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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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daß ich das eine oder andere nicht ganz richtig verstanden hatte! Nun, dann würde mich der Professor schon korrigieren, sagte ich mir und begann. »Die erste Frage, die ich mir vorlegte, war: Kann man den Storo von außen her verändern, manipulieren oder so beeinflussen, daß er seine Aufgaben nicht in der von uns beabsichtigten Weise erfüllt?
    Darauf gibt es eine klare Antwort. Man kann ihn natürlich – wie jede Maschine – durch Anwendung äußerer Gewalt zerstören. Aber falsch schalten oder durch mechanische Beeinflussung zum falschen Funktionieren bringen wie eine beliebige Maschine kann man ihn nicht. Und man kann ihn auch nicht falsch programmieren wie eine gewöhnliche, deterministische Datenverarbeitungsanlage – wenigstens nicht durch einzelne Beeinflussungen. Nur wenn wir ihn in logisch durchkonstruierter Weise ein Jahr lang falsch beeinflussen würden, wäre das möglich. Aber das steht wohl hier nicht zur Debatte. Es geht ja um die Möglichkeiten des Gegners, nicht um unsere.
    Diese entschiedene Antwort gilt also in dem Maße, wie unser eigenes Ausbildungsprogramm richtig ist. Verzeihung, Genosse Professor, ich gebrauche hier das offizielle Wort, obwohl ich weiß, daß Sie es nicht mögen. Professor Doktor Hetz meint, daß Abrichtung oder Dressur besser wäre als Ausbildung, aber es ist nun mal so eingeführt.«
    Der Professor hob abwehrend die Hände und nickte beschwichtigend.
    Ich fuhr fort: »Die außerordentlich hohe Stabilität der Funktionsweise des Storo, die ihn gegen Beeinflussung von außen fast immun macht, kann man nur verstehen, wenn man seine Struktur kennt. Ich möchte sie, bevor ich auf die Arbeitsweise selbst eingehe, von zwei Seiten her erläutern, vom Konkretesten und vom Allgemeinsten her.
    Der Zentralrechner ist fast nur aus winzigen Glasfasern zusammengesetzt, die zu Filmen von der Stärke einer Faser verkittet sind, aber so, daß die einzelne Faser senkrecht durch den Film läuft. Die Filme sind unterschiedlich groß und geformt, von haarstarken Streifen bis zum Briefmarkenformat. Die Anordnung der Filme macht natürlich die eigentliche Konstruktion des Zentralrechners aus, aber davon will ich hier nicht sprechen, weil das viel zu kompliziert ist.
    Was ich versuchen will zu erklären, das sind die bemerkenswerten Eigenschaften der einzelnen Faser selbst. Es gibt natürlich auch davon unterschiedliche Arten, aber sie haben alle das gleiche Prinzip. Ich wähle dazu den einfachsten Fall – eine Faser aus einem sogenannten Wandlerblock, der Sinneseindrücke, also sagen wir ein optisches Bild so wandelt, daß es vom Zentralrechner verarbeitet werden kann.
    Diese Faser – die natürlich nicht aus Fensterglas besteht, sondern aus einem Spezialglas mit genau dosierten Beimengungen – ist auf eine absonderliche Art elektrisch leitfähig. An sich leitet sie den Strom überhaupt nicht. Sie vermag aber elektrische Impulse in zwei verschiedenen Stärken aufzunehmen, sagen wir starke und schwache Impulse.
    Die Rezeptoren, also die Organe, die Eindrücke aufnehmen, senden nun Signale, die aus einer Folge von starken und schwachen Impulsen bestehen. Die Zahl der Impulse ist konstant, und genau so viel Filme sind im Block übereinandergepreßt. Nehmen wir an, der Block wurde noch nicht benutzt. Aus einer Zuleitung (entsprechend dem Nerv eines lebenden Organismus) kommt ein Signal. Es trifft nun nicht genau auf ein Faserende, sondern auf drei oder vier. Diese Ungenauigkeit ist sehr wichtig, wir werden ihr immer wieder begegnen, sie gehört zum Wesen des Storo und seines Zentralrechners, ja, man kann sogar sagen, ohne diese Ungenauigkeit oder Unschärfe könnte er nicht arbeiten.
    Was geschieht weiter? Wenn die Fasern alle bis in atomare Maßstäbe hinunter völlig gleich wären, würde sich der Impuls auf die drei oder vier Fasern verteilen, und alles wäre zu Ende. Aber es gibt Unterschiede, die für uns gar nicht meßbar sind. Der Impuls, mit dem das Signal beginnt, nehmen wir an, es ist ein starker Impuls, sucht sich von den drei oder vier Fasern diejenige aus, deren Aufnahmefähigkeit am größten ist. Die Faser verbraucht die Energie des Impulses und baut daraus eine kurz befristete Leitfähigkeit für beide Impulsarten auf, das heißt, sie leitet das Signal weiter, allerdings ohne dessen ersten Impuls. Nun rückt der zweite Impuls des Signals an die erste Stelle, am Ende der Faser trifft das Signal auf drei oder vier Faserenden des nächsten Films, und das Spiel beginnt von

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