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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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nicht«, beschloss er dann. »Was? « Nalig war sicher, dass er sich verhört hatte. »Ich bin kein Feigling«, erklärte Aro. »Aber wir können unmöglich zu dritt einen Kampf gegen die Ferlah austragen. Ich kann meinen Arm nicht gebrauchen, Kir ist bei Weitem nicht so schnell wie sonst und Jiro ist durch die Suche nach Stella noch nicht dazu gekommen, Thorix’ Rüstung zu reparieren. Zu allem Überfluss können wir das Kornblumenpulver nicht mehr einsetzen. Wenn wir jetzt fliegen, wird keiner von uns zurückkehren. « Nalig wusste, dass Aros Einschätzung realistisch war und er konnte ihn wohl kaum dazu zwingen zu fliegen. Dennoch war er mit der Entscheidung nicht einverstanden. »Viele Menschen werden sterben, wenn wir einfach hierbleiben. « »Und noch mehr werden sterben, wenn wir in diesem Kampf getötet werden. « »Es ist mein Königreich, das sie verwüsten, wenn ihr hier bleibt«, erinnerte Nalig. »Dann solltest du dir vielleicht einen besseren Plan überlegen«, erwiderte Aro und ging. Thorix warf einen Blick auf Kazards ve r brannte linke Seite und schüttelte dann den Kopf. »Tut mir leid, Nalig«, meinte schließlich auch Zalari und klopfte ihm auf die Schulter. »Du weißt, ich würde sofort fliegen, wenn ich das Gefühl hätte, dass ich irgendetwas ausrichten kann. Aber das habe ich nicht. « »Das kann ich einfach nicht glauben. « Wütend verschwand Nalig im Tempel. Er ging zum Spiegelsaal und beobachtete, wie die Ferlah über sein Köni g reich herfielen. Sie wüteten in einer Stadt nicht weit von jener, in der Rotha mit seiner Mutter lebte. Menschen rannten in Panik durch die Straßen und Gassen, versuchten vor der unsichtbaren Gefahr zu fli e hen. Nalig sah, wie eine Frau, die mit ihren Kindern floh, von einem blauen Blitz niedergestreckt wurde und ein einstürzendes Haus vier Männer unter sich begrub. Stumme Tränen rannen über sein Gesicht. Er hatte versagt. Es wäre seine Aufgabe gewesen, all das zu verhi n dern. Deshalb war er hier. Doch er konnte nichts tun. Gebrochen trat Nalig aus dem verborgenen Raum und ließ die Bilder der Grausamkeit auf den Spiegeln erlöschen. Wie viele Menschen würden die Ferlah töten, ehe sie einsahen, dass die Krieger Kijertas nicht von ihrer Insel kommen würden? Und welchen Schluss würden sie daraus ziehen? Nalig verließ den Tempel durch die Halle des Schicksals und setzte sich vor dem Gebäude ins Gras. Er wollte alleine sein, niemanden sehen und mit niemandem sprechen. Nicht mit Ilia, die ständig ve r suchte, Trost zu spenden, den er nicht verdiente, und auch nicht mit Zalari, Aro und Thorix, die ihn so schändlich im Stich gelassen hatten. Schließlich war es Kaya, die ihn vor dem Tempel sitzend fand. Sie grüßte ihn nicht und setzte sich nur wortlos neben ihn. »Es war richtig, die Insel nicht zu verlassen«, meinte sie nach einer Weile. »Mein K ö nigreich wird angegriffen. Und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann. Ich bin auf Kijerta geblieben, um Menschen zu beschützen. Doch im Augenblick kann ich nicht mehr tun als in der Zeit, als ich nur der Sohn eines Schafhirten war. « »Du fühlst dich verloren«, e r kannte die Göttin. Nalig schüttelte den Kopf. »Es ist mehr als das. Die Ferlah töten Menschen, die ich beschützen sollte, Stella ist verschwu n den, das Grauen lauert wieder auf dieser Insel und der Mensch, der es von allen am wenigsten verdient hat, wurde von seinem eigenen Br u der getötet. Wo liegt bei alldem der Sinn? Was soll man in einer Welt, die so ungerecht ist, überhaupt ausrichten? « Kaya schwieg eine Zeit lang. »Du weißt, dass vermutlich die Zweifel an deiner Sache der Grund dafür sind, dass sich Merlin nicht verwandelt? « , meinte sie dann. Nalig nickte. »Nun, ich kann dir leider keine Antwort auf deine Fragen geben. Aber ich weiß, wer es möglicherweise kann. « »Und wer soll das sein? « , fragte Nalig zweifelnd. »Ich spreche nicht von einem Menschen. Es gibt ein Orakel auf dieser Insel, das auf alle Fragen eine Antwort weiß. « Der Junge blickte erstaunt auf. »Weshalb fragen wir das Orakel dann nicht, wie wir das Grauen besiegen können? « Kaya schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht. Das Orakel ist uralt. Älter noch als Kijerta selbst. Es sieht und hört nicht, verfügt nicht über Mitgefühl und es ist nicht daran interessiert, dass wir diesen Kampf gewinnen. Ebenso wenig daran, dass wir ihn verlieren. Das Orakel ist allwissend, doch nicht in der Lage, sein Wissen auszuspr e chen. Die

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