Die Insel der Krieger
dem Weg nach draußen. »Ich dachte, Ihr hättet keine Möglichkeit zu sehen, was auf dem Festland vor sich geht«, sagte Nalig vorwurfsvoll und eilte ihr nach. »Ich gestatte den Kriegern erst, den Spiegelsaal zu betreten, wenn ich glaube, dass sie so weit sind. Hätte ich dir zuvor davon berichtet, hättest du deine gesamte Zeit damit verbracht, von hier aus dein Dorf zu beobachten, statt deiner Ausbildung nachzukommen. « Nalig klappte empört den Mund auf, um Widerworte zu geben, musste jedoch zugeben, dass sie Recht hatte. Als die Gruppe ins Freie trat, standen Stella und Aila schon bereit. Nalig sah mit Erleichterung, dass der jungen Frau nichts fehlte. Insg e heim fragte er sich, woher sie vom Aufbruch der Krieger wusste, wenn sie doch in ihrem Unterstand im Wald schlief. »Nalig braucht noch ein Schwert«, stellte Kaya fest. Der Junge bemerkte, dass alle zusätzlich zu ihrer eigentlichen Waffe eines trugen. Aro eilte davon und kam wenig später mit einem Schwert für Nalig zurück. Die Schwertscheide hing an einem Gürtel, den der Junge umband. Die Waffe, die er bekommen hatte, war nicht zu vergleichen mit den stumpfen Klingen, die sie im Training benutzten. Gerade und glänzend und auf beiden Seiten scharf, lag sie in seiner Hand. Zwar war dieses Schwert weniger au f wändig gefertigt als jene, die Jiro für die Waffenkammer herstellte, doch würde es seinen Zweck erfüllen. Sie mussten sich ein wenig auf dem Innenhof verteilen, sodass die Begleittiere genug Platz für ihre Verwandlung hatten. Dann flogen sie los. Auf dem Weg zum Festland gab Kaya Anweisungen. »Juray und Zalari, ihr fliegt mit mir. Die Übr i gen machen sich auf nach Denbrik. Es liegt etwas weiter im Landesi n neren. Wenn wir die Männer erfolgreich vertrieben haben, kehren wir nach Kijerta zurück. « Als sie durch die Nebelwand flogen, wurde es plötzlich heller. Auf dem Festland war es gerade kurz nach Mittag. Nalig brauchte einen Augenblick, um sich auf die Lichtverhältnisse einzustellen. Sie flogen gerade über Serefil hinweg, als sie sich tren n ten. Kaya, Zalari und Juray bogen nach links ab und flogen am Ufer entlang, während Nalig den anderen folgte. Ihr Ziel war das erste Dorf, das sie im Spiegelsaal gesehen hatten. Die Bewaffneten zogen unter ihnen wie eine Ameisenkolonie auf die Tore des Dorfes zu, hatten sie jedoch noch nicht erreicht. Mit Bestürzung sah Nalig, wie viele es waren. Rigo übernahm das Kommando über die kleine Gru p pe. »Nalig, du fliegst zum Dorf und warnst die Bewohner. Sie sollen fliehen oder sich zumindest für einen Kampf bereit machen. Dann kommst du und hilfst uns. « Nalig gab ihm ein Zeichen, dass er ve r standen hatte und trennte sich von den anderen. Ein kleiner Platz zwischen den Häusern, auf dem Menschen geschäftig umherliefen, war die einzige Stelle, an der Merlin landen konnte. Da niemand Nalig sah, solange der goldenen Schein ihn umgab, wies er den Falken an, sich zurückzuverwandeln. Im regen Treiben der Dörfler fiel es niemandem auf, dass Nalig aus dem Nichts erschien. Bis eben hatte er sich noch gefragt, weshalb die Angreifer nicht auf die Nacht warteten, nun war ihm klar, dass dies ein ausgesprochen kluges Manöver war. Niemand rechnete zu dieser Zeit mit einem Überfall und bei Nacht war das Dorf gut bewacht. Um von den Menschen besser gesehen zu werden, sprang Nalig auf die Ummauerung des Dorfbrunnens. Er lehnte se i nen Stab daran und nahm einer Frau, die gekommen war, um Wasser zu schöpfen, den Eimer aus den Händen. Von einer anderen schnap p te er sich eine kupferne Schöpfkelle. Mit dieser schlug er auf den B o den des Eimers. »Euer Dorf wird angegriffen«, rief er, als die Bewo h ner Denbriks sich nach der Quelle des Lärms umwandten. Um ihn zu unterstützen, kreiste Merlin um den Platz und stieß einen theatral i schen Schrei aus. »Räuber und Plünderer sind auf dem Weg hier her. Bringt eure Kinder in Sicherheit und macht euch auf einen Angriff gefasst. « Gemurmel wurde laut. »Unsinn«, rief ein Mann. »Weshalb sollte man uns angreifen? Und das mitten am Tag? « »Um euer Hab und Gut zu stehlen und euch dabei in der trügerischen Sicherheit des Tages zu wiegen«, entgegnete Nalig. Er bemerkte, wie die Menschen um ihn her vor ihm zurückwichen. »Er lügt«, schimpfte eine Frau hinter ihm. »Der ist doch nicht recht bei Verstand«, fluchte ein Mann und schüttelte die Faust in seine Richtung. Das Gemurmel wurde lauter. »Wenn ihr euch in Sicherheit bringt und nicht
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