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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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gut. Es sollte, wie Sie vorgeschlagen haben, die bevorstehenden Arbeitsabschnitte kritisch beraten, vor allem unter dem zuletztgenannten Gesichtspunkt: Zusammenhang zwischen Auftrag und Modell. Ich würde Gerda Sommer vorschlagen dafür, auch Nora Siebenstein, und Sie sollten es leiten. Ja, und ich würde auch die gesellschaftlich führenden Kräfte einbeziehen, den Parteisekretär, Genossen Könnecke, und den BGL-Vorsitzenden, Genossen Linzel. Warum sehen Sie mich so erstaunt an? Die Genossen haben große Lebenserfahrung, und außerdem garantieren sie, daß dieses Kollektiv im Bedarfsfall jeden anderen Mitarbeiter zur Beratung heranziehen kann. Oder glauben Sie, ich zum Beispiel würde nein sagen, wenn der Parteisekretär mich zu einer Besprechung einlädt? Was meinen denn die anderen?«
    »Na ja«, meinte Horst Heilig, »nachdem ich mich von dem Vortrag erholt habe – aber Spaß beiseite, er war wirklich notwendig und nützlich –, halte ich diesen Vorschlag durchaus für richtig.« Werner Frettien nickte.
    »Gut«, sagte der Professor, »dann machen wir’s so.«
    »Ich glaube«, sagte Horst Heilig, »wir gehen erst mal auseinander und verdauen das Gehörte. Mit dem Parteisekretär muß man auch besprechen, ob wir mit dem Artikel etwas anfangen und wenn ja, was. Er wird in unserer Presse nicht hochgespielt, weil wir das nicht nötig haben. Man muß aber doch damit rechnen, daß der eine oder andere in ausländischer Fachliteratur auf solche falschen Gedanken stößt.
    Was die Arbeit der Sicherungsgruppe betrifft, so kommt es für die nächsten Wochen darauf an, die Kontaktversuche des Gegners nicht zu übersehen. Ich habe dem Vortrag von Doktor Tischner entnommen, daß es frühestens in der zweiten Hälfte unserer Arbeit hier für den Gegner effektiv ist, irgend etwas direkt zu unternehmen. Das ist doch richtig?«
    »Ja«, sagte ich, »wenn die Storos schon einigermaßen über die ersten Anfänge hinaus sind und in den Spreng-, Vakuum- und Kältekammern arbeiten, denn nur dort könnte eine Katastrophe glaubhaft gemacht werden.«
    »Gut. Dann muß unsere Losung für die nächste Zeit sein: Wir müssen mehr über die Aktionen des Gegners wissen als er über unsere!«

    Noch zwei Tage bis zum Weihnachtsurlaub! Mein Geschenk für Inge hatte ich schon in der Tasche – eine echte, erzgebirgische Weihnachtspyramide. Von mir aus mag das mancher für kitschig halten – mir gefiel sie, und ihr würde sie auch gefallen. Und das war notwendig, denn zum zweiten Feiertag mußte ich schon wieder hier sein und Dienst tun.
    Das Kollektiv hatten wir schon gebildet – zu Anfang war es wie immer und überall bei solchen Sachen gewesen, jeder sah die Notwendigkeit ein und keiner wußte genau, wie das nun anzupacken wäre. Aber das würden wir schon in den Griff kriegen! Ich war jedenfalls, vielleicht auch aus Weihnachtsvorfreude, sehr optimistisch gestimmt.
    Ich hatte mir vorgenommen, dabeizusein, wenn heute die Storos oder vielmehr ihre ZR Zahlen lernen würden.
    Im Versuchsraum begrüßte mich Gerda Sommer – wir hatten sofort eine gemeinsame Sprache gefunden, was kein Wunder war, denn Sprache war ihr Spezialgebiet. Hinter dem Begriff Speicherpädagogin verbarg sich in Wirklichkeit die Verantwortliche für die Metasprache der Storos.
    Horst Heilig begleitete mich. Er hatte sich in der letzten Zeit sogar häufiger als ich Versuchsreihen angesehen und war über das, was heute geschehen sollte, genauso im Bilde wie ich.
    Der Raum sah ebenso aus wie damals, als ich ihn zum erstenmal betreten hatte: die Storoköpfe, die Bildschirme, die Schaltschränke, das Steuerpult.
    Zuerst erschien auf den unteren Bildschirmen in Schwarzweiß ein Kreis, dann zwei Kreise, dann drei, vier. Selbstverständlich wurden dazu die Metasätze eingegeben. Dann wurde abgefragt, und alle drei Storos antworteten brav
    :2 Kreis oder :3 Kreis,
    je nachdem, was gezeigt wurde.
    Das wiederholte sich ein paarmal, und dann begann der eigentliche Versuch.
    Zuerst sollten die Storos ohne metasprachliche Einweisung den Zahlbegriff auf andere Objekte übertragen. Auf den unteren Bildschirmen erschienen drei Dreiecke, und kurz darauf oben
    :3 Dreieck.
    Das klappte also – auch bei diversen Wiederholungen. Horst Heilig flüsterte mir zu: »Wenn man nicht wüßte, wie ernst das alles ist, könnte man’s direkt für ein Kinderspiel halten!«
    Ich antwortete im gleichen Ton: »Warten Sie nur – wenn die Storos erst mal Integralgleichungen lösen!«
    Aber nun wurde es

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