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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Änderungen erzeugt, die weitergemeldet werden, und das, was zwischen den Konturen liegt, ergänzt Ihr Gehirn. Wußten Sie das nicht?«
    »Nein«, mußte ich gestehen.
    »Ist es Ihnen schon mal passiert, daß Ihnen plötzlich ein Bild vor Augen verschwamm? Besonders wenn es sich um ein relativ ruhiges Bild handelte?«
    »Ja sicher.«
    »Sehen Sie, und das kam so zustande: Infolge der Ermüdung erlahmten die winzigen Muskeln, die diese Bewegungen ausführen. Ihre Nervenenden konnten keine Änderung mehr melden, auch dort nicht, wo scharfe Konturen bestanden. Das Bild verschwamm. Übrigens ist dieser Prozeß – wie fast alles, was mit dem Gehirn zusammenhängt – noch nicht bis in alle Einzelheiten erforscht, aber wir machen ihn uns doch zunutze. Die Optik unserer Storos und übrigens auch die inneren Stellungs- und Bewegungsrezeptoren arbeiten nach dem gleichen Prinzip. Aber eine so winzige Bewegungsmechanik, wie die des menschlichen Auges können wir noch nicht bauen, wenigstens nicht mit der gleichen Betriebssicherheit, und darum sind wir auf eine andere Lösung gekommen. Der Storo hat im Rumpf einen Vibrator, der alles vibrieren läßt, später, wenn er fertig montiert ist.
    Hier lassen wir statt dessen das Bild in entsprechender Frequenz vibrieren, und da sich die Frequenzen der Vibration und der Bildfolge überlagern, gibt es die bewußten Schwebungen, die Sie als leichtes Flimmern empfinden.«
    Er brach plötzlich ab und faßte mich an dem Arm.
    »Jetzt fällt die Entscheidung!« flüsterte er.
    Auf dem Bildschirm erschien ein rotes Dreieck. Ich begriff – zum erstenmal waren hier zwei der gelernten Begriffe miteinander verbunden. Gleich darauf tauchte oben das Fragezeichen auf. Dann kamen die Antworten:
    Bei Anton: :Dreieck :rot
    Bei Berta: :Dreieck :rot
    Bei Caesar: :rot :Dreieck
    Kein Laut war zu hören, nicht einmal das Atmen der Menschen. Wieder das Bild, die Frage, die gleiche Antwort. Wieder und wieder. Der Griff, mit dem der Professor meinen Arm hielt, wurde immer kräftiger. Bild, Frage, Antwort. Bild, Frage, Antwort.
    Plötzlich ein tiefes Aufatmen, fast ein Stöhnen. Die Hand ließ meinen Arm los. Dabei schien gar nichts geschehen zu sein. Und dann bemerkte ich doch eine Veränderung. Bei Anton stand als Antwort:
    :Dreieck rot
    »Das Dreieck ist rot«, flüsterte der Professor, ich erkannte seine Stimme kaum wieder, so erregt war sie, »das ist der erste selbständige Satz, den je ein Roboter gebildet hat!«
    »Weiter!« befahl Dr. Krause laut.
    »Kann das nicht eine reine Einsparung sein, wenn Anton den zweiten Doppelpunkt da weggelassen hat?« fragte ich leise den Professor.
    »Natürlich, was denn sonst?« fragte er zurück. »Oder glauben Sie, es sei eine überirdische Eingebung? Jeder wesentliche Entwicklungsschritt vollzieht sich unmittelbar aus Gründen der Ökonomie der Zeit und der Mittel!«
    Nach einigen weiteren Versuchen bildeten auch Berta und Caesar diesen Satz – Caesar allerdings in umgekehrter Reihenfolge:
    :rot Dreieck
    Und dann erschien ein blauer Kreis auf dem Bildschirm. Beim erstenmal antworteten alle drei:
    :Kreis :blau
    Aber schon beim zweitenmal bildete Anton und Berta den entsprechenden Satz, und Caesar tat das beim drittenmal.
    Das gleich darauf folgende blaue Dreieck und dann auch den roten Kreis beantworteten alle drei sofort mit Sätzen – Caesar allerdings immer mit umgekehrter Reihenfolge der Begriffe.
    Es wurde hell, alle liefen durcheinander, umarmten und beglückwünschten sich. Ich stand etwas verloren in meiner Ecke, aber das störte mich nicht, denn ich hatte nun verstanden, was vorgegangen war: Die Storos hatten sich prinzipiell als funktionsfähig erwiesen. Der Professor kam auf mich zu und nahm mich beim Arm.
    »Herzlichen Glückwunsch!« sagte ich.
    »Oh – dankend angenommen!« meinte er vergnügt. »Aber kommen Sie, hier gibt’s für uns nichts Neues mehr. Sie werden jetzt alles x-mal wiederholen, zur Festigung, und vor allem Caesar die Mucken austreiben. Wir sehen uns inzwischen den Bewegungsunterricht an.«
    Ich mußte lachen und erklärte dem Professor auf seine Frage, daß ich dieses Wort als Fachausdruck aus meiner einstigen künstlerischen Freizeitbeschäftigung in einem Soldatentheater kannte, und daß sich mir dabei bildlich die Vorstellung aufgedrängt habe, wie die Roboter Gymnastik treiben.
    Sonderbarerweise nahm der Professor meine unbeabsichtigte Reaktion ernst.
    »Aus dieser Richtung kenne ich den Ausdruck auch. Sie haben recht mit Ihrem

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