Die Insel der Krieger
also, dass wir gleich mit den wic h tigsten Kampflektionen anfangen können. Zeig mir, was du mithilfe deines Falken bereits kannst. « Es entstand eine unangenehme Pause und Nalig wusste nicht, was genau sie von ihm erwartete. Er b e schloss, dass es das Beste war, dies offen zuzugeben. Stella wirkte genervt, verlor jedoch nicht ihre Gelassenheit. »Weißt du überhaupt, welchen Nutzen die Bindung, die zwischen euch besteht, für dich hat? « »Nun, sie ist die Voraussetzung für meine Ausbildung zu einem Krieger und durch sie kann er mir im Kampf zur Seite stehen«, wi e derholte Nalig, was er von Zalari und Kaya gehört hatte. Spätestens Stellas mitleidiger Blick verriet ihm, wie lahm seine Antwort war und dass es nicht das war, was sie hatte hören wollen. »Wie du eigentlich wissen solltest, tragen sowohl wir, als auch unsere Begleittiere eine Macht in sich, über die andere Menschen und Tiere nicht verfügen, die nur dann zu Tage treten kann, wenn diese Verbindung besteht. Ohne sie wären wir nichts weiter als gewöhnliche Menschen und ihre Hau s tiere. « Nalig spürte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. Er moc h te es nicht, wenn man ihn auf diese Weise belehrte. Und noch weniger mochte er die Tatsache, dass es ein Mädchen tat. »Da du offensichtlich keine Ahnung hast, werde ich dir zeigen, wovon ich spreche. « Stella wandte sich dem Panther zu, der eben noch ruhig im Gras gelegen hatte, sich nun jedoch aufrichtete und konzentrierte sich. Einen M o ment lang geschah nichts, dann begann die rechte Vorderpfote der Raubkatze zu glühen wie auch eine Stelle zwischen Stellas Schulterblä t tern. Es war ein violettes Licht, das sich ausbreitete, bis es den Körper der jungen Frau und den des Tieres verband. Dann begann Ailas g e samter Körper eben jenes Licht auszustrahlen und innerhalb eines Augenblicks wuchs die Katze auf eine enorme Größe heran. Die Pf o ten waren dick wie Baumstämme, die Krallen so lang wie Naligs Finger und die Ohren reichten fast an das Gewölbe aus Blättern heran. Der gewaltige Körper strahlte unablässig jenes gleißend helle, violette Licht aus, das auch Stella nun vollständig umgab. Nalig fühlte sich sogleich an die Erscheinung am See vor zwei Tagen erinnert. Es war also doch Kartax gewesen. Aila senkte den Kopf zum Boden herab und ließ ein tiefes Schnaufen hören. Nalig sah, wie das Gras, das vom Atem des Tieres berührt wurde, augenblicklich zu Staub zerfiel. Stella zog inzw i schen die Peitsche aus ihrem Gürtel. Sie umfasste den kurzen Griff mit einer Hand und ließ den Riemen zu Boden fallen. Dann schlug sie mit der Peitsche auf den Boden. Nalig konnte hören, wie sie zischend die Luft durchschnitt und auf die Erde donnerte. Die Erschütterung, die sie dort auslöste, war enorm und riss ihn von den Füßen. Dann erstarb das violette Leuchten, Aila schrumpfte auf ihre normale Größe und Stella stand da, die Peitsche in der Hand, als sei nichts gewesen. Zi t ternd rappelte Nalig sich auf. »Wie… wie hast du das gemacht? « , wol l te er wissen und schaffte es trotz aller Bemühungen nicht zu verbe r gen, wie sehr ihn dieses Schauspiel beeindruckt hatte. »Die Tatsache, dass du mir diese Frage stellst, zeigt, dass du noch rein gar nichts b e griffen hast. Aber gut, fangen wir mit etwas Einfachem an. « Sie ging auf Nalig zu und rollte dabei die Peitsche wieder ein. »Kommt er, wenn du ihn rufst? « , wollte sie wissen und schob ohne jede Furcht seinem Falken den Arm unter den Körper, sodass sich dieser darauf nieder ließ. »Schätze schon«, murmelte Nalig. Schließlich hatte er es an diesem Morgen ohne Probleme geschafft, den Vogel zu sich zu rufen. Stella trat zurück, bis sie etwa zwanzig Schritte von Nalig trennten. »Also los«, meinte sie dann und hielt den Arm, auf dem der Falke saß, in die Höhe. »Komm her«, forderte Nalig ihn auf und streckte seinen eigenen Arm aus. Der Vogel flog auf und einen Moment lang glaubte Nalig erleichtert, dass er es geschafft hatte. Doch dann flog der Falke hoch in die Luft, um sich gleich darauf auf die Erde herabzustürzen, wo er seinen Fall geschickt abfing und etwas mit seinen Klauen vom Boden griff. Dann erst flog er auf Naligs Schulter, wo er auf einem Bein stehend begann, eine Maus in Stücke zu reißen, die er mit dem anderen Fuß festhielt. Nalig warf Stella einen Blick voll böser Vora h nung zu. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fragte in einem Ton, den man normalerweise gegenüber Kindern anschlug:
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