Die Insel der Krieger
Vaters und jene, die er zurückgelassen hatte in dem Gla u ben, er sei nun längst tot.
Die Krieger der Insel
N alig brauchte mehrere Anläufe, bis er sich in dem Gewirr aus Gä n gen zurechtgefunden hatte. In Gedanken noch immer jenseits des Sees, erschrak er fürchterlich, als plötzlich hinter der Statue eines B ä ren samt Krieger etwas Kleines, Pelziges hervorsprang. »Jetzt komm schon Nino, sei artig! « , hörte er gleich darauf eine Jungenstimme, die jedoch nicht ernsthaft verärgert klang. Das seltsame Tier erblickte Nalig und schien nicht minder erschrocken als dieser. Mit einem kle i nen Aufschrei flüchtete es sich in die Arme eines Jungen, der gerade um die Ecke in den Gang einbog. Dann klammerte es sich an dessen Gesicht und krallte sich in seinen Haaren fest, sodass Nalig nicht s o fort sah, wem er gegenüberstand. »Oh, hallo! « , grüßte der fremde Junge, nachdem er das Tier von seiner Nase gepflückt hatte. »Du musst der Neue aus Eda sein, man sieht hier selten ein unbekanntes Gesicht. « Der Junge streckte Nalig die Hand entgegen. »Ich bin Arkas. « »Freut mich«, erwiderte Nalig und stellte sich ebenfalls vor, während er die Hand ergriff. Er musterte den Fremden eingehend. Er hatte ein heiteres, freundliches Gesicht mit beinahe mädchenhaften Zügen, wodurch er deutlich jünger wirkte als er war. Er war etwas kleiner und schmächtiger als Nalig, trug sein hellbraunes Haar kürzer und hatte eindrucksvoll blaue Augen, die seinem Gesicht einen pe r manent lachenden Ausdruck verliehen. Auf seiner Schulter hockte nun das seltsamste Tier, das Nalig je begegnet war. Es hatte lange Arme, braungraues Fell am Rücken und einen weißen Bauch. Das Gesicht war ebenfalls weiß, die kurze Schnauze schwarz und es hatte riesige, schwarz umrandete, bernsteinfarbene Glupschaugen. Der unverhäl t nismäßig lange Schwanz war schwarzweiß geringelt und es hatte kleine, menschenähnliche Hände. »Das ist Nino, er ist ein Lemur«, erklärte Arkas angesichts Naligs erstaunter Miene. »Dann ist er also dein B e gleittier? « »Ja, könnte man so sagen. « »Und was hat er dir abgebissen, um dir seine Freundschaft zu beweisen? « »Gar nichts. « Arkas lachte. Nalig vermutete, dass die Geschichte seines verlorenen Fingers bereits die Runde auf der Insel gemacht hatte. »Das liegt daran«, erklärte Arkas, »dass ich eigentlich gar kein Krieger bin. Ich komme aus Kreba und anders als bei euch ist es dort eine große Ehre, von der Göttin auf die Insel befohlen zu werden. « Er grinste und plötzlich schämte sich Nalig ein wenig für die Einfältigkeit seines Dorfes. »Jedenfalls wussten wir nicht genau, wen Kaya wollte, als Kartax das Zeichen vor unsere Tür brannte – mich oder meinen Zwillingsbruder Greon. Also sind wir beide hierhergekommen und als sich herausstellte, dass Greon der neue Krieger werden soll, wollte Kaya uns nicht trennen und mir die Schmach ersparen, in unser Dorf zurückzukehren. « Arkas schien kein bisschen enttäuscht darüber, nicht derjenige zu sein, auf den Kayas Wahl gefallen war. »Und weshalb hast du dann Nino bekommen? « , wollte Nalig wissen. »Naja... « Arkas kraulte den Lemuren am Kopf. »Er gehörte zu einem Krieger, der starb, bevor er die Bande zu ihm geknüpft hatte. Er selbst wurde dabei auch verletzt. Gewissermaßen waren wir also beide übrig. « Erst jetzt bemerkte Nalig, dass dem L e muren das linke Hinterbein fehlte. Dennoch waren sowohl er als auch der Junge ihm sofort sympathisch. »Seit wann bist du denn auf Kijerta? « , wollte Arkas von Nalig wissen. »Kijerta? « , fragte dieser ve r wirrt. »Das ist der Name dieser Insel«, klärte Arkas ihn auf. »Ach so, ich bin erst seit gestern hier. « »Wirklich? « Der Junge staunte. »Dann musst du ja während dieses furchtbaren Sturms über den See gefahren sein. Sogar der Unterricht ist gestern wegen des Unwetters ausgefallen. Das war sicher kein Vergnügen. « »Nein, das kann man wirklich nicht behaupten«, bestätigte Nalig und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. »Du kannst gerne reinkommen«, meinte er zu Arkas, der im Türra h men stehen geblieben war. Der Junge folgte der Einladung und sah sich neugierig um. »Dein Bruder ist also ein Krieger? « , fragte Nalig interessiert und bot Arkas einen Platz auf seinem Bett an. »Er ist noch in der Ausbildung. Zurzeit gibt es auf der Insel nur drei voll ausgebi l dete Krieger. Von ihnen hört und sieht man nicht viel. Sie tauchen nur zu den Mahlzeiten auf. Was sie sonst
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