, dann musst du irgendwann anfangen, sie zu vergessen, um nicht daran zu zerbrechen. Außerdem habe ich dir von dem Grauen erzählt, das die Götter damals vertrieb. Mehr weiß auch ich nicht darüber. « »Aber die Ereignisse von damals waren für die Götter die bedeutendsten überhaupt. Würdet Ihr Euch daran erinnern, weshalb diese Ferlah damals nach Kijerta kamen und wie die Götter sie besiegten, dann hätten wir im Kampf heute einen Vorteil«, beharrte Nalig. »Du kannst sicher sein, Nalig, dass es keine Überlegung gibt, die ich nicht anstelle, um diese Kreaturen endgültig loszuwerden. Aber ich war damals nicht an dem entscheidenden Kampf beteiligt, in dessen Verlauf diese Wesen nach Kijerta kamen. « Nalig war verwundert. »Aber weshalb nicht? « Diese Frage ließ Kaya unbeantwortet. Sie mu s terte abermals die Inschrift. Dann durchschritt sie den Raum und begutachtete die Überreste der Ungeheuer. Sie zog einen Pfeil aus einem der Schädel und drehte ihn nachdenklich in den Fingern. »Die Ferlah griffen damals die Götter an. Heute gibt es keine Götter mehr außer mir. Dennoch greifen sie wieder an. Aber nicht nur mich, so n dern auch die Krieger der Insel. Es bleibt also unklar, was sie damit bezwecken. « »Ist es denn wichtig, weshalb sie versuchen, uns zu t ö ten? « , wollte Nalig wissen. »Es könnte uns ihren Schwachpunkt verr a ten. Es ist immer von Vorteil, zu wissen, was der Feind denkt. « »Dass wir diesen Raum gefunden haben, bringt uns also nicht weiter? « , fragte Nalig niedergeschlagen. »Das würde ich nicht sagen.

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