Die Insel der Krieger
viel schlimmer zu wissen, dass derjenige, den man gehen lassen muss, am Leben ist, man ihn aber nie wieder sehen kann, ohne zu wissen, ob es ihm gut geht? « »Genau das ist die Lage, in der ich bin«, stellte Nalig fest. »Ich bin sicher, dein Vater ist wohlauf. Du hast nur einen schlechten Traum gehabt«, versuchte Arkas ihn zu beruh i gen. »Aber es schien alles so wahrhaftig. Mein Vater saß am Ufer des Sees und Ilia schien krank zu sein. Ich muss wissen, ob es ihnen gut geht. « »Vielleicht solltest du mit Kaya sprechen«, schlug Arkas vor. »Sie weiß sicher über die Vorgänge auf dem Festland Bescheid. Schließlich muss sie die neuen Krieger wählen. Möglicherweise kann sie dir sagen, was in deinem Dorf vor sich geht. «
Nalig erhielt wenig später die Gelegenheit, Arkas’ Rat zu befolgen. Kaya, die seine Abwesenheit im Speisesaal natürlich bemerkt hatte, erschien in seinem Zimmer. Nalig erklärte ihr, weshalb er nicht g e kommen war und äußerte seine Befürchtungen. Die Göttin zeigte sich betroffen, wusste jedoch keinen Rat. »Ich kann dir nicht sagen, was in Serefil vor sich geht. Ich bin ebenso wenig wie du in der Lage, G e schehnisse zu verfolgen, die ich nicht sehen kann. In dieser Angel e genheit kann ich dir leider nicht helfen. « Nalig seufzte tief und dachte niedergeschlagen an seine frühere Heimat. »Aber es gibt einen Grund, weshalb ich hier bin«, lenkte Kaya ihn ab. »Jiro ist mit deiner Rüstung fertig. Du kannst sie bei ihm abholen und von nun an am Training der anderen teilnehmen. « Für den Augenblick waren Naligs Sorgen verge s sen. Er war gespannt, wie seine Rüstung aussehen würde und fragte sich, was er und die anderen zukünftigen Krieger, abgesehen von den eintönigen Geschichtslektionen, lernen mussten. Als Kaya gegangen war, machte Nalig sich auf, um Arkas zu finden. Dieses Unterfangen war nicht allzu schwer, denn er war bei Zalari, den er und Nalig in den letzten Tagen oft besucht hatten. Inzwischen wirkte er fast vollko m men gesund. Seine blauen Augen glänzten wieder und waren nicht mehr durch das Fieber getrübt. Auch sein Haar war sauber und er saß aufrecht in seinem Bett. Nur der Biss seines Drachen war noch zu sehen. Die Haut war nicht mehr so stark geschwollen, doch sie sah noch immer ungesund grün aus und Zalari hatte Probleme, seine Fi n ger zu bewegen. »Aber morgen darf ich vielleicht schon wieder aufst e hen«, teilte er Nalig strahlend mit. »Wurde ja auch Zeit«, pflichtete Arkas ihm bei. Zalaris Drache Kir saß auf dem Holzrahmen seines Bettes und hatte den Schwanz um den Bettpfosten geschlungen. Nalig fand noch immer, dass der Drache eher einer Eidechse glich, obgleich er zugeben musste, dass die schillernden grünen Schuppen und die großen, dunklen Augen der Echse etwas Geheimnisvolles verliehen. Arkas erklärte sich sofort bereit mitzukommen, als Nalig berichtete, dass seine Rüstung fertig war, während Zalari bedauerte, nicht ebe n falls dabei sein zu können. »Mir ist nur noch nicht klar, wie ich ohne Waffe am Training teilnehmen soll«, wunderte sich Nalig, als er mit Arkas auf dem Weg nach draußen war. »Die bekommst du dann«, entgegnete dieser. »Zwar hat jeder seine eigene Waffe, aber Kaya meint, es wäre für jeden Krieger notwendig, mit einem Schwert, einer Lanze und Pfeil und Bogen umgehen zu können, ganz gleich, welche Waffe sein Begleittier für ihn ausgewählt hat. « Ein wenig unbehaglich war Nalig schon bei dem Gedanken, bald mit Thorix, Greon und Stella zu trainieren, die allesamt mehr Erfahrung hatten als er. Doch er war es gewohnt zu jagen und daher kein schlechter Schütze. Mit dem Schwert hatte er weniger Erfahrung, doch er war kräftiger als Thorix und Zalari und hoffte, dass dies ein Vorteil sein würde. Jedenfalls war der Kampf mit Waffen endlich etwas, wobei Stella ihn nicht übertre f fen konnte. Schließlich war sie ein Mädchen. »Bist du bei den Kamp f lektionen auch dabei? « , fragte Nalig hoffnungsvoll. Doch Arkas schü t telte den Kopf. »Ich hatte nie viel Freude daran, mich zu duellieren. Das war schon immer eher Greons Stärke. Aber Zalari wird dabei sein, sobald es ihm wieder besser geht. « Sie gingen um das Gebäude herum und schon von Weitem hörten sie das rhythmische Pochen des Ha m mers auf dem Amboss. Jiro stand griesgrämig wie immer in der Schmiede und schlug auf die rot glühende Schneide eines Schwertes ein, dass die Funken davon stoben. Als er Nalig und Arkas entdeckte, nahm seine Miene
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