Die Insel der Krieger
irgendein Kräuterbad, das ihm helfen soll. « »Da wird er sich aber freuen. « Nalig vertrieb das Bild des Wolfes, wie er in einer Wanne voll Lavendel schwamm, aus seinem Kopf. »Ich werde wieder nach Stella suchen, sobald einer der anderen wach ist, um mich zu begleiten. « »Ich hoffe, ihr findet sie. « Ilia warf einem der Kaninchen, das zutraulich näher kam, eine Brotkante hin. Sie hatte Stella liebg e wonnen, auch wenn sie immer ein wenig Widerwillen empfand, wenn Stella mit Nalig alleine war. »Wir hören erst auf, nach ihr zu suchen, wenn wir sie gefunden haben«, versprach Nalig. Doch er war unsicher, ob er dieses Versprechen würde halten können. Ganz Kijerta abzus u chen, würde Wochen oder gar Monate dauern und womöglich würde es bald nichts mehr geben, was man von Stella noch finden konnte, sofern das Grauen sie wirklich entführt hatte. Bekümmert sah Nalig den Vögeln zu, wie sie die letzten Brotreste vertilgten. Das Kaninchen ließ die Brotkante liegen und hoppelte näher an Ilia heran. Nalig be o bachtete das Tier. Seine Bewegungen waren irgendwie steif. Und wä h rend das zweite Kaninchen unablässig vor sich hinmümmelte, rührte dieses keinen Gesichtsmuskel. »Könntest du mal im Speisesaal nac h sehen, ob einer der anderen Krieger dort ist? « , bat er Ilia. Das Mä d chen sah ihn verwundert an, folgte jedoch der Bitte und erhob sich schwerfällig, wobei es sich am Türrahmen abstützte. »Lass deine w i derlichen Finger von ihr oder was immer du vorhast, nach ihr ausz u strecken«, mahnte Nalig das Kaninchen und warf den Brotkorb nach ihm. Die Spatzen stoben auseinander. Das Tier löste sich in schwarzen Rauch auf und versank in der Erde, noch ehe das Flechtwerk traf. Nalig war beinahe erschrocken darüber, dass er richtig vermutet hatte. Wenn das Grauen auch die Gestalt aller Tiere annehmen konnte, d e ren Gesichter es gestohlen hatte, dann konnte es immer und überall lauern. »Zalari ist im Speisesaal«, teilte Ilia hinter ihm mit. Nalig stand auf und wandte sich zu ihr um. »Was? « »Zalari ist wach und frühstückt gerade. Das wolltest du doch wissen”, meinte Ilia und beäugte Nalig argwöhnisch. »Geht es dir gut? « »Ja. Du darfst nie wieder Vögel fü t tern, solange du alleine bist«, entgegnete er und schloss die Küchentür. »Weshalb? « Ilias Miene schwankte zwischen Verwunderung und B e sorgnis. »Das erkläre ich dir später«, erwiderte Nalig und ging in den Speisesaal. Es war offenkundig, dass Zalari sich nichts von einer weit e ren Suche erhoffte. Doch Nalig zuliebe durchkämmte er mit ihm noch einmal einen Teil des Waldes. »Stella ist stark«, bemerkte er nach zwei Stunden ziellosen, aber zielstrebigen Marsches. »Das Grauen wird kein leichtes Spiel mit ihr haben. « Nalig hatte am eigenen Leib erfahren, wozu das Grauen fähig war und ihm fiel beim besten Willen kein Schutz dagegen ein. »Wenn es nun schon wieder als Kaninchen vor dem Tempel sitzen kann, ist es entweder fertig mit Stella oder es lässt sich Zeit mit ihr. « Zalari sagte nichts darauf. Er fand es ebenso beu n ruhigend, dass jede Amsel oder Maus fortan womöglich eine Gefahr darstellte. Die Jungen steckten schon tief im Wald, als vor ihnen plöt z lich ein weißes Licht erschien. Es flog auf sie zu und blieb in der Luft vor ihnen stehen. Nalig erkannte, dass es ein paar kurze, weiß leuc h tende Haare waren. »Das ist ein Zeichen von Ilia. Wir müssen zurück zum Tempel. « »Komm, wir fliegen auf Kir. « »Weshalb ruft sie uns? « , fragte Nalig, während die Jungen nach einer Stelle suchten, die groß genug für Kirs Verwandlung war. »Ich denke, dafür kann es nur einen von zwei Gründen geben. Und ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich hoffe, es sind die Ferlah«, erwiderte Zalari. Es waren die Ferlah. Eldo hatte Alarm geschlagen und Ilia hatte im Spiegelsaal nachgesehen. Viele der Flugechsen hatten sich zum Angriff bereit gemacht und alle trugen die Masken, die sie vor dem Kornblumenpulver schützten. »Sie greifen eine Stadt in Eda an«, e r klärte Ilia, als Nalig und Zalari im Innenhof landeten, wo schon Aro und Thorix standen. »Wie viele sind es? « , fragte Aro. »Etwa zwei Du t zend. « »Zwei Dutzend? « Aro war überrascht. »Für jeden von euch«, vollendete Ilia ihren Satz. »Wie sieht es mit Merlin aus? « , fragte Aro an Nalig gewandt. Dieser schüttelte nur den Kopf. Der Falke verwandelte sich nach wie vor nicht. Aro blickte in die Runde. »Wir fliegen
Weitere Kostenlose Bücher