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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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mit dem wir uns zurzeit befassen. Um im Unterricht mitzukommen, rate ich dir, die ersten vier Kapitel in den nächsten Tagen zu lesen. « »Aber ich kann nicht lesen«, erwiderte Nalig und hätte sich dafür am liebsten im nächsten Moment selbst geohrfeigt. Aus Thorix’ und Greons Ecke war ein Kichern zu hören, hinter ihm schnaubte Stella verächtlich. Das Lächeln Hatos flackerte nur für einen Augenblick, ehe es sich festigte und er freundlich meinte: »Dann sol l test du es möglichst bald lernen. « Daraufhin wandte er sich um und trat hinter das Pult. »Da wir heute zum ersten Mal unseren Neuzugang hier begrüßen dürfen, wäre es doch passend, in dieser Stunde ein w e nig über Eda zu sprechen«, meinte er, offenbar in dem Glauben, Nalig damit einen Gefallen zu tun. »Ich bin sicher, du kannst uns sagen, wie der derzeitige König Edas heißt? « , fragte Hato zuversichtlich. Nalig spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Natürlich wusste er, wie der König seines Reiches hieß. Er kannte den Namen. Er hatte ihn schon gehört. Doch schien alles was er je gewusst hatte, plötzlich in weite Ferne gerückt. Er konnte förmlich spüren, wie Stella hinter ihm die Augen rollte. »Kilian«, fiel ihm die Antwort schließlich doch noch ein. »Richtig. Großartig«, lobte Hato. »Großartig«, echote Stella hinter Nalig, so leise, dass nur er es hörte. »Dann kannst du mir sicher auch sagen, wie der erste König Edas hieß, der vor beinahe sechshundert Jahren das Königreich gründete? « Dieses Mal war Nalig sicher, dass er keine Ahnung hatte. Was kümmerte es ihn, was vor sechshundert Jahren geschehen war? Er hielt es jedoch für klug, eine Weile so zu tun, als versuche er, sich an den Namen zu erinnern. »Es war derselbe Name«, entfuhr es Stella, als sich die Stille in die Länge zog. »Der heutige König trägt denselben Namen wie sein ältester Vorfahr, weil er dem Reich ein ebenso guter König sein wollte. Deshalb trägt auch er den Namen Kilian. « »Richtig«, bestätigte Hato erneut. »Er änderte seinen Namen, um ebenso ein Symbol für Freiheit und Stärke zu we r den wie der Feldherr, der damals für sein Volk dieses Reich eroberte und dessen erster König wurde. « »Fragt sich nur, was es nutzt, den Namen einer Legende anzunehmen, wenn das eigene Volk sie nicht kennt«, höhnte Stella. »Unser König verteidigt uns verbissen gegen die Angriffe aus Syri und ihm verdanken wir es, dass dieses Reich keine Bedrohung mehr ist«, trug Nalig vor, was er einst von seinem Vater gehört hatte, da er Stellas Selbstgefälligkeit nicht ertrug. »Dass Syri keine Bedrohung mehr ist, verdankt dein Volk nicht seinem König, sondern Syris Krieger, der nicht nur den Kriegsdurst seines Reiches gestillt hat, sondern auch eine schützende Hand über deine Heimat hält. « »Und wer bitte soll das sein? « , fragte Nalig, nun direkt an Stella gerichtet. »Ich«, erwiderte sie schlicht. »Es hat seit Jahrzehnten keine Angriffe mehr gegen Eda gegeben. Dein König behauptet das nur, um seinem Volk die unverschämten Steuergelder abzuverlangen, um das Heer zu unterhalten, das angeblich die Arbeit leistet, die in Wahrheit ich getan habe. « »Das ist ein bisschen hart formuliert«, schaltete sich Hato beschwichtigend ein. »Ein Heer gibt dem Volk schließlich ein Gefühl von Sicherheit. « »Nur dass der König das Gold seines Volkes nicht einsetzt, um Soldaten zu bezahlen, sondern um Schlösser bauen zu lassen«, konterte Stella und da Hato nichts weiter sagte, fürchtete Nalig, dass sie Recht hatte und seine Unwissenheit gestattete es ihm nicht einmal, sein Volk zu verteidigen, das sicher nicht so naiv war, wie sie behauptete. »Und du glaubst, dass es dein König besser macht? « , fragte er so zornig, dass Greon und Thorix ihr Zwiegespräch einstel l ten und interessiert die Köpfe wandten. »Wir sollten bei unserem Thema bleiben«, warf Hato ein. Das Gespräch schien eine Wendung genommen zu haben, die er nicht guthieß. »Syri hat keinen König«, erklärte Stella und ihre Augen wurden böse und schmal. »Hättest du nur ein klein wenig Ahnung, wüsstest du, dass Militär, Politik und Wirtschaft in meinem Königreich seit fast zweihundert Jahren drei verschiedenen Männern unterstehen, die ihr Amt nicht an ihre Söhne vererben, sondern ihre Nachfolger unter den Bewohnern des Landes wählen. Ich kann dir mindestens fünf Werke aus der Bibliothek deines Dorfes nennen, in denen du diesen Umstand nachlesen kannst. Oh nein,

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