Die Insel der Roboter
mit elektronischen Organen wie mit Pickeln besäte Gesicht des Roboters. Ein Bild, das einem Science-Fiction-Thriller entnommen sein könnte. Aber ist es wirklich übertrieben?
Führen wir uns die Folgen vor Augen, die – heute noch verborgen – aus solchem Projekt erwachsen können. Beginnen wir mit denjenigen Konsequenzen, die am deutlichsten sichtbar sind, und versuchen wir, von dort aus weiter in die unbekannte Zukunft vorzustoßen! Erstens wird ein solches Projekt Arbeitslosigkeit hervorrufen. Diese Gefahr trifft nicht so sehr die hochindustrialisierten Länder, die ihre Arbeitskräfte in großem Umfang in die Dienstleistung delegieren können, als vielmehr die Länder der dritten Welt, die ja gerade deswegen industrialisieren, um die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Ein Riesenwerk, das ohne Arbeitskräfte läuft und ein Dutzend anderer Werke ersetzt, schafft im Gegenteil neue Arbeitslose. Die Regierungen dieser Länder werden in ihrem ureigensten Interesse ihre Orientierung überprüfen müssen.
Zweitens werden aber auch die führenden Länder der freien Welt früher oder später wider besseres Wissen diesen Weg mitgehen müssen, wenn sie nicht wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten und damit die Welt dem Kommunismus ausliefern wollen. Es ist abzusehen, daß daraus ein gewaltiger Investitionswettlauf entsteht, der nicht ohne große Opfer des Steuerzahlers durchzustehen sein wird.
Drittens, und das ist nicht so unmittelbar einleuchtend, aber dafür viel schwerwiegender – drittens muß man sich vor Augen halten, wie solche Roboter beschaffen sein werden. Sie müssen mehr können als unsre heutigen, die nur nach festen, vom Menschen vorgegebenen Programmen arbeiten. Sie müssen selbst Entscheidungen treffen können, die die technisch richtige Lösung von Problemen zum Inhalt hat. Wenn diese Entscheidungen zunächst auch klein sein werden und das Ausmaß dessen, was ein heutiger Arbeiter an seinem Arbeitsplatz entscheidet, nicht überschreiten, so muß man doch fragen: Wo ist die Grenze? Und damit sie überhaupt Entscheidungen treffen und nicht einfach abwarten, was geschieht, müssen sie irgendeine Tendenz in sich tragen, die sie dazu veranlaßt. Sagen wir, sie müssen irgendeine Art von Spaß daran finden. Und wiederum: Wo ist die Grenze? Wer garantiert uns, daß sie nicht eines Tages Spaß daran finden, den Menschen, der der technischen Entwicklung eigentlich nur noch im Wege steht, zu beseitigen? Und wer könnte diese Maschinen, die viel schneller und folgerichtiger denken und handeln als Menschen, die viel hemmungsloser ihre Entschlüsse in die Tat umsetzen – wer könnte sie dann noch aufhalten? Dann bleibt uns nur noch ein einziger Trost, daß sie vielleicht den Menschen doch für diese oder jene Hilfsdienste gebrauchen können…
Die freie Welt muß ihrer Verantwortung Rechnung tragen und Front machen gegen diese Entwicklung. Vielleicht haben wir Glück, und es erweist sich bereits in den ersten Stadien dieser Entwicklung, daß solche Maschinerie unfähig ist, dem Menschen zu dienen. So oder so – wenn dieser Weg beschriften wird, sind Katastrophen unvermeidlich. Hoffen wir, daß sie bald kommen, weil sie dann noch klein sein werden, und weil dann ein Umkehren noch möglich ist.
»Ich verstehe nicht«, sagte der Professor, »warum Sie uns einen derartigen Blödsinn vorlegen!«
»Ich halte diesen Blödsinn für bedeutend.«
»Das sind doch die urältesten und dümmsten Argumente gegen die Automatisierung, zusammengeschmiert aus den reaktionärsten Geistesäußerungen der fünfziger Jahre!«
»Es ist nicht allein meine Meinung«, sagte der Inspektor bedächtig, »daß dieser Artikel für die nächsten Jahrzehnte gewissermaßen die Generallinie der ideologischen Manipulierung in den USA darstellt – und sogar noch mehr. Er enthält eine ganze Strategie, und das ist wieder für uns sehr wichtig. Der Punkt zwei hat sicher in erster Linie innenpolitische Bedeutung – er begründet die Abwälzung der Lasten auf die Bevölkerung, die stärkere Umverteilung des Nationaleinkommens der USA zugunsten der Monopole. Punkt eins und drei aber gehen uns unmittelbar an. Ich kann mir vorstellen, daß man auch heute noch in vielen Entwicklungsländern soziale Wirren und sogar reaktionäre Putsche inszenieren kann, wenn man das Gespenst der Arbeitslosigkeit an die Wand malt. Wir sind aber bei diesem Projekt darauf angewiesen, daß die Mehrheit dieser Länder mitmacht, sonst rentiert sich die Sache nicht. Und
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