Die Insel der Roboter
das weiß der Gegner natürlich auch. Na, und die Katastrophendrohung? Der Gegner wird nicht warten, bis zufällig mal wirklich eine eintritt. Hier wird der Auftrag verraten, den die auf uns angesetzte Gruppe hat. Denn wenn erst ein paar hundert Storos arbeiten, wird es schwer sein, in allen Punkten Katastrophen hervorzurufen, die so aussehen, als sei das Versagen der Storos dran schuld. Hier bei uns wäre es am überzeugendsten und für ihn am günstigsten.«
»Verstehe«, sagte der Professor, und sein Gesicht, das vorher einfach verärgert ausgesehen hatte, drückte jetzt Spannung aus. »Und wie treten wir dem entgegen?«
»Zuallererst dadurch, daß wir den Storo zum Erfolg führen. Denn der tatsächliche, handfeste, analysierbare Erfolg zerstreut am besten alle feindlichen Einwirkungen. Und zweitens dadurch, daß wir das Vorgehen der feindlichen Gruppe ständig analysieren und daraus unsere Abwehrmaßnahmen entwickeln.«
»Reichen unsere Kräfte dazu?« fragte der Professor. »Immerhin habe ich auch einigen Einfluß…«
»Ich denke, sie reichen!« antwortete Horst Heilig. »Es kommt nicht auf die Quantität an, sondern auf die Qualität.«
»Gut, ich verlasse mich auf Ihr Urteil. Könnten Sie eine erste derartige Analyse zu geben versuchen? Ich weiß, daß ich Ihnen kaum helfen kann, aber es interessiert mich einfach, es ist für mich so – so wie ein benachbartes Forschungsgebiet.«
»Ja, auch deshalb habe ich Sie hergebeten. Zunächst das Ziel des Gegners. Im Zusammenhang mit der Beeinflussung der assoziierten Staaten dürfte das Hauptziel der uns gegenüberstehenden Gruppe – nennen wir sie Gruppe X – darin bestehen, bei der Erprobung der Storos eine Katastrophe hervorzurufen, und zwar hier auf der INSEL, wo sie noch alle beisammen sind. Da uns aber keine Dummköpfe gegenüberstehen, müssen wir annehmen, daß sie auch den Fall einkalkulieren, daß ihnen das nicht gelingt. Ich würde deshalb annehmen, daß der Gegner ein Maximalziel – eben genannt – und ein Minimalziel ansteuert, das darin bestehen könnte, die Fertigstellung der Storos und ihre Übergabe an die Pilotanlagen wesentlich hinauszuzögern. Das würde für uns ökonomische Verluste und für ihn politischen Gewinn bedeuten. Nebenbei bemerkt, das ist nicht etwa alles allein meine Weisheit. Trotzdem muß es noch genau durchdacht werden.
Bei der Wahl seiner Methoden ist der Gegner eingeengt durch seine Verknüpfung mit dem strategischen Ziel in den assoziierten Staaten. Immerhin führen dort die Kräfte, die auf einen nichtkapitalistischen Weg orientiert sind. Wäre also die Einwirkung der Gruppe X bei Katastrophe oder Verzögerung einigermaßen deutlich nachweisbar, könnte sich das politisch sogar als Verlust für den Gegner auswirken. Allenfalls darf Spionage nachweisbar sein, keinesfalls ein aktives Einwirken.
Über die mutmaßliche Zusammensetzung der Gruppe X habe ich schon anfangs etwas gesagt. Ich möchte noch hinzufügen: Ich halte es für ausgeschlossen, daß der Gegner einen Mann (oder eine Frau natürlich) auf der INSEL hat.«
»Ich auch«, sagte der Professor. »Aber warum sind Sie so sicher?«
»Gehen wir die Motive durch, die historisch aufgetreten sind bei Leuten, die für den Gegner arbeiten. Ad eins: Weltanschaulich begründeter Haß hat zur Grundlage die Entmachtung der Klasse, der die Familie angehörte. Das trifft heute auf niemand mehr zu. Ad zwei: Habgier, Aussicht auf materiellen Gewinn. Das setzt, außer einer niedrigen Moral, die nicht immer sichtbar sein muß, unbefriedigte und durch ehrliche Arbeit nicht zu befriedigende Wünsche, Bedürfnisse, Begierden oder Laster voraus, die in jedem Fall vorher schon sichtbar geworden wären. Ad drei: persönlicher Ehrgeiz, in diesem Fall wissenschaftlicher Ehrgeiz. Das konnte nur so lange ein Motiv sein, wie der Gegner auf diesem speziellen Gebiet weiter war als wir, mehr Möglichkeiten bieten konnte. Ad vier: Erpressung. Bei unserer Rechtspraxis unwirksam als Mittel, einen Agenten dauernd bei der Stange zu halten, aber immerhin denkbar für kurzfristige Motivierung bei jemand, der einen schwachen Charakter und zugleich starkes Interesse an seiner Arbeit hat. Wir werden vor der Belegschaft noch einmal darauf hinweisen müssen. In diesem Falle aber – wie auch überhaupt – besteht die erste Aufgabe des Gegners darin, uns zu finden und Kontakt aufzunehmen. Und der Zeitpunkt, wo die Gruppe X so weit ist, müßte nun bald gekommen sein. Auch darauf muß man noch mal
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