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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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Länge gelesen. Verwirrt legte er die losen Seiten in das Buch, brachte es in den Teil der Bibliothek, der Gedichtbände und Schriftrollen mit Liedtexten beherbergte und nahm Mariks Namen in seine Liste auf. Nachdem er sich mehrere Stunden seiner eintönigen Arbeit gewidmet hatte, ohne mehr zu lesen, als er unbedingt musste, stieß er erneut auf den Namen Marik. Das Buch, dessen Verfasser er ebenfalls zu sein schien, war kleiner und viel besser erhalten. Verwu n dert stellte Nalig fest, dass es kaum 800 Jahre alt war. Wieder und wieder las der Junge die Jahreszahl, überzeugt davon, dass es sich um einen Irrtum handeln musste. Wie konnte derselbe Mann über 200 Jahre später ein weiteres Buch geschrieben haben? Doch war jeder Zweifel ausgeschlossen. Bei diesem Werk handelte es sich offenbar um ein Tagebuch Mariks. Über zwei Monate hinweg hatte er jeden Tag in das Buch geschrieben und sorgfältig das Datum notiert, sodass Nalig sicher sein konnte, dass Marik zu dieser Zeit noch gelebt hatte. Der Junge durchblätterte die Seiten und las einige Einträge. Mit wachse n der Verwirrung stellte er fest, dass auch die Frau namens Zari zu dieser Zeit noch gelebt hatte. Ihr Name tauchte mehrfach auf und gab zudem Aufschluss darüber, dass Marik inzwischen eine Tochter mit ihr gehabt hatte. Doch blieb es Nalig ein Rätsel, wie er nun mit der Frau, die er 200 Jahre zuvor mit seinen Gedichten umworben hatte, ein Kind haben konnte. Gebannt las er die Einträge des jahrhundertealten Ma n nes. In den Tagen, von denen er berichtete, musste ein entsetzlicher Krieg getobt haben. Nalig war beeindruckt von der Kühnheit und Tapferkeit, die Marik in den Schlachten an den Tag legte und auch von der Bescheidenheit, mit der er seine Heldentaten schilderte. »Es freut mich ja, dass du solchen Gefallen an deiner Arbeit findest, aber solltest du nicht längst beim Mittagessen sein? « , riss Hato seinen Helfer aus einer Welt voll finsterer Bedrohungen und tödlicher Gefahren. Der Junge blickte auf. Hato besah sich die Bücherstapel, die Nalig noch vor sich hatte, und runzelte die Stirn. »Was hast du eigentlich den ganzen Morgen getrieben? « Nalig erhob sich und reichte Hato das Tagebuch. »Der Mann, dem es gehörte, hat 200 Jahre zuvor ein weiteres Buch geschrieben. Wie kann das sein? « Der Geschichtslehrer nahm das Buch zur Hand. »Ja, Marik. Mit den Büchern, die er geschrieben hat, könnte man drei Abteilungen dieser Bibliothek alleine füllen. Aber er hatte ja auch fast 2000 Jahre Zeit, sie zu schreiben. Leider ist vieles, was er geschrieben hat, nicht mehr erhalten. « Hato erwiderte Naligs verständnislosen Blick mit einem Lächeln. »Marik war einer der Gö t ter, die einst auf dieser Insel lebten«, erklärte er. »Es gab noch andere Götter außer Kaya? « »Sicher. Früher gab es eine Vielzahl an Göttern. Doch sie haben vor fast 800 Jahren Kijerta verlassen. « »Aber warum? « »Das kann ich dir nicht sagen, Nalig, denn wie du unschwer erkennen kannst, bin ich keine 800 Jahre alt. Mein Wissen habe ich aus den Büchern dieser Bibliothek, doch hat die lange Zeit, die ich auf dieser Insel verbracht habe, nicht ausgereicht, sie alle zu studieren. Wenn du also Näheres wissen willst, solltest du dich selbst auf die Suche nach Antworten machen oder jemanden fragen, der vor 800 Jahren dabei war. « Hato legte Mariks Tagebuch zurück auf Naligs Stapel und ließ den Jungen alleine. Nalig hatte vor dem Mittagessen eigentlich seinen Falken sehen wollen, doch war er ohnehin schon wieder sehr spät. Nachdem er Kayas tadelnden Blick mit möglichst schuldbewusster Miene erwidert hatte, setzte er sich zu Zalari und Arkas, die er sofort nach den Göttern fragte, die einst auf der Insel gelebt hatten. Leider hatte keiner der beiden gewusst, dass es neben Kaya einmal andere Götter gegeben hatte und den Namen Marik hatten sie nie zuvor g e hört. Arkas schien weniger an dieser Tatsache interessiert, doch Zalari war ebenso überrascht wie Nalig. »Wenn es tatsächlich einmal andere Götter auf dieser Insel gab, weshalb sind sie dann von hier fortgega n gen? Und warum ausgerechnet vor 800 Jahren? « »Ich habe keine A h nung. Vor allem frage ich mich, wo die Götter heute leben, nachdem sie Kijerta verlassen haben. « »Wenn sie wirklich vor 800 Jahren ve r schwunden sind, dann sind sie heute sicher tot«, meinte Zalari nac h denklich und zerteilte mit seiner Gabel eine Kartoffel in winzige St ü cke. »Wie kommst du denn darauf? « »Naja, um die

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