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Die Insel der Mandarine

Die Insel der Mandarine

Titel: Die Insel der Mandarine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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vor Ma
Tuan Lins Hintertür gelegen war, und seine Notizen auf der Rückseite des
Reibedruckes deuten auf eine Verbindung zwischen den Käfigen und einem
Geschäftsunternehmen hin. Eine einleuchtende Annahme wäre, daß die restlichen
Käfige im Besitz der übrigen Bandenmitglieder sind, so daß das Auffinden der
Käfige gleichbedeutend wäre mit der Entdeckung der Verschwörer, und im übrigen
hoffe ich, in Erfahrung zu bringen, was zum Teufel an den Käfigen so besonders
ist. Li die Katze begibt sich nach Yen-men, um dort eine Unterredung mit dem
Großen Statthalter zu führen, und ich hielte es für eine gute Idee, wenn Ochse
und ich bei dem Treffen anwesend wären .«
    Das müde alte Haupt fuhr in
die Höhe. »Aber wie ?« fragte der Himmlische Meister
mit einem Hauch wiedererwachenden Lebens. »Um nach Yen-men zu gelangen, müßt
ihr drei verschiedene Banditengebiete durchqueren. Natürlich steht euch auch
der Seeweg offen, aber könnt ihr euch Kriegsschiffe zur Begleitung und zum
Schutz gegen Piraten leisten? Und wie wollt ihr euch, wenn ihr erst einmal dort
seid, Zutritt zu dem Treffen verschaffen ?« Meister Li
grinste. »Li die Katze nimmt den zeitraubenden Seeweg, und das Wolfsregiment
begleitet ihn. Wenn alles nach Wunsch geht, reisen Ochse und ich gemütlich über
Land, erfreuen uns an der schönen Landschaft und lassen uns von Banditen keine
schlaflosen Nächte bereiten .«
    Das war mir neu, und als
ich mich gespannt vorbeugte, zwinkerte Meister Li mir zu.
    »Du hast gehört, was Yen
Shih gesagt hat, Ochse. Er hat Blut geleckt und möchte, soweit ich ihn
verstanden habe, den Fall weiter mit uns verfolgen. Nun ja, hast du je von
einem Banditen gehört, der so schwachsinnig wäre, sich mit einem reisenden
Puppenspieler anzulegen ?«
    Er hatte natürlich recht . Niemand legte sich mit einem Puppenspieler an.
Puppenspieler sorgten für Lachen und Vergnügen bei Banditen wie Soldaten
gleichermaßen, und sie reisten unter dem Schutz so vieler Götter, daß die
meisten Priester sie nicht hätten zählen können. Meister Li wandte sich mit
einem Augenzwinkern an den Himmlischen Meister.
    »Außerdem ist Yen Shihs
Tochter trotz ihrer Jugend eine berühmte Schamanin. Unter dem Schutz eines
Puppenspielers und einer Schamanin würde ich mich in die Höhle des Erhabenen
Schweines wagen«, erklärte er. »Und was das heimliche Belauschen des Gesprächs
betrifft, warten wir ab, was auf uns zukommt. Es hängt natürlich alles von Yen
Shihs Entscheidung ab und davon, ob seine Tochter uns begleitet .«
    Der Heilige nickte. »Bring
sie her, damit ich ihnen meinen Segen geben kann, wenn sie es wünschen«, sagte
er und fügte dann mit einem Nicken in meine Richtung hinzu: »Das gilt auch für
dich, Ochse. Du wirst keinen brauchen, Kao, denn mir ist schon vor langer Zeit klargeworden,
daß es der Erhabene Jadekaiser sich selbst vorbehält, dich zu segnen, sobald er
genügend Blitze gesammelt hat .«
    Am nächsten Morgen standen
wir mit dem Morgenstern und dem ersten Tageslicht zu viert vor der Tür des
Himmlischen Meisters. Zu fünft, wenn man das Geschenk mitzählt.
    Yen Shih hatte Meister Lis
Worten aufmerksam gelauscht, und als er von den Tieren hörte, die im Hause des
Heiligen frei herumliefen, wollte er wissen, ob ein weiteres Haustier ein
angemessenes Geschenk wäre. Nachdem Meister Li einen Blick darauf geworfen
hatte, bejahte er die Frage mit Nachdruck. Es war ein kleines Äffchen mit
wachen Augen und grünlich-seidigem Fell, und ich hatte noch nie ein so
wunderbar kluges Tier gesehen. Es hatte gelernt, auf Befehl Gegenstände herbeizubringen,
und Yen Shih hatte ihm beigebracht, drei erkennbare Melodien auf der Pipa zu
zupfen (obwohl es dazu neigte, von einer unvermittelt in die andere zu
wechseln). Darüber hinaus war es ein großartiger Imitator menschlicher Gesten.
Yen Shih führte das Äffchen, das mit einer kleinen Kappe und einer Jacke
bekleidet war, an der Hand ins Haus, und als er seine Stirn berührte und
fragte: »Wo bleiben deine Manieren?«, verneigte sich das Tier anmutig vor dem
Heiligen, der entzückt war. »Yen Shih, ja? Ich habe dich einmal gesehen,
inkognito natürlich, weil du Bauer Hong auf dem Programm hattest. Ich
habe so sehr gelacht wie seit dem Tag nicht mehr, als der Abt Nu eines dieser
neumodischen Zeremoniengefäße mit einem soghdischen Nachttopf verwechselte und
seine Altardiener mit dem Inhalt salbte«, verkündete der Himmlische Meister
munter. »Und das ist deine reizende Tochter?

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