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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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drei unteren Bildschirme erschien flimmernd die gleiche Figur: ein gleichseitiges Dreieck. Es erlosch nach einer Sekunde, erschien wieder, erlosch, erschien.
    »Gleichzeitig wird jetzt auf direktem Wege das Codewort für Dreieck eingegeben«, raunte mir der Professor zu. »Damit beginnt sofort auch der Aufbau eines zweiten Signalsystems, das ist wieder der Unterschied zum Tier. Passen Sie auf, gleich wird das Gelernte abgefragt. Auf den oberen Bildschirmen können Sie das verfolgen. Wenn dort links ein Fragezeichen auftaucht – das wirkt im jetzigen Stadium als Befehl zur Anzeige des Gedächtnisinhalts –, dann muß jeweils rechts die Antwort der Zentralrechner erscheinen, also der Köpfe der Storos, wenn Sie so wollen. Passen Sie auf!«
    »Abfragen!« befahl Dr. Krause.
    Sofort leuchteten auf den oberen Bildschirmen links die Fragezeichen auf, und gleich darauf rechts die Antwortzeichen:
    :Dreieck
    Als die unteren Bildschirme erloschen, verschwanden auch, den Bruchteil einer Sekunde später, die Zeichen auf den oberen Schirmen.
    »Danke!« sagte Dr. Krause. »Test Nummer zwo.«
    Wieder tauchten auf den unteren Bildschirmen Dreiecke auf, nur waren sie jetzt nicht mehr gleichseitig, sondern wurden allmählich breiter, nahmen unregelmäßige Gestalt an, aber so, daß sich von Mal zu Mal nur wenig veränderte. Wieder wurde gleichzeitig, wie mir der Professor erklärte, das Signal für Dreieck direkt eingegeben. Am Schluß wurde noch einmal abgefragt, und die drei Roboterköpfe gaben, unabhängig von Gestalt und Größe der Dreiecke, jedesmal übereinstimmend die Antwort:
    :Dreieck
    »Der Doppelpunkt bedeutet: Das ist!« flüsterte mir der Professor zu. »Später werden alle Aussagesätze mit einem Doppelpunkt, alle Fragesätze mit dem Fragezeichen und alle Befehle mit dem Ausrufungszeichen begonnen, auch wenn der Storo sie selbst bildet.«
    Es folgte eine Versuchsreihe mit Kreisen, dann, während Dreieck und Kreis bisher in Schwarzweiß gezeigt wurden, folgten Reihen mit den Farben Rot und Blau, bei denen die Bildschirme jeweils einheitlich in einer Farbe aufleuchteten.
    Die Storos »kannten« nun schon vier Begriffe: Dreieck, Kreis, rot, blau – und die entsprechenden Codewörter der Metasprache, die eigens für die Storos konstruiert worden war –, natürlich eine logisch-mathematische, nicht eine technische Konstruktion. Der Beweis dafür waren die richtigen Antworten, die die Storos jetzt in einer fünften Versuchsreihe gaben, in der die entsprechenden Zeichen oder Farben durcheinander gezeigt wurden:
    :Dreieck, :rot :Kreis, :blau
    Dann wurde das Ganze noch einmal wiederholt, und ich war etwas erstaunt, vom Professor zu hören, daß jetzt das Tempo höher sei. Mir kam es eher vor, als habe es sich verlangsamt. Aber das hatte vielleicht seine Ursache in der Monotonie, die über allem lag. Mir war, als stände ich hier schon eine Stunde, aber ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß ich den Raum erst vor fünfzehn Minuten betreten hatte. Heute weiß ich, daß es fast jedem so geht, der zum erstenmal mit wissenschaftlicher Arbeit in Berührung kommt, ohne viel davon zu verstehen: Zuerst erscheint alles außerordentlich interessant, aber da man nicht weiß, was eigentlich vor sich geht, kommt es einem vor, als passiere überhaupt nichts, und sehr bald beginnt man sich zu langweilen.
    Ich unterdrückte ein Gähnen und bemerkte, mehr um überhaupt etwas zu sagen: »Das flimmert aber ganz schön auf den Bildschirmen!«
    »Wissen Sie, wie Sie sehen?« fragte der Professor.
    »Natürlich, das weiß doch jedes Kind. Auf dem Bildschirm erscheinen lauter einzelne Bilder, und dank der Trägheit des Auges sehe ich ein Bild beziehungsweise beim Film Bewegung.«
    »Das meine ich nicht. Also: Auf Ihre Netzhaut wird ein Bild projiziert. Jedes Nervenende nimmt einen Bildpunkt auf. Was meldet es an das Gehirn weiter?«
    »Na, beispielsweise: hell oder dunkel. Oder den Farbwert.«
    »Irrtum. Der Nerv meldet nur dann weiter, wenn sich etwas ändert – die Helligkeit oder die Farbe. Das ist viel ökonomischer, er braucht nicht dauernd erregt zu sein, und die Flut von Informationen, die in das Gehirn gelangt, wird auf einen Bruchteil reduziert.«
    »Aber das würde doch heißen, wenn ich ein ruhendes Bild betrachte, dürfte ich gar nichts sehen, da sich ja nichts ändert?«
    »Eben, und deswegen macht Ihr Auge schnelle, ruckartige aber mikroskopisch kleine Bewegungen. Dadurch werden dort, wo Konturen sind, im projizierten Bild ständig

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