Die Insel der Krieger
und bemerkte, dass er ungewöhnlich kalt war. Ein Gefühl der Kälte breitete sich auch in Nalig aus und er verließ den Ort.
Zurück im Tempel, kroch er in sein Bett und schlang die Arme fest um Ilia, wie um ganz sicher zu gehen, dass nicht auch sie sich zu schwarzem Rauch verflüchtigte. Es dauerte lange, bis Nalig wieder einschlief. Er träumte eine Reihe lebhafter Träume, die alle um Arkas kreisten und am nächsten Morgen wusste der Junge nicht mehr recht, wo die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit lag, weshalb er seine Begegnung mit Arkas erst einmal für sich behielt. Überhaupt sprach Nalig wenig in diesen Tagen. Er zog sich sehr zurück, blieb den mei s ten Mahlzeiten fern, um Arkas’ leeren Platz nicht zu sehen und die Gesellschaft Merlins und Ilias war die einzige, die er ertrug. Zu allem Überfluss brachte Ilia zwei Tage nach Naligs nächtlichem Streifzug durch den Wald auch noch schlechte Nachrichten aus dem Spiegelsaal. »Die Ferlah sind wieder da«, berichtete sie. »Sie halten direkten Kurs auf Kijerta. « Nalig seufzte. Mit äußerstem Widerwillen stieg er hinauf in sein Zimmer, um seine Rüstung anzulegen. Draußen hatten sich schon Stella, Zalari und Thorix versammelt. Aro kam kurz nach Nalig hinzu. Er reichte jedem ein paar Bündel mit Kornblumenpulver. »Ilia sagt, es sind viele. Mindestens fünfzig. Eher mehr. « Verdrießlich stec k te Nalig die Bündel ein, die er vor einer gefühlten Ewigkeit mit Zalari und Arkas gerollt hatte. »Gehen wir«, beschloss Stella und die Beglei t tiere verwandelten sich – alle bis auf Merlin. »Worauf wartest du? « , fragte Zalari und bestieg Kirs Rücken. Verdutzt blickte Nalig den Falken auf seiner Schulter an. Das Tier übermittelte ihm ein Gefühl der Ratlosigkeit. Nalig konzentrierte sich und versuchte es noch ei n mal. Nichts geschah. Alle warteten auf ihn. Merlin drängte ihn, es noch einmal zu versuchen – mit dem gleichen Erfolg. »Es geht nicht«, teilte er den kampfbereiten Kriegern mit. »Wir müssen gehen«, drängte Stella. Für jeden Augenblick, den sie zögerten, verstrichen auf dem Festland drei. Hilflos musste Nalig mit ansehen, wie seine vier Mi t streiter ohne ihn davonflogen. »Was ist nur los? « , fragte Nalig seinen Begleiter. Jener war nicht minder verwirrt und niedergeschlagen. »Weshalb bist du nicht mitgeflogen? « , wollte Ilia wissen, als Nalig zurück in die Kammer neben der Küche kam. »Merlin verwandelt sich nicht. « Das Mädchen zog die Brauen hoch. »Wie kann das sein? « »Ich weiß es nicht. « Nalig sank auf das Bett und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Was für ein Krieger war er, wenn er nicht mehr kämpfen konnte? Ilia setzte sich zu ihm. Sie strich aufmunternd über seinen Rücken, doch Nalig wich der Berührung aus. »Würde es dir etwas ausmachen, mich für einen Moment alleine zu lassen? « Das Mädchen verschwand mit Eldo aus dem kleinen Raum. Nalig legte sich zurück und drückte sich das Kissen ins Gesicht, bis ihm schwarz vor Augen wurde. Was stimmte bloß nicht mit ihm? Erst sah er, wie ein Toter durch den Wald lief und jetzt verwandelte sich Merlin nicht mehr. Das ergab doch alles keinen Sinn.
Die übrigen Krieger hatten das Festland erreicht. Ein Stück weiter im Landesinneren trafen sie auf die Ferlah. Zalari griff sich einen Pfeil und hängte ein Bündel mit Kornblumenpulver daran. Er nahm die Ferlah ins Visier. Irgendetwas war heute anders. Von Weitem wirkten die Köpfe der Kreaturen seltsam deformiert. Als sie näher kamen, erkannte Zalari, dass etwas über ihre Schnauzen gezogen war, das aussah wie schwarze Säcke. Sie waren mit Stricken um die Mäuler der Wesen gebunden. »Damit sind sie vor dem Pulver geschützt«, bemer k te Stella hinter ihm, während Zalari sich noch fragte, welchem Zweck diese alberne Maskierung diente. Aro fluchte, doch Zalari hatte seine Zweifel. Es musste nicht viel Pulver in die Nüstern der Flugtiere dri n gen, um sie zu töten. Wären die Masken so undurchlässig, könnten die Flugrösser unmöglich Luft bekommen. Leider irrte sich Zalari. Er schoss seinen Pfeil ab und hüllte zwei der Kreaturen in einen blauen Schleier, den diese völlig ungerührt durchflogen, um sich auf Thorix zu stürzen. Rasch wechselte Zalari den Bogen und schoss einen seiner grün leuchtenden Pfeile in die Brust einer der Kreaturen. Die Ferlah schlugen erbarmungslos zu. Sie mussten nun keinen Abstand mehr wahren, da sie das Pulver nicht mehr zu fürchten brauchten. Zwar war es ein
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