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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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neuem.
    Aber bleiben wir noch bei der ersten Faser. Nachdem das Signal hindurchgegangen ist, bricht die Leitfähigkeit zusammen. Es bleibt allerdings ein kleiner Rest erhalten, und diese Restleitfähigkeit besteht nur für den Impuls, der vorher die Leitfähigkeit aufgebaut hat. Wenn jetzt also wieder ein Signal kommt, das mit einem starken Impuls beginnt, wird es unter allen Umständen durch diese Faser gehen, wenn dagegen ein Signal kommt, das mit einem schwachen Impuls beginnt, wird es unter keinen Umständen durch diese Faser gehen.
    Allerdings besteht diese Restleitfähigkeit nicht endlos, aber sehr lange, nämlich zwei Sekunden – und das ist für die Maßstäbe, von denen wir jetzt sprechen, eine kleine Ewigkeit.
    Kommt jetzt das nächste Signal mit einem starken Impuls am Anfang, so wird etwas weniger von diesem Impuls zum Aufbau der Leitfähigkeit verbraucht, und entsprechend größer wird die Restleitfähigkeit. Das heißt, größer ist der Energiebetrag, der für die Restleitfähigkeit übrigbleibt – sie selbst vergrößert sich nur in der Zeit, dauert also länger. Kommen nun mehrere Signale, so addieren sich die Zeiten der Restleitfähigkeit für den starken Impuls nicht einfach, sondern wachsen expotentiell, so daß im Resultat ein bestimmtes Signal bei genügend häufiger Wiederholung, die ja die Regel darstellt, schon nach wenigen Sekunden für Jahre seine feste Bahn in diesem Block des ZR hat. Bei der Abrichtung der Storos wurde als erstes ein Dreieck gezeigt. Die Häufigkeit war so eingerichtet, daß die Signale, die dieses Bild auslöste, für sechs Jahre in dem entsprechenden Block ihre feste Bahn haben. Also selbst, wenn das Dreieck nie wieder vor der Optik der Storos erscheint, werden sie es erst nach Ablauf des ununterbrochenen Einsatzes in einer Anlage – vergessen, wenn ich diesen Ausdruck mal gebrauchen darf.
    Zwei Besonderheiten sind hierbei noch zu beachten. Erstens werden bei weitem nicht alle Fasern genutzt. Das stellt eine große Reserve dar, einen Strukturüberschuß, der für die Stabilität des ZR wichtig ist. Sollte – aus was für Gründen immer – eine Faser ausfallen, nicht mehr passierbar sein, ihre wesentlichen Eigenschaften verlieren, so sucht sich das Signal eben einen benachbarten Weg. Von noch größerer Bedeutung als in diesem relativ einfach funktionierenden Block ist das in anderen, komplizierteren Blöcken.
    Die zweite Besonderheit aber ist die Zufälligkeit der Bahn. Es wird unter den genannten Umständen keine zwei Storos geben, in denen das gleiche Signal auch die gleiche Bahn beschreibt und – das ist besonders wichtig – in dem gleichen Punkt des äußersten Films dieses Blocks endet.
    Stellen wir uns vor, das Signal durchläuft den Block, jede Faser verzehrt sozusagen einen Impuls des Signals, und die letzte, äußerste Faser verbraucht den letzten Impuls. Sie muß nun nichts mehr weiterleiten, infolgedessen bleibt sie etwas länger erregt. Nun ruft ein beliebiges Bild – wie das erwähnte Dreieck – natürlich viele Signale hervor, die gleichzeitig den Block durcheilen, und auf seinem äußersten Film entsteht so etwas wie ein Sternhimmel erregter Fasern. Zu jedem Bild, das gezeigt wird, gehört ein anderer Sternhimmel, aber immer ein ganz bestimmter. Dem Dreieck ist ein bestimmter Sternhimmel zugeordnet – aber in jedem Storo ein anderer! Sein Aussehen ist ganz und gar zufällig. Und genauso zufällig ist der Sternhimmel, der in einem anderen Block durch das eingegebene Codewort der Metasprache für Dreieck hervorgerufen wird. Gesetzmäßig ist nur die Zuordnung zwischen beiden.
    Die wichtigste Schlußfolgerung: Man kann, auch wenn man noch so feine Elektroden mit noch so großer Genauigkeit in den ZR einführen würde, niemals gezielt bestimmte Speicherinhalte verändern. Der einzige Weg zur Beeinflussung des Storo führt über die Metasprache.« Ich wandte mich an den Professor. »War das richtig?«
    »Im wesentlichen ja«, sagte der Professor.
    Ich blickte Horst Heilig und Werner Frettien an. »Auch verständlich?«
    Horst Heilig nickte. Werner Frettien verdrehte die Augen, lächelte aber dann und sagte mit komischem Seufzen: »Ich möchte wie der Professor antworten: im wesentlichen ja.«
    Ich hatte plötzlich ein unsicheres Gefühl. Mir kam es vor, als wäre das alles überflüssig, als würde ich die drei anderen nur langweilen, und sie wären vielleicht nur zu kameradschaftlich, sich das anmerken zu lassen. Aber dann sagte ich mir, zum Teufel,

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