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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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zusammengerückt. Kein Vogel war zu hören. Es herrschte eine g e spenstische Stille. Alles Leben schien vor diesem Ort zurückzuweichen und dort, wo Arkas gelegen hatte, befand sich jetzt ein riesiger schwa r zer Fleck. Merlin raschelte unbehaglich mit dem Gefieder, als Nalig näher an den Fleck heranging. Er war kreisrund und als Nalig einen der schwarzen Halme berührte, zerfiel er augenblicklich zu Staub. Wie konnte so etwas geschehen? Wäre ein Feuer der Grund für die ve r brannten Pflanzen, hätte es weit größeren Schaden angerichtet und keinen so akkuraten Kreis hinterlassen. Merlin kniff Nalig ins Ohr und forderte ihn im Geiste auf, den Ort zu verlassen. Er schien sich zu fürchten. Nalig sah ohnehin keinen Grund, länger zu bleiben und ging weiter. Womöglich hätte er seine Entdeckung rasch vergessen, wäre er in der folgenden Nacht nicht plötzlich aus dem Schlaf geschreckt. Ohne dass ein Geräusch oder eine Berührung ihn geweckt hatte, fuhr Nalig hoch und war mit einem Schlag hellwach. Dumpf erinnerte sich der Junge an einen unguten Traum, den er gerade noch geträumt hatte, doch die Erinnerung daran zerfloss schneller, als er sie festhalten konnte. An seiner Seite schlief Ilia friedlich weiter und im Bett gege n über schnarchte Lina laut auf, während sie sich auf die andere Seite wälzte. Von plötzlicher Unruhe ergriffen, stand Nalig auf und wäre beinahe auf Eldos Schwanz getreten. Merlin, der am Fußende auf einem Bettpfosten saß, zog den Kopf unter dem Flügel hervor. Rasch bedeutete der Junge ihm, leise zu sein. So geräuschlos wie möglich flatterte der Vogel auf die Schulter seines Begleiters. Als Nalig sich der Tür zuwandte, die in die Küche führte, stellte er fest, dass sie offen stand. Seine Nackenhaare sträubten sich. Er war der Letzte gewesen, der zu Bett gegangen war und die Tür hatte er ganz sicher geschlossen. Leise stahl sich Nalig in die Küche und sah gerade noch eine Gestalt durch die Hintertür ins Freie verschwinden. Nalig verharrte einen Augenblick, dann eilte er ihr nach. Als er nach draußen trat, sah er die Gestalt gerade noch zwischen den Bäumen in den Wald verschwinden. Sein Herz machte einen Hüpfer. Er erkannte die Statur und den Gang. Doch das konnte nicht sein. Eilig nahm der Junge die Verfolgung auf. Der Mond schien hell über Kijerta, was das Unterfangen deutlich einfacher machte. Im Grunde war es unmöglich, in der Nacht jema n den im Wald einzuholen, der einen solchen Vorsprung hatte. Dennoch sah Nalig die Gestalt immer wieder vor sich zwischen den Bäumen auftauchen. Fast war ihm, als wolle sie, dass Nalig zu ihr aufschloss. Dann blieb sie plötzlich stehen und der Junge holte sie ein. Merlin trat auf seiner Schulter von einem Bein auf das andere. Dem Vogel war nicht wohl zumute und er warnte seinen Gefährten eindringlich. Di e ser jedoch hatte nur Augen für die Gestalt, die vor ihm stand. Auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass er sich irren musste, war sich Nalig sicher, wen er da vor sich hatte. »Arkas? « Die Gestalt drehte sich um. Ihr Gesicht lag im Schatten, doch jeder Zweifel war ausgeschlossen. »Wie kann das sein? « , flüsterte Nalig. Ohne zu antworten, wandte Arkas sich ab und lief weiter durch den Wald. Naligs Kopf schmerzte durch die Intensität der Warnungen, die Merlin ihm zukommen ließ, doch er konnte nicht anders, als Arkas nachzulaufen. Keinen Tag war es her, dass er mit Zalari den gemeinsamen Freund zur letzten Ruhe gebettet hatte. Dass Arkas hier war, war einfach unmöglich. Und doch wusste Nalig, was er sah. Arkas führte ihn zu dem See, in dem sie gebadet hatten. Kurz verlor Nalig ihn aus den Augen. Als er ihn wi e der entdeckte, saß er am Wasser, tief über die Oberfläche gebeugt und den Rücken Nalig zugewandt. »Arkas? « , sprach der Junge ihn noch einmal an. Merlin rebellierte und schlug wild mit den Flügeln gegen Naligs Gesicht. Unbeirrt trat der Junge näher an Arkas heran. Kaum vier Schritte trennten sie noch, als Arkas’ Umrisse plötzlich ve r schwammen. Sein Körper löste sich in schwarzen Rauch auf, der über den See davon schwebte. Am Ufer blieb ein Halbkreis aus toten Pfla n zen zurück. In heller Panik flog der Falke von Naligs Schulter und stieß einen schrillen Schrei aus. Der Junge stand da wie festgefroren. Was um alles in der Welt war gerade geschehen? Nalig trat näher an den toten Fleck Erde heran. Die Grashalme zerfielen und wehten im Wind davon. Mit zwei Fingern berührte Nalig vorsichtig den Boden

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