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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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kann dann nichts mehr korrigieren oder auswechseln, vom mechanischen Teil mal abgesehen. Alles, was das Wesen des Storo ausmacht, also vor allem das innere Umweltmodell, muß durch die Signalgebung von außen her aufgebaut werden – eine Art Abrichtung. Die Methoden dazu gibt es auch noch nicht, wir müssen sie erfinden. Aber das haben Sie ja sicherlich schon studiert, kommen Sie, ich rede viel zu viel, ich bin nämlich aufgeregt. In meinem Alter findet man das schön, wenn man noch aufgeregt sein kann wie ein Student vor der Prüfung.«
    Wir waren während des Gesprächs über den Hof und in den Stollen gegangen und traten nun in eine Kammer von vielleicht vier mal vier Metern, die nur schwach beleuchtet war. Ich sah zunächst Geräte der verschiedensten Art, Bildschirme, Schaltpulte, Tische, dazwischen Dr. Ilona Krause und Gerda Sommer und einige andere Mitarbeiter, die ich noch nicht kannte. Aber ich sah nichts, was mit einem Roboter Ähnlichkeit hatte.
    »Kommen Sie, wir wollen nicht stören!« sagte der Professor halblaut und zog mich in eine Ecke. »Fragen Sie mich ruhig aus, dann merke ich mein Lampenfieber nicht so. Aber leise!«
    Bei aufmerksamer Betrachtung entdeckte ich nun eine gewisse Ordnung in der Verteilung der Apparaturen. Sechs Bildschirme waren an der Wand uns gegenüber angebracht – drei in Blickhöhe, nein, noch etwas tiefer, und drei hoch darüber. An den übrigen Wänden standen verschiedene Schaltschränke und anderes Gerät. In unserer Nachbarecke, also auch den Bildschirmen gegenüber, befand sich das zentrale Steuerpult – wie ich ziemlich kühn aus der Tatsache schlußfolgerte, daß Dr. Ilona Krause meist dahinterstand.
    Die Mitte des Raumes aber füllten drei längliche Arbeitstische, gerichtet auf die unteren Bildschirme; hinter ihnen saß je ein Mitarbeiter, und auf jedem Tisch stand neben Armaturen und Tastaturen ein kugelförmiges Gebilde von vielleicht vierzig Zentimeter Durchmesser, bedeckt mit warzen- und stummelförmigen Auswüchsen. Alle Stummel waren auf die Bildschirme gerichtet. Wo waren die Storos?
    Der Professor war offenbar meinen Blicken gefolgt. »Sie haben recht mit Ihrer Vermutung«, flüsterte er, »das sind die Köpfe von Anton, Berta und Caesar, unseren Prototypen!«
    »Woher wissen Sie, daß ich das vermute?« fragte ich ebenso leise. »Ich vermute vielmehr, daß Sie mich pausenlos überschätzen. Darauf bin ich jedenfalls nicht gekommen.«
    »Macht nichts, dann wären Sie eben eine Sekunde später auf diesen Gedanken gestoßen.«
    »Wie Sie meinen. Und wo ist das übrige?«
    »Die Rümpfe werden gesondert behandelt – vor der Endmontage, der Geburt gewissermaßen. Sehen Sie, das ist so: Das Tier bekommt, wenn es geboren wird, unbedingte Reflexe mit, die es zu Instinkthandlungen befähigen; und natürlich, wenn es ein höheres Tier ist, die Fähigkeit, bedingte Reflexe aufzubauen. Unser Storo hat vergleichsweise auch die Fähigkeit zu bedingten Reflexen, aber unbedingte Reflexe konkreter Natur können wir ihm nicht mitgeben, das ist für unseren jetzigen Wissensstand noch zu kompliziert. Hier ist unsere Zwickmühle. Man kann kein System bedingter Reflexe aufbauen ohne die unbedingten, die zugrunde liegen müssen. Nehmen Sie Pawlows berühmten Hund – die Speichelabsonderung beim Anblick oder Geruch des Fressens ist ein unbedingter Reflex, ohne ihn könnte man nicht das Signal einführen, das den bedingten Reflex ausmacht. Wir müssen also anders vorgehen – auch deshalb, weil der Hund und seine Reflexe hier ja nur als Vergleich dienen können. Wir versuchen, einige wenige wichtige Elemente der Datenverarbeitung – hier in diesem Raum – und der Aktion – drüben bei Rebel – vorher getrennt einzutrainieren, so daß bei der Endmontage sozusagen halbe Reflexbögen vorliegen; einige, die von der Wahrnehmung bis zur Beurteilung reichen, und einige, die vom Befehl bis zur Aktion reichen.«
    Beurteilung? dachte ich. Beurteilung? Aber dann wurde meine Aufmerksamkeit von den Vorgängen im Raum in Anspruch genommen. Bisher hatten die Mitarbeiter einander Worte und Satzfetzen zugeworfen – das übliche technische Kauderwelsch bei der Vorbereitung eines Versuchs. Nun wurde es still.
    »Wir sind soweit!« sagte Dr. Krause.
    »Ich habe gesagt, Sie leiten den Versuch!« antwortete der Professor.
    Ein leises Klicken ertönte, es wurde dunkel.
    »Protokoll läuft!« meldete eine Stimme.
    »Erste Versuchsreihe – Test Nummer eins!« Das war Dr. Krause.
    Auf jedem der

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