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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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Türen und die Küche gedämpft, die dazwischen lag, war es nicht laut genug, um Ilias tiefen Schlaf zu stören oder gar den Linas. Nalig hingegen war sofort hellwach und erkannte den Laut als das Röhren eines Büffels in Panik. Der Junge schwang die Beine über Eldo hinweg und hastete durch die Küche in den Speisesaal. Dort stand Thorix mit entsetztem Blick vor Kazard, der vollkommen verrückt spielte und in der Tür, die vom Gang her in den Raum führte, stand Greon. Nalig schnappte nach Luft. Er sah genauso aus wie an jenem Tag, an dem er Arkas getötet hatte. Er trug sogar die gleiche Kleidung. Und das G e sicht war genau dort, wo es hingehörte. Es schien jedoch, als habe Greon seine Züge nicht recht im Griff. Er hatte einen zumeist leeren Ausdruck, nur gelegentlich zuckten die Mundwinkel und sein Blinzeln wirkte übertrieben. Außerdem sprach er, ohne den Mund zu öffnen: »Du hättest es ahnen müssen«, drang Greons Stimme durch den Raum. »Weshalb hast du mich nicht aufgehalten? Was für ein Freund bist du eigentlich? « Nalig trat zu Thorix, der mit grauenerfülltem Blick Greon anstarrte, und stieß ihn unsanft an. »Das ist nicht Greon«, ve r sicherte er ihm. »Aber er sieht genauso aus. Und sein Gesicht… « »Wenn ich es dir sage, das ist er nicht. « Nalig wandte sich Greon zu. »Verschwinde aus dem Tempel«, forderte der Junge. Einen Moment lang blieb Greon ungerührt stehen. Dann löste er sich in schwarzen Nebel auf und rauschte an den beiden Jungen vorbei durch ein Fen s ter. Dabei streifte er Nalig, der spürte, wie ihm der Atem stockte, sein Inneres zu Eis erstarrte und sein Herz einen Schlag aussetzte. Er ging in die Knie. Vor seinen Augen wurde es schwarz. »Ist alles in Or d nung? « , fragte Thorix’ Stimme aus weiter Ferne und Nalig spürte eine Hand auf seinem Rücken. »Es geht schon«, presste er hervor. Es da u erte einen Augenblick, bis er es schaffte, sich mit Thorix’ Hilfe aufz u richten. Alles in ihm fühlte sich kalt und taub an. »Wo ist er hin? « , fragte der blonde Junge und sah sich zu dem Fenster um, durch das Greon verschwunden war. »Die Frage ist wohl eher, was wollte es überhaupt hier? « , erwiderte Nalig. »Er stand plötzlich einfach da. G e nau wie letztes Mal«, erklärte Thorix. Nalig setzte sich auf einen der Stühle an der Tafel. Allmählich fühlte er sich besser. »Es versucht, uns voneinander zu trennen«, folgerte er dann, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. Kazard schnaubte noch immer nervös und zog sich so weit wie möglich von den Fenstern zurück. »Was meinst du? « Thorix verstand nicht. »Zuerst hat es mich in den Wald gelockt, dann hat es sein Glück bei Ilia versucht, zweimal schon bei dir und bei Stella hatte es womöglich sogar Erfolg. Es versucht, uns einzeln zu beko m men. « »Wenn es so mächtig ist, dass es lautlos in einen verschlossenen Raum eindringen kann, in den Tempel, der einst von Göttern erbaut wurde, weshalb sollte es dann darauf angewiesen sein, uns zu tre n nen? « , fragte Thorix skeptisch. »Es ist mächtig. Aber ich glaube, es versteht nicht viel von menschlichen Empfindungen, sofern sie nicht niederträchtig sind. Menschen haben die Eigenheit, sich sicher zu fühlen, wenn sie nicht alleine sind. Es weiß, dass wir geschwächt sind, wenn wir auf uns gestellt sind. « »Woher sollte es das wissen? « Nalig kratzte sich das Kinn. »Es hat vor vielen Jahrhunderten schon die Götter der Insel in Verzweiflung gestürzt. Und da es jetzt wieder hier ist, können wir wohl annehmen, dass es nie ganz weg war. Demnach hatte es sehr viel Zeit, darüber nachzudenken, was es dieses Mal besser machen kann. « Thorix war nicht überzeugt. Teilweise deshalb, weil Nalig nicht mehr tat, als Vermutungen anzustellen, andererseits aber auch, weil ihm nicht gefiel, was er sagte. »Nehmen wir an, du hast Recht, weshalb ist es dann schon zum zweiten Mal zu mir gekommen und weshalb hat es ein Gesicht, wenn es als Greon erscheint, aber nicht, wenn es deine Gestalt hat? « Darauf wusste Nalig keine Antwort. Auffällig war dennoch, dass das Grauen immer genau die Gestalt wählte, von der es ahnte, dass sie die größte Wirkung hatte. Ilia wäre keinem anderen als Nalig nachts in den Wald gefolgt und auch er hätte diese Dummheit nicht begangen, hätte er nicht geglaubt, Arkas zu sehen. Und Thorix erschien es ausgerechnet als Greon. Dann kam Nalig mit einem Mal ein ganz anderer Gedanke. »Vielleicht ist es u m gekehrt«, dachte er laut. Thorix,

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