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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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du kannst dir jetzt solche Unsicherheiten nicht leisten, du mußt die Sache zu Ende bringen, und wen es langweilt, der möge weghören. Ich fuhr also fort: »In der ersten Erläuterung bin ich, um die Stabilität des Storo zu erklären, vom Konkreten, Einzelnen ausgegangen, vom hauptsächlichsten, einfachsten und überall im ZR vertretenen Bestandteil. Jetzt will ich den umgekehrten Weg gehen. Das, was beim Storo aus dem vieltausendfältig verästelten und kombinierten Zusammenwirken all der Blöcke und Teile des ZR und der von uns methodisch und gezielt vorgenommenen Beeinflussung als wesentlich neue Qualität entsteht, ist ein – wenn auch begrenztes – inneres Umweltmodell. Das ist kein besonderer Teil, kein bestimmtes Organ des ZR, sondern seine wichtigste Funktion. Es entsteht aus der Menge der gespeicherten Fakten und der Tatsache, daß sie in Form einer Metasprache gespeichert werden. Sie besteht aus einer Menge von Signalen, die bestimmten Wahrnehmungen zugeordnet sind, also Begriffen, und den Regeln ihrer Verknüpfung, die logischen Charakter tragen. Natürlich ist sie unvergleichlich viel ärmer als die menschliche Sprache, aber ich muß hier – der Professor möge mir verzeihen – zur Erklärung doch immer wieder menschliche Vergleiche heranziehen, da das Tier eben kein inneres Umweltmodell und keine Metasprache hat.
    Welche Rolle spielt das innere Umweltmodell? Jedes einigermaßen komplizierte Verhalten setzt sich aus Teilaktionen zusammen, die gespeichert sein können. Das Tier hat dabei kein konkretes Ziel vor Augen. Auf Grund äußerer oder innerer Signale vollzieht es Verhaltensweisen, die angeboren oder gelernt sind; es ist also an der Vergangenheit orientiert. Damit sind aber nur sehr einfache Aktionen in einer relativ gleichbleibenden Umgebung ausführbar – ich meine, erfolgreich ausführbar. Bei sehr komplizierten Tätigkeiten in stark veränderlicher Umgebung reicht das nicht – zum Beispiel bei Arbeit. Der Mensch kennt das konkrete Ziel seiner Tätigkeit, er orientiert sich also an der Zukunft, und er überlegt vorher, was er im einzelnen tun wird, welche einzelne Handlung zweckmäßig ist oder nicht. Er entscheidet über die Zweckmäßigkeit der einzelnen Handlungen und ihrer Kombination vorher – an Hand der Vorstellungen, die er über den betroffenen Teil der Umwelt hat, also mit Hilfe eines inneren Umweltmodells. Da der Storo in gewissem Sinne arbeiten soll, muß er ebenfalls sein Verhalten vorher planen und am Modell abspielen, bevor er es in der wirklichen Umwelt ausführt.
    Ein Beispiel: Angenommen, ich will erfahren, ob jemand versucht hat, in das Objekt einzudringen. Am zweckmäßigsten ist, wenn ich den Wachhabenden anrufe, denn er muß es wissen. Dazu muß ich seine Telefonnummer heraussuchen. Also: Telefonnummer suchen; anrufen, fragen. Der Aktionsplan ist fertig, am inneren Umweltmodell abgespielt und bestätigt. Wenn ich gemäß diesem Plan verfahre, erreiche ich mein Ziel. Wähle ich zum Beispiel die falsche Nummer, erreiche ich mein Ziel nicht. Habe ich diesen Aktionsplan öfter erfolgreich ausgeführt, so geht er in den Bestand der fertigen Verhaltensweisen über – sobald ich mir dieses Ziel stelle, handle ich, ohne zu überlegen. Mein inneres Umweltmodell ist um eine Verhaltensweise reicher. Trotzdem brauche ich es nach wie vor. Wenn sich in diesem Fall die Umgebung ändert – also sagen wir, die Telefonnummern werden geändert –, wird die vorher richtige Verhaltensweise falsch, da ich nun automatisch die falsche Nummer wähle. Nun korrigiert mein inneres Umweltmodell die jetzt falsche Information.
    Ähnlich verhält sich der Storo zu einer falschen Information. Angenommen, wir prägen ihm einen Fehler ein, etwa: Zwei plus zwei ist fünf. Sein inneres Umweltmodell sagt ihm aber: Zwei plus eins ist drei, zwei plus drei ist fünf, also kann diese Information nicht stimmen. Er korrigiert sie. Das bedeutet, jetzt verallgemeinert, daß der Storo mit Hilfe des inneren Umweltmodells auch gegenüber etwaigen falschen Eingaben in der Metasprache stabil ist. Selbst wenn es dem Gegner also gelingen sollte, einem Storo falsche Anweisungen zu erteilen, so ist damit für ihn nicht viel gewonnen. Die Fehler müßten schon so raffiniert versteckt sein, daß sie mit dem inneren Umweltmodell nicht in Widerspruch stehen, denn sonst führt der Storo die Anweisungen nicht aus. Das gilt allerdings erst dann, wenn das innere Umweltmodell wirklich komplett ist. Da unsere Arbeit hier im

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