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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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alles in der Welt hast du dir dabei gedacht? « Ein paar Vögel flogen aus den umstehenden Bäumen, als Kaya die Stimme hob. »Ich wollte nur rasch nachsehen, ob in meinem Dorf alles in Ordnung ist. « »Hast du denn überhaupt kein Verantwo r tungsgefühl? « Nun wurde Nalig zornig. »Es ist mein Dorf, für das ich mich verantwortlich fühle. Und da Ihr mir nicht sagen wollt, was dort vor sich geht… « »Hast du beschlossen, selbst nachzusehen und dabei nicht nur dich, sondern alle Bewohner dieser Insel in Gefahr zu bri n gen«, vollendete Kaya seinen Satz. »Das war nicht meine Absicht. « »Bei deiner Ankunft habe ich dir erklärt, dass der Schutz, der auf di e ser Insel liegt, nur wirkt, solange alle Bewohner Kijertas hier sind. « Nalig schwieg. »Habe ich dir das gesagt oder nicht? « , schrie Kaya e r zürnt. »Ja, das habt Ihr. « »Das heißt, du hast die Insel verlassen, in vollem Bewusstsein, wie gefährlich dein Handeln ist? « »Was hätte schon geschehen können? « , fragte Nalig trotzig, jedoch schuldbewusst. Kaya trat einen Schritt auf ihn zu. »Wenn der Schutz nicht mehr wirkt, ist es anderen Menschen möglich, die Insel zu betreten. Während deiner Abwesenheit wäre es für jeden ein Leichtes gewesen, uns alle im Schlaf zu töten. Du hast in dieser Nacht alles aufs Spiel gesetzt, was ich seit Generationen zu wahren versuche. Auch die Sicherheit deines Königreiches. « In diesem Augenblick schwankte Naligs Falke auf seiner Schulter und zog damit Kayas Aufmerksamkeit auf sich. »Was ist geschehen? « , fragte sie erschrocken, als sie die Verletzung bemerkte. »Es war ein Unfall«, versuchte Nalig sich selbst einzureden. »Ist dir eigentlich klar, was du angerichtet hast? « »Es war nicht meine Schuld. « Nalig wollte den Vorfall mit dem Habicht erklären. »Wessen Schuld soll es sonst gewesen sein? Du hast womöglich deine einzige Möglic h keit, ein Krieger zu werden, verspielt. Das Wohl deines Begleittiers sollte für dich immer an erster Stelle stehen. Du kannst ihn nicht ei n fach ersetzen wie ein Schäfer ein fehlendes Schaf in seiner Herde. Hast du denn noch immer nicht begriffen, wie wertvoll dein Falke für dich ist? « »Aber Kartax kann ihn doch heilen? « , fragte Nalig alarmiert. »Er hat auch meine Verletzung geheilt, als ich hier ankam. « Kayas Blick verfinsterte sich. »Kartax ist nicht mein Diener, den ich beauftragen kann zu heilen, wen mir beliebt. Er trifft seine eigenen Entscheidu n gen und es ist eine Sache, eine Schnittwunde zu schließen, jedoch eine andere, Knochen wieder zu verbinden. « »Aber es muss doch eine Möglichkeit geben, ihm zu helfen. « Nalig hörte, wie seine Stimme schrill wurde. »Komm mit. « Kaya ging an ihm vorbei und schritt wor t los voran. Kartax und Nalig folgten ihr. Mithilfe der Fackel, die Kaya bei sich hatte, brauchten sie nicht lange, um aus dem Wald und zurück zum Ufer zu finden. Dort angelangt, verwandelte sich Kartax und Kaya half Nalig auf den Rücken des gewaltigen Tieres. Der Löwe flog weit weniger schnell und elegant als Kir. Doch waren sie im Nu z u rück. Kaya führte Nalig ein Stück vom Tempel weg zu einem Nebe n gebäude aus Holz, das er noch nie betreten hatte. Dort klopfte sie an die Tür. Eine Weile war es still, dann wurde drinnen Licht entzündet und Schritte näherten sich. Die Tür schwang auf und eine Frau, die Nalig nicht kannte, stand vor ihnen. »Das ist Mira«, stellte Kaya die Frau im Nachthemd vor. Sie war jünger als Jiro oder Hato, doch auch ihr Haar war grau und das Gesicht von Falten geprägt. Besonders von einer Längsfalte auf ihrer Stirn, die sich beim Anblick der nächtlichen Störer tief in die Haut grub. Mira trat zur Seite und ließ die Besucher herein. In der Hütte herrschte ein süßlicher Geruch. Es war ein wenig stickig und unzählige getrocknete Blätter, Wurzeln und Blüten hingen von der Decke. Es standen nicht mehr als ein Bett, ein Tisch und ein paar Regale im Raum. »Naligs Falke ist verletzt«, teilte Kaya der Frau namens Mira mit. Diese wandte sich dem Jungen zu und nahm ohne ein Wort den Falken von seiner Schulter. Sie trug das Tier hinüber zu der Lampe neben ihrem Bett. Sie begutachtete die Verletzung, spreizte den gesunden, dann vorsichtig den anderen Flügel und murmelte vor sich hin, während die Falte auf ihrer Stirn immer schärfer wurde. »Könnt Ihr ihm helfen? « , fragte Nalig bange, als die Untersuchung sich in die Länge zog. Sein Falke schien zu keiner Gegenwehr mehr fähig und

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