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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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den Gängen die Or i entierung. »Und dies ist die Halle der Krieger«, erklärte Kaya, als sie um eine Ecke bogen. Es war eher ein Gang als eine Halle, in dem Nalig sich wiederfand. In der Mitte lag ein langer roter Teppich und an den hohen Wänden hingen dicht an dicht Porträts. Unter jedem Bil d nis stand die Skulptur eines Tieres. Die Gemälde am Anfang des Ga n ges waren mit schwarzen Bändern versehen. Nalig vermutete, dass es sich um verstorbene Krieger handelte, die einst auf dieser Insel gelebt hatten. Langsam beschritt er den Teppich und musterte die ernsten Gesichter, die von beiden Seiten auf ihn herabblickten. Ganz am Ende des Ganges fand Nalig einige Bilder ohne schwarze Bänder. »Dies sind die Krieger, die noch heute auf dieser Insel leben«, bestätigte Kaya Naligs Vermutung. »Aber ich dachte, es gibt insgesamt acht Königre i che, die unter dem Schutz der Insel stehen? « , bemerkte Nalig, der nur sechs Porträts zählte. »Die jüngeren Krieger sind noch nicht hier ve r ewigt. Und ein paar, die du hier siehst, sind schon alt und wurden von einem jüngeren Nachfolger abgelöst. Sie leben noch auf der Insel, um ihr Wissen an kommende Generationen weiterzugeben. Jiro zum Be i spiel arbeitet hier als Schmied. Er fertigt die Rüstungen und auch die Waffen der Krieger, seit sein Begleittier vor fast dreißig Jahren im Kampf starb. « Sie deutete auf die Skulptur eines Hirsches unter Jiros Gemälde. Nalig brannte darauf, die übrigen Krieger kennen zu lernen und betrachtete die Porträts genau. Verdutzt stellte er fest, dass auch das eines Mädchens dabei war. Die junge Frau musste in seinem Alter gewesen sein, als dieses Bildnis entstanden war. Lange, schwarze Haa r strähnen umrahmten das hübsche Gesicht, dessen Augen ernst, fast finster wirkten. Die Skulptur, die darunter stand, war die einer Rau b katze. Zierlicher und schlanker als Kartax, doch mit Augen, die ebenso unergründlich waren wie die ihrer Begleiterin. Zunächst war Nalig überrascht, das Bildnis einer Frau hier vorzufinden, doch gleich darauf wunderte er sich, weshalb es nicht mehr weibliche Krieger gegeben hatte. Als er Kaya danach fragen wollte, stellte er fest, dass sie mit einer Schärfe, die er bisher nicht von ihr kannte, ihrerseits das Abbild musterte und so ließ er es bleiben. Die Wände ließen noch Raum für einige weitere Porträts und Nalig fand die Vorstellung eigenartig, dass seines womöglich auch bald hier hing. Er fragte sich, ob und auf we l che Weise man sich diese Ehre wohl verdienen musste und fühlte sich plötzlich unbedeutend und schwach. Kaya war bereits voraus gega n gen und bei der Tür am Ende des Ganges angelangt. Nalig folgte ihr und fand sich zu seiner Verwunderung in der Halle des Schicksals wieder, die er soeben durch die im Gemälde verborgene Tür betreten hatte. »Diesen Raum kennst du bereits«, stellte die Göttin fest, schritt zügig über den roten Teppich und verließ den Raum durch die Tür am anderen Ende. Nalig fürchtete schon, sie würde ihn erneut durch den Wald führen, doch sie wandte sich nach rechts und ging um das Haupthaus herum. Nalig entdeckte ein kleineres Gebäude, das so von Pflanzen bewachsen war, dass es wie ein Teil des Waldes aussah. »In diesem Gebäude findet der Unterricht statt«, erklärte Kaya. »Ist es nicht etwas zu klein, um darin zu kämpfen? « »Bei deiner Ausbildung geht es nicht alleine ums Kämpfen. Es gibt viele Dinge, die du lernen musst, über dein Königreich, aber auch über die anderen Königreiche. Viele von ihnen sind einander nicht freundlich gesonnen und es ist eure Aufgabe, den Frieden zwischen ihnen zu wahren. Um dies zu tun, musst du zunächst über die Geschichte, die Bräuche und Sitten der Reiche Bescheid wissen. « Das hörte sich nach langer, stumpfsinniger Arbeit an, befand Nalig, wurde jedoch abgelenkt, als er durch eines der Fenster einen Blick auf den Raum dahinter erhaschte. Offenbar fand gerade Unterricht statt. Doch ehe er einen genaueren Blick auf die Schüler werfen konnte, forderte Kaya ihn auf, sie zurück zum Haup t haus zu begleiten. »Ab morgen wirst auch du am Unterricht teilne h men und ich erwarte dich heute Abend zusammen mit den anderen im Speisesaal. Bis dahin solltest du dich noch etwas ausruhen. « Drinnen machte Nalig sich wie geheißen auf den Weg zu dem Zimmer, das er nun bewohnte. Kaya schlug einen anderen Weg ein und verabschied e te sich. Niedergeschlagen dachte Nalig an sein zu Hause, Serefil, den Hof seines

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