Die Insel der Krieger
üblich, wenn sie erschien, überprüfte er rasch drei Dinge: Wie war ihre Laune, was trug sie bei sich und wie änderte sich ihre Miene, wenn sie ihn ansah? Anhand dessen ließ sich mit großer Wahrscheinlichkeit erraten, wie das Training verlaufen würde. In diesem Fall schien ihre Laune nicht schlechter als sonst, außer ihrer Peitsche und Aila hatte sie nichts bei sich und als sie Nalig erblickte, verfinsterte sich ihre Miene nicht. Diese Tatsache ließ Nalig hoffen. Er lief ihr ein Stück entgegen und wartete gespannt, was sie vorhatte. »Erfreulicherweise ist es dir endlich gelungen deinen Falken zur Verwandlung zu bringen«, stellte sie fest und Nalig bemerkte mis s trauisch, dass sie nicht ganz so abfällig zu ihm sprach wie sonst. »Was du nun noch lernen musst, ehe du uns endlich im Kampf um dein Königreich helfen kannst«, da war die Abfälligkeit wieder, »ist deine Kampftechnik. « Sie machte eine kurze Pause, wie um ihm Zeit zu geben etwas zu fragen, doch Nalig schwieg und wartete, dass sie for t fuhr. »Wie du hoffentlich inzwischen weißt, verfügen wir und auch unsere Begleiter über eine Kampfkunst, die uns einzigartig macht und uns von gewöhnlichen Kriegern unterscheidet. Wir und unsere Beglei t tiere können diese nur dann einsetzen, wenn wir die Verwandlung vollzogen haben. « Sie ließ beiläufig die Finger über ihre Peitsche wa n dern. Nalig befühlte unbehaglich das Muster in seinem Stab. Welche Wunder würde er damit vollbringen und wie sollte er das herausfi n den? »Woher weiß ich, was ich tun muss, um von dieser Kampftechnik Gebrauch zu machen? « , fragte er, auch auf die Gefahr hin, sich damit Stellas Spott auszusetzen. »Wenn es so weit ist, wirst du von ganz alleine wissen, was zu tun ist. « Stella schloss die Augen und Aila vol l zog ihre Verwandlung. Das Mädchen zog die Peitsche aus dem Gürtel. »Im Kampf wirst du am besten herausfinden, was du tun musst. Bring deinen Falken zur Verwandlung. « Nalig wurde nervös. Er erinnerte sich noch gut an den Kampf, den sich Aro und Rigo auf dieser Lic h tung geliefert hatten. Er war noch nicht so weit, sich auf diese Weise mit Stella zu messen. Außerdem hatte sich Merlin nur verwandelt, weil er gespürt hatte, dass Nalig seine Hilfe brauchte. Wie er diesen Dienst einfach einfordern sollte, war ihm völlig unklar. Um sich nicht vol l ends vor Stella zu blamieren, beschloss Nalig, es einfach zu versuchen. Er schloss die Augen, wie Stella es getan hatte und machte sich Me r lins Gegenwart mithilfe seines vermeintlichen sechsten Sinnes b e wusst. Dann schickte er ihm in der Bildersprache die Bitte, ihm beiz u stehen. Die Wirkung erfolgte sofort. Nalig spürte die Wärme, die in ihm aufstieg und das Kribbeln an der Stelle, an der sein Finger fehlte. Merlin flog von seiner Schulter und als Nalig die Augen öffnete, sah er durch den goldenen Schein, der ihn umgab, den riesigen Vogel über sich stehen. Von diesem Erfolg beflügelt, griff Nalig den Goldzeder n stab mit beiden Händen und stellte sich zum Kampf. Stella ließ sich nicht lange bitten. Sie stürmte auf ihn los und holte mit der Peitsche gegen ihn aus. Nalig wich dem Riemen aus und zielte mit dem Stab auf Stellas Bein. Auch sein Schlag ging daneben, da Stella mit einem g e schickten Sprung aus seiner Reichweite gelangte. Er hatte sich kaum umgedreht, als die Peitsche auch schon wieder auf ihn zuschnellte. Nalig hatte jedoch damit gerechnet. Er hob den Arm, um den Schlag abzufangen und ließ es zu, dass sich der Riemen mehrfach um seine Armschiene wand. Dann griff er ihn und zog Stella, die von diesem Manöver völlig perplex war, zu sich her. Als sie nah genug war, ve r setzte er ihr rasch zwei Schläge gegen die rechte Schulter in der Hof f nung, sie würde ihre Waffe los lassen. So leicht ließ sich das Mädchen allerdings nicht überrumpeln. Mit aller Kraft stieß sie Nalig den Griff ihrer Peitsche in die Achselhöhle – ein empfindlicher Punkt, den die Rüstung nicht schützte. Nach Luft schnappend, ließ der Junge die Waffe seiner Kontrahentin los. Stella zog den Riemen, der noch immer um seinen Arm gewunden war, ruckartig an und zog ihm das linke Bein weg, indem sie ihren Fuß darum hakte. Damit brachte sie Nalig zu Fall. Der Schmerz in seiner Schulter verhinderte, dass er wieder auf die Beine kam oder sich zur Seite rollen konnte. Damit war er Stellas nächster Attacke ausgeliefert. Die Peitsche durchschnitt mit einem Surren die Luft und Nalig schlug verzweifelt mit seinem
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